Ich habe in den letzten Wochen mehrere Hörer im Preisbereich um 400€ getestet. Dabei bin ich den Kundenbewertungen hier und Empfehlungen in verschiedenen Foren gefolgt um mir nen Überblick zu verschaffen. Wieso sich der kleine Fischer durchgesetzt hat erzähle ich euch jetzt:
Erster Eindruck und Verarbeitung:
Die Verpackung ist spartanisch und erfüllt ihren Zweck. Keine fancy Schachtel oder Box oder andere Schnörkeleien und was ich besonders gut finde: keine unnützen Plastikfolien die eh nur im Müll landen. Das mitgelieferte Case sieht stabil und angemessen groß aus, sodass man es noch locker in der Jackentasche verstauen kann. Die mitgelieferten Tips bieten ausreichend Vielfalt um in die meisten Ohren zu passen, würde ich sagen. Super finde ich auch dass ganze 3 Paar verschiedene Schaumstofftips dabei sind. Das Reinigungstool ist auch sehr praktisch und funktioniert, sodass die nicht vorhandenen Cerumen-Filter mir keine Sorgen bereiten. Die hörer selbst sehen für meinen Geschmack ganz gut aus, mir gefällt das transparente Grau. Das Kabel würde ich als die Schwachstelle des ganzen sehen. Es ist austauschbar und dem des SD2 sehr ähnlich, wenn auch etwas weicher und dementsprechend nicht so robust, würde ich vermuten. Das kann jedoch nur die Zukunft sagen. Es sitzt zumindest bombenfest im Hörer selbst. Insgesamt bin ich mit dem Hörer sehr zufrieden und ziehe lediglich einen Stern wegen des Kabels ab, weil da aus meiner Sicht mehr ginge (Siehe ATH E70). Made in Germany und die pragmatische Verpackung sind außerdem ein netter Wink in Richtung Nachhaltigkeit, für alle die darauf Wert legen.
Tragekomfort:
Die Form empfinde ich generell als sehr angenehm. Sie sind nicht zu klobig, müssen sich dementsprechend auch nicht in jede Lücke der Ohrmuschel pressen, und passen wunderbar zu meiner Ohrform. Die Passform von zB. Stagedivern deuten sie sehr dezent an, weshalb sie potentiell vermutlich weniger Dämpfung bringen, aber dafür mehr verschiedene Ohren zufriedenstellen können. Und was bringt Dämpfung wenn ein Hörer nicht angenehm sitzt.. Das tun die Fischers auf jeden Fall, und mich von der Außenwelt isolieren ebenso zuverlässig. Also hier volle Punktzahl von mir.
Nun zum Sound:
Der erste Song der lief war Betrayal of the Mind von The Raven Age. Der erste Powerchord hat mich fast aus dem Stuhl hochgerissen. So wies der Song will, die Gitarren liefern ein Statement, und was für eines! Präsenz, deutliche, gröhlende Mitten mit genau der richtigen Menge an Wumms und kein nerviges Rauschen von zu viel Verzerrung. So muss Metal! Auch die Stimme von Matt James kommt mit einer Wucht rüber die sonst noch kein Hörer geschafft hat. Wer die Stagediver2 für deren Mitten lobt, hat noch nie die Fischers hier gehört. Außerdem kann sich die Bühne echt sehen lassen. Die Musik umspielt einen, Instrumente bleiben auf deren Plätzen und sind sehr gut zu separieren. Wenn man drauf achtet, macht der Hörer da ne richtig gute Arbeit.
So viel zum ersten subjektiven Eindruck, jetzt zu den Details:
Bass:
So trocken wie zB. der ATH E70 spielt er nicht, der Oberbassbereich ist betonter als der Tiefbass. Trotzdem kommt die Kickdrum sauber rüber, matscht nicht rum und ist weg wenn sie nicht mehr gebraucht wird. Exzessiven Bass darf man sich bei der Suche nach neutralen Hörern eh nicht erwarten. Insofern eine sehr gute Balance.
Untere Mitten:
Davon lebt der Hörer! Die Grundtöne von Stimmen und Instrumenten präsentiert er auf dem Silbertablett. Einfach alles was er spielt klingt voll und kräftig. Freddie Mercury ist bei Bohemian Rhapsody wunderbar präsent, wo er mir von dem meisten anderen Hörern dank einer leichten Badewanne immer zu sehr von anderen Instrumenten verdeckt wurde.
Mitten:
Auch hier spielt der Hörer wunderbar linear. Es gibt so gut wie keine Verfärbung und man hat nie das Gefühl es fehlt an Volumen. Das Klangbild fügt sich nahtlos mit den tieferen Registern zusammen.
Leider habe ich noch keine Etymotics gehört, aber von allen anderen ist der Fischer gefühlt der neutralste bis in die oberen Mitten hinein.
Höhen:
Beim Übergang von Tonalität auf Sibilianz so um 5kHz gerät die wunderbare Balance zum ersten Mal etwas ins Straucheln. Eine ganz dezente Verfärbung ist im Vergleich zu Studiomonitoren rauszuhören. Wenn mans hören will, hört mans, sonst nicht. Da sind bei vergleichbaren Hörern wesentlich ärgere Probleme Vorhanden (zB. das Nuscheln des SD2 bei 2 kHz). Störende Resonanzen oder Dips sucht man vergeblich.
Nun zur einzigen Problemzone der Fischers:
Die Superhöhen:
Kristallklaren Klang bekommt man hier nicht. S-Laute sind relativ stark zurückgenommen. Wenn man ne Badewanne gewohnt ist, wird man sich erst mal nach den Details sehnen. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit verschwindet der Eindruck aber recht stark. So einfach ist das Gehör auszutricksen :D
Es ist jedoch sicher nicht verwerflich, da mit EQ nochmal etwas nachzuhelfen.
Vergleichendes Fazit:
Die Fischers legen einen bühnenreifen Auftritt hin. Gerade bei minimalistisch bearbeiteten Aufnahmen und natürlichen Klängen wie in Filmen strahlen sie mit einer sehr authentischen Darbietung im gesamten tonalen Bereich. Kein anderer Hörer verschwindet bisher so sehr hinter der Darbietung wie diese. Alle anderen produzieren irgendeine leichte Verfärbung. Für diese phänomenale Darstellung bin ich gerne bereit, etwas Auflösung zu bezahlen. Außerdem erweisen sich die zurückgenommenen Superhöhen als sehr vorteilhaft für heftig angezerrte Metal-Gitarren, während die Mitten einem so richtig die Melodie pfeifen. Für Sänger und Gitarristen muss sich der Hörer wunderbar als Stage Monitor eignen.