Ich war skeptisch. Kann ein USB-Mikrofon für keine 30 ¤ wirklich brauchbar klingen? Schließlich kosten "normale" Kondenser mit XLR mindestens das Gleiche und haben weder Preamp, noch AD-Wandler, noch USB Schnittstelle an Board. Da ich aber etwas für meinen 9 jährigen Sohn brauchte, der ein bisschen was aufnehmen will und nichts all zu wertvolles kaufen wollte, hab ich es mir doch bestellt.
Ausgepackt, in die Hand genommen. Schock! Der Kunststoff! Die Oberfläche! Die Geräusche beim Anfassen! Der Kunststoff wirkt dünnhäutig und extrem resonanzig und hohl. Wenn ich mit der Hand drüberstreiche, klingt das fast, als würde man einen Ping-Pong-Ball über Sandpapier, oder wenigstens über eine Tischplatte ziehen. Hell schabend, schleifend. OMG, das wird ja was!
Der Ring mit dem man den Halter am Mikrofon befestigt, ist aus Metall, das Gewinde des Mikrofons aber leider aus Kunststoff und an zwei Seiten abgeflacht. Auch nicht gerade Vetrauen erweckend.
Das stativseitige Gewinde ist allerdings robust.
Das USB-Kabel wirkt ebenfalls erfreulich robust und hat einen festen Sitz in der USB-Buchse des Mikrofons. Pluspunkt. Bei meinem Rode Podcaster sitzt der USB-Stecker im Mikrofon so locker, dass er durch sein eigenes Gewicht und ein klitzkleines bisschen Bewegung am Kabel wieder heraus fällt.
Anstöpseln. Dass das Mirkofon ein USB-Device ist, merkt der Computer (Win7/64 Home) sofort. Das automatische Suchen nach einem passenden Treiber dauert etwa 5 Minuten. Danach gehts gleich los.
Ich probiers mal mit Audacity. Klappt auf Anhieb. Der Mikrofon-Aussteuerungs-Regler in Audacity steht auf 0,8 (80%), wenn man normal einspricht, genügt das und man hat noch ein bisschen Reserve zur Aussteuerungsgrenze. In Ruhe liegt das Zappeln der Aussteuerungsanzeige bei -66...-60 dB.
Filtert man aus der Aufnahme alles unter 60 Hz komplett raus, fällt das Zappeln auf ungefähr -72...-66 dB. Das geht in Ordnung, ich hab ja auch keinen schalltoten Raum hier. Die anderen USB Mics (Podcaster, NTUSB, MB88U, GC100) sind auch nicht besser in dieser Kategorie, oder jedenfalls nicht viel.
Der Klang: Keine Chinahöhen, also nicht überspitzt, aber auch nicht dumpf. Für Sprachaufnahmen gut.
Klar, ein NT-USB klingt schöner und detailreicher. Aber das USB One klingt immerhin wie ein preiswertes "Großes" - und nicht so wie viele billige Lavalier.
Schaumstoff oder Poppschutz wird empfohlen. Es ist aber nicht übermäßig anfällig für Poppen.
Beim Schaumstoff muss man etwas suchen. Der von mir dazu bestellte WS60 hat nicht gepasst - zu klein. Ich hatte aber zuhause noch einen herum liegen, der die richtige Größe hat. Wo ich den her hab und wie der heißt, weiß ich leider nicht.
Ich befestige das USBOne an einem "einfüßigen" Mic Desk Stand mit dem mitgelieferten Halter. Wenn man eine Spinne nehmen möchte, verlagert sich der Schwerpunkt weiter nach außen und der Desk Stand könnte kippen, aber ohne Spinne geht's.
Nochmal zu den Griffgeräuschen. Erfreulicherweise sind die heftigen Schabgeräusche auf der Aufnahme viel weniger aufdringlich als man zuerst meint. Sie klingen auch nicht so hell und hohl.
Ich werde das USBOne auf jeden Fall behalten, weil die Aufnahmequalität für diesen Preis absolut in Ordnung geht und es auch keine schlechte Figur macht.