Endlich hat Gibson seine Qualitätsschwäche überwunden. Die Gibson Les Paul Standard 50s P90 ist wie erwartet: perfekt verarbeitet und eingestellt, mit einem fleischigen Hals, dem Gibson eigenen Goldtop-Ton und vor allem einem richtigen guten P90-Klang.
Was soll man zu dieser Gitarre sagen? Wer sich eine Gibson Les Paul Standard 50s P90 kauft, der möchte genau diese Gitarre. Seien wir ehrlich, wer eine zeitgemäße SingleCut möchte, greift zur ESP E-II. Wer eine klassische SingleCut möchte, ohne Wert auf den Namen zu legen, kauft eine FGN-SingleCut (FGN L11 - ebenfalls eine Goldtop mit P90-Tonabnehmern) mit einem gewohnteren und angenehmeren Halsprofil. Wer eine Gibson Les Paul Standard 50s P90 kauft, der möchte genau diese Gitarre und keine andere.
Die Gitarre hängt schwer und satt am Körper, der Hals ist ungewohnt mächtig und die zwei P90 brummen so vor sich hin, wenn man dem Röhrenverstärker zu nahe kommt.
Eingeschlossen Seymour Duncan Fat Cat und die FGN-P90-Tonabnehmern sind das hier die besten P90, die ich bislang spielen durfte: (extrem) dynamisch, glasklar und differenziert und dabei nicht dünn. Keine anderen Tonabnehmer reagieren so heftig auf die Anschlagsstärke. Keine anderen Tonabnehmer machen sich klanglich so breit und sind dabei so differnziert. Gute P90 haben schon etwas ganz eigenes an sich.
Die Gibson Les Paul Standard 50s P90 kann alles von Clean bis Rock-Distortion abdecken. Man muss ein wenig auf seine Position achtgeben, um keine elektromagnetischen Schwingungen von irgendwelchen Trafos einzufangen, aber dann geht auch ein weit aufgerissener Röhrenverstärker.
So richtig den "sweet spot" sehe ich aber im Overdrive-Betrieb, da geht es von heftigem Overdrive ins Clean und wieder in den Overdrive zurück, nur mit der Anschlagsstärke. Akkorde kommen wunderbar differenziert, da matscht nichts.
Der dicke Hals ist etwas ungewohnt (wenn auch historisch korrekt), man kann sich aber an ihn gewöhnen (die FGN L11 ist da gefälliger, wenn man zwischen verschiedenen Gitarren wechselt).
Wie bereits erwähnt, hat Gibson seine Schwächephase jetzt wohl überwunden: Verarbeitung und Setup waren tadellos und die Bespielbarkeit entsprechend dem Preis angemessen sehr gut.
Und die Gibson Les Paul Standard 50s P90 klingt eben so, wie sie klingt - sie war es ja, die diesen Klang geprägt hat.
Wer also eine Gibson möchte, ist mit dieser Gitarre mehr als gut bedient. Und endlich bekommt man auch den entsprechenden Gegenwert für sein Geld und muss sich nicht mehr über Lacknasen und Werkzeugspuren auf dem Griffbrett ärgern.
Ein bin glücklich diese Gitarre zu besitzen.