Studiomöbel gibt es einige, aber viele auch mit hohen Preisen oder schlechten Bewertungen. Diese beziehen sich häufig bei den günstigen auf Fertigungsmängel und bei den teuren passt auch hier und da was nicht. Daher war ich nach vielem Lesen doch skeptisch, ob nicht die Arbeitsplatte aus dem Baumarkt mit Tischfüßen ausreichen könnte. Dann stieß ich eher zufällig auf die Workbench und dachte, das könnte es sein. Immerhin vergeben andere Kunden gute Noten, das hat mich überzeugt.
Die Lieferung Mittels UPS erfolgte in zwei Paketen, die man noch gerade so gut tragen kann. Das eine ist länger, flacher und schwerer, es enthält die Arbeitsfläche und Montagematerial, das andere die Seitenteile und ist demnach etwas kleiner. Alle Teile sind sehr gut verpackt, auch wurden die Kartons mit Holzleisten stabilisiert, das verhindert Beschädigungen. In meinem Fall konnte ich keine Mängel an den Teilen feststellen, alles ist ebenmäßig verarbeitet und die Umleimung gleichmäßig. Aber, das ist natürlich auch dem Preis geschuldet, wirkt die Haptik eher wie ein einfacher Badschank, ist also nichts Besonderes. Das muss sie auch nicht, hauptsache die Workbench trägt die Massen an Equipment.
Der Zusammenbau gestaltete sich zwar einfach, aber nicht ganz so zügig. Mit zwei Personen bei sorgfältigem Studieren der Aufbauanleitung vergingen schnell zweieinhalb Stunden, bis alles stand. Mit einem Akkuschrauber könnte es schneller gehen, denn man hat schon viele Schrauben einzudrehen. Bei Bedarf lässt sich das Möbel auch verleimen, allerdings wird der beiliegende Leim in der Anleitung nicht erwähnt. Ich habe darauf verzichtet, da man den Tisch einfacher wieder abbauen kann. Auch ohne ist eine gute Stabilität Trotz der Kopflastigkeit gegeben, wenn. Immerhin stehen auf der oberen Abstellfläche die Abhöre und der Monitor.
Links und rechts sind jeweils ein Drehteller mit einer Kantenlänge von etwa 25cm angebracht. Hierauf werden die Boxen gestellt, der Teller wird von unten auf der oberen Platte verschraubt. Er liegt auf einem Kunststoffring mit Rollen auf, der das Drehen vereinfacht, jedoch das Gewicht nicht trägt. Das liegt auf der zentralen Verschraubung. Das Drehen gestaltet sich leicht, eine Möglichkeit zur Fixierung gibt es nicht. Der Tisch sollte nach Hinten etwas Luft haben, nicht nur wegen den Lautsprechern. Der Teller ragt ein Wenig über die Außenkante, aber nicht so, dass man die Box vom Tisch feben könnte. Die Höhe kann mit Isolations-Pads möglicherweise zu hoch sein, ich habe sie weggelassen. Die Vibrationen der Workbench sind dann zwar fühlbar etwas stärker, jedoch allerhöchstens bei sehr hohen Lautstärken etwas störend. Durch die konzentrische Montage ist ja auch eine Entkopplung gegeben, da hat man schon mitgedacht. Gummifüße oder Spikes sind hier vielleicht auch eine Alternative, man kann sie auch direkt weglassen. Von der Ergonomie ist die obere Platte für kleinere Personen etwas ungünstig, da sie natürlich etwas höher ist, ich schaue direkt auf die Mitte meines Displays. Die Oberkante der Achtzöller schließt mit der Oberkante des 27"-Bildschirms ab, so dass dafür die Hochtöner in Optimalposition sind. Ich bin damit zufrieden, zumal zwischen Box und Display noch ein Wenig Ablagefläche vorhanden ist.
Darunter befindet sich die Arbeitsfläche, deren Tiefe durch die senkrechten Bretter begrenzt wird, welche die beiden 19"-Racks aufteilen. Gemessen habe ich es nicht, aber 30cm könnten es von der Vorderkante schon sein. In der Mitte sorgt ein Brett hinten für Stabilität, das unten einen Auslass für Label hat. Mein Audiointerface passt hier super hinein, aber sicher nicht jedes. Und so ist es sehr stark von der genutzten Hardware abhängig, ob der Tisch einem reicht. Sind nämlich auch die Racks ausgebaut wird es mit der Stellfläche schon eng, ein Mixer oder Controller müsste dann schon vor die Racks gelegt werden, wenn auch noch ein Keyboard im Auszug Platz finden soll. Hier übertreibt es Glorious ein Wenig mit den vielen Abstellmöglichkeiten, die faktisch nicht so gegeben sind. Aber ich wüsste allerdings auch nicht, wie man es anders hätte machen können. Ich habe kein Outboard-Equipment, so liegen meine Geräte in den Rackplätzen, nach Hinten ist alles schön offen und zugänglich. Davor mittig liegt die Tastatur, dahinter kleine Controller, so bleibt rechts noch Platz für die Maus und links etwas Stellfläche.
Darunter befindet sich mit einigen Zentimetern Abstand der Keyboardauszug. Unten ist eine Querleiste angebracht und stabilisiert das Konstrukt. Allerdings würde ich hier keine 88-Tasten-Instrumente auflegen, die ein deutliches Gewücht über 15kg haben. Denn der Auszug wird einzig über die zwei seitlichen Leisten gehalten und ist auch nicht sonderlich tief. Zwei Synthesizer habe ich hier abgelegt, das passt (konkret Novation Ultranova und Roland JD-Xi). Zum Einschalten muss man aber unter den Tisch krabbbeln, nach Vorne ausgezogen kommt man nicht an die Rückseite.
Das war es auch schon, keine weitere Abstellfläche. Dabei wäre ein Brett unterhalb nicht nur schön gewesen, sondern auch sehr sinnvoll. So steht mein Mini-Rechner nun auf dem Boden, vielleicht gönne ich mir ja ein Plattenregal in passender Optik. Ganz schön ist das nicht, wer einen iMac hat kann mit dem Platzangebot locker auskommen. So gibt es auch keine Schubladen oder andere Ablageflächen, das wird bei diesem Preis auch nicht machbar sein. Eine Luxus-Version hätte ich schön gefunden, vielleicht 100-200 Euro drauf, dafür aber noch zwei Bretter unten, eine kleine Schublade für Kabel und vielleicht noch 10cm breiter.
Was die Traglast angeht weiß ich nicht, ob es hierzu eine Angabe gibt. Allerdings ist die oberste Platte gut stabilisiert und das mittlere Bein sorgt auch für eine gewisse Standfestigkeit. Wenn man seitlich leicht gegenstößt merkt man natürlich die Kopflastigkeit, das ist aber gemessen am Preis alles auf einem sehr guten Niveau. Auch findet jeder die Optik professionell und top, offenbar sieht man der Workbench den günstigen Preis nicht an. Wer mit dem Platzangebot zurecht kommt, vielleicht noch ein Sideboard daneben stellt, wird damit viel und hoffentlich auch lange Freude haben. Für mich ist sie mit ganz kleinen Abstrichen das perfekte Möbelstück, das ich mir zumindest nicht so einfach hätte bauen können.