Ich bin Freizeitmusiker, spiele diverse Instrumente und bin deshalb kein Spartenprofi. Meine zuvor gern und oft benutze Epiphone-SG hat sich kürzlich leider den Hals gebrochen (RIP), daher war ich nun auf der Suche nach einer qualitativ guten, aber doch bezahlbaren E-Gitarre aus dem preislich unteren Mittelfeld. Nach viel Recherche wurde ich bei dem ehemals schwedischen Hersteller Hagstrom (früher Hagström) fündig und den vielen guten Bewertungen kann ich mittlerweile durchaus beipflichten.
Der erste Eindruck nach dem Auspacken war sehr positiv. Die Gitarre ist sauber und gut verarbeitet, ich konnte keinerlei Mängel feststellen. Die dunkle Ahorndecke mit dem matten Finish sieht wirklich edel aus. Einzig der "Made in China" - Aufkleber auf der Unterseite löste etwas Unbehagen aus, war aber im Nu abgefummelt: aus den Augen, aus dem Sinn.
Die Hagstrom liegt gut in der Hand, ist beim Tragen angenehm austariert und vermittelt einen soliden Eindruck. Der unglaublich starre und schlanke Hals war perfekt voreingestellt und trägt ein ungewohnt schmales, aber durchaus griffiges Griffbrett aus "Resinator" (irgendein Holz-Verbundwerkstoff). Die Jumbo-Bünde sind sauber entgratet und geschliffen.
Dann mal los und das Ding an den Amp. Beim ersten cleanen Rumklampfen fiel mir auf - und da kann ich einem anderen Rezensenten nur zustimmen - dass die Werkssaiten (10 - 46) "obenrum" etwas dünn klingen. Da ich so Eierschneiderbespannung ohnehin nicht mag, habe ich mir gleich einen dickeren Satz Daddario NYXL (11 - 49) dazu bestellt und aufgezogen. Und siehe da, mit dem neuen Satz Saiten klingt nun alles schön ausgewogen, klar und druckvoll. Anders, als in einer anderen Rezension bemängelt, hatte ich keine Schwierigkeiten die Saiten durch den sonderbaren Steg zu fummeln. Aber zurück zum Klang: Clean könnte die Hagstrom auch als Westerngitarre durchgehen, und mit der Coil-Split-Option lässt sich das Ganze noch etwas zarter und spitzer gestalten. Rockig angezerrt (Crunch) fühlt sich die Gitarre allerdings am wohlsten, hier zeigen sich die beiden Humbucker von ihrer besten Seite. Der dabei gewollt metallisch klingende Sustain ist nicht zu aufdringlich - aber präsent. Und auch wenn die Hagstrom kein Metal-Brett ist, kann man auch mal Vollgas geben. Dank der tieferen Saiten drückt sie "untenrum" ordentlich raus (vor allem im Drop-D!).
Pro & Kontra:
+ Saubere Verarbeitung, schönes Finish, keinerlei Mängel.
+ Ausgewogener Klang, gute Humbucker, kann viele Genres bedienen.
+ Nicht zu schwer, nicht zu leicht, gut austariert.
+ Unglaublich starrer Hals, sehr stimmstabil.
+ Preis-Leistung geht voll klar.
- Der Push/Pull Toneregler ist etwas "kratzig" (macht im Signalweg Geräusche beim Drehen), hier muss ich mal nachschauen was da nicht stimmt.
- Auch wenn es dem Preis zugute kommt, muss man nicht alles in China herstellen lassen, dafür lasse ich dann auch 'nen Hunni mehr springen.
Fazit:
Die Hagstrom Ultra Max ist ein rundum Sorglos-Paket. Man bekommt haptisch und klanglich gefühlt etwas mehr als man bezahlt. Wer einen Allrounder im LP-Style sucht, ist hier bestens bedient. Ich habe sie liebgewonnen und in meine Instrumentenfamilie wärmstens integriert. Danke auch an Thomann für die gewohnt reibungslose Abwicklung.