Harley Benton B-450FL BK Progressive Series

Ich hatte mir früher mal selber einen Bass entgrätet, wollte es jetzt aber nochmal wissen und dazu einen haben, der auch wirklich als fretless gebaut und konzipiert ist. Ziel der Übung: Herausfinden, ob ich das nun mag oder nicht. Dazu habe ich mir zwei der Teile bestellt, um auswählen zu können, und dazu möchte ich auch jedem raten.

Bis auf das Griffbrett (s. unten) waren beide Bässe prima lackiert und verarbeitet.

Der eine Bass hatte ein sehr ungleichmäßiges Griffbrett, sowohl was die Färbung anging (sah reichtig fleckig aus), als auch, so mein Eindruck, die Ebenheit (Saitenschnaren an mehreren Stellen): Klare Retoure.

Der zweite durfte bleiben. Positiv: eine echter fretless, als solcher gedacht und gebaut. Die aktive Elektronik tut was sie soll. Ich mag keine Batterien in Holz, passiv wäre mir lieber gewesen, aber OK.

Das Griffbrett hatte noch nie Öl gesehen, sonst war soweit alles OK. Der Klang ist sicherlich keine Offenbarung, wie erwartet. Aber das Instrument tut, was es soll.

WAS ABER GAR NCHT GEHT: Diesen Bass mit roundwound Saiten zu verkaufen. Meine lieben Thomänner, was soll das denn? Schon nach dem ersten Anspielen (ca. 10 min) waren die ersten Riefen im Griffbrett. Wer also einen billigen Einsteigerbass sucht muss hier den Preis für Flatwound-Saiten noch dazu rechnen, und das finde ich nicht in Ordnung.

Bietet wenigstens ein bundle an!

Der erste Eindruck nach dem Auspacken ist wirklich gut. Sauber gearbeitet, gute Oberfläche, Saitenlage und Halsposition sieht auf den ersten Blick auch ganz gut aus. Stimmmechaniken arbeiten sauber, Klangregler lassen sich Wiederstandsfrei bedienen, Pickups arbeiten getrennt voneinander sauber, es findet kein Fading statt. Für den Preis ein wirklich tolles Teil, gut gemacht Thomann.
Der zweite Eindruck im Betrieb. Die aufgezogenen Saiten gehören unbedingt durch Flatwounds ersetzt (wäre für die Erstauslieferung auch mal Anzudenken). Also Saiten runter und.. OHA!!! die Brücke der G-Saite ist ja total locker, Schraubenzieher raus und mit Gefühl auch gleich die anderen mitangezogen. Gleichmal auch die Pickups auf Beweglichkeit kontrolliert, UPPS!!! der Halspickup ist total fest und läst sich nur ganz schwer bewegen, der Brückenpickup geht ein bisschen leichter. O.K. beide ausgebaut und mit viel Gefühl gangbarer gemacht, kostet ca. eine halbe Stunde Arbeit. Nun jetzt aber die neuen Saiten rauf, ich habe mich für die Daddario ECB81 entschieden und höre und staune, das Teil macht nun einen richtig guten Dienst, warum nicht gleich ab Auslieferung so.

Kurze Bewertung :
Der Preis ist unschlagbar, die Holzarbeit auffallend gut, die Lackierung ist gut, der Hals war stark gekrümmt (Halsstab war in keinster Weise aktiviert), die Saitenlage ist relativ hoch und lässt sich auch nicht sehr viel weiter optimieren, der Sound ist von gerade mittlerer Güte, die Potis eher schwach (Höhenblende macht sich so gut wie gar nicht bemerkbar) und das Teil verschlingt reichlich Batterien (man sollte sie nach dem Spielen herausnehmen). Ansonsten funktioniert die Elektronik ohne Störungen, ist ausreichend geerdet und macht auch bei hohen Lautstärken (im Test) keine Nebengeräusche. Für das Budget ist der Bass durchaus OK. Wer einfach mal einen fretless haben möchte, ohne gleich viel auszugeben, ist eigentlich unterm Strich trotzdem ganz gut bedient.