Harley Benton B-550 QTB Progressive Series

EIn Gitarrist der ein Bassreview schreibt - das kann ja nichts werden. Naja - vielleicht doch. Fangen wir erstmal mit dem Positiven an und da gibt es ja einiges.
Das Finish war makellos, keine Lackfehler etc. Nur ein kleiner Schleiffehler am Hals (5ter Bund Rückseite) der Glücklicherweise beim spielen nicht spürbar ist. Da hat die Holzmaserung dem Arbeiter ein Bein gestellt. Halb so wild.
Gigantisch finde ich im wahrsten Sinne des Wortes das Elektronikfach. Da gibt es wahrlich keine Platzprobleme und genug Raum für eventuelle Mods. Die Verarbeitung ist hier über jeden Zweifel erhaben. Die PUs sind übrigens 4 adrig - also mit der Möglichkeit des Coil-Tappings.
Angenehm finde ich als gelernter GItarrist auch das enge Stingspacing von 16mm. Die Wege sind nicht so weit.
Die Soundtests fanden mit einem Line 6 Helix an PA Monitoren statt. Aktiv wie Passiv macht der B550 eine sehr gute Figur. Der Klang macht Laune und Spaß.

Wäre der Bass jetzt noch eingestellt gewesen, wäre es perfekt gewesen. Leider war die Einstellung eine Katastophe, was zu den Abzügen in der Verarbeitung geführt hat. In der Werkseinstellung war der B550 unspielbar. Erst nachdem ich den Halsspannstab eine halbe Umdrehung gelockert habe ging die Sonne auf und der Bass war spielbar - jetzt mit deutlicher Halskrümmung - hmmm - gefällt mir jetzt nicht so gut. Gefühlt ist der Sattel zu niedrig.
Nächstes Kapitel ist die Bundreinheit, die nicht vorhanden war. Lässt sich einstellen, bis auf die H-Saite. Da bin ich mit dem Reiter am Anschlag, und es hat leider nicht ganz gereicht um Bundrein zu werden.
Gefühlt ist die Bridge zu weit vorne. Evtl. versetze ich die 3 - 4mm nach hinten. Dann sollte sich alles einstellen lassen.

Wichtig - Ich jammere hier auf hohem Niveau. Der B550 ist ein toller Bass mit tollem Sound. Wenn ich mich an die Instumente in dieser Preisklasse vor 30 Jahren erinnere ist das ein riesiger Quantensprung. Für 170€/350DM gab es damals nichts tolles.

Bis auf die nicht vorhandene Einstellung des B550, die ich keinem Anfänger zumuten wollen würde ist das wirklich ein tolles Stück Holz.
Ich erwarte nicht das ein Thomann Techniker bei einem Volumenprodukt zu diesem Preis jedes einzelne Instument überprüft. Aber etwas mehr QC in der Fabrik wäre toll.

Der Bass darf auf jeden Fall dableiben (weil klingt gut) und kriegt noch ne Warwick Just A Nut III verpasst. Dann sollte alles gut sein.

Update: Die Bridge ist jetzt ca 3mm weiter nach hinten versetzt und auch die H-Saite ist Bundrein. Der Saitenreiter ist aber immer noch am Anschlag.

Update 2: Der B550 QTB macht Spaß und sieht gut aus. Trotz der Einstellprobleme, die aber alle lösbar waren, würde ich mir den wieder bestellen.

Von der Ausstattung her ein typischer Vertreter günstiger Bässe. Bis auf den lobenswerten Umschalter für Passiv/Aktiv eben das Übliche: Zweiband-EQ, immerhin ein Erle-Body, gar nicht mal üble Werks-Saiten.

Der Sound ist für die Preisklasse grandios und braucht sich nicht hinter doppelt so teuren Bässen zu verstecken. Schön knackige Ansprache, akzeptables Sustain, wirksame Soundveränderungen durch den EQ und die Überblendung der beiden Humbucker von bluesig bis drahtig.

Ok, die Verarbeitung zeigt, dass das Teil aus einer Billigfabrik in China kommt. Der letzte Schliff fehlt im wahrsten Sinne des Wortes, es finden sich hier und da Schleifriefen im Holz. Dafür gibt's aber keine Lacknasen und ähnliches, das kann sixh sehen lassen.

Was aber gar nicht geht, ist die "Fototapete" auf der Front des QTB. Eigentlich sah das auf den Produktbildern so aus, dass da der rohe Erlebody klardunkel gelackt ist. Tatsächlich aber ist das offenbar eine Folie, die auch noch die Tonabnehmer einquetscht, so dass die in ihren Höhlungenklemmen. Die 10 Euro Aufpreis kann man sich also getrost sparen und den B-550 lieber in Schwarz-Hochglanz oder in weiß nehmen.

Mein Fazit ist, dass der B-550 für die paar Kröten ein geiles Angebot ist. Sieht man über die kleinen Verarbeitungsmängel hinweg, bekommt man einen starken Bass, der sich nicht vor einem doppelt so teuren Ibanez oder Yamaha verstecken muss.

Daumen hoch von mir, der B-550 ist ein tolles Angebot, trotz des geringen Preises!

Ich bin immer wieder überrascht von dem Preis-/Leistungsverhältnis der HB Instrumente. Habe inzwischen schon vier davon (B-550 QTB, B-550 Fretless, sowie eine 6- und eine 12-Saiter Western Akustik Gitarre).

Nun aber stichpunktartig zum B-550 QTB.

Positiv:
- Aussehen/Design
- saubere Verarbeitung Body/Hals
- Klang (vor allem im Passiv-Modus)
- Bespielbarkeit ist super

Negativ:
- Elektronik scheint nicht richtig abgeschirmt oder verkabelt zu sein, da:
-- Klang im Aktiv-Modus mit starkem Einstreu-Fiepen und
-- Push-/Pull-Poti "poppt" beim umschalten sehr laut

Im Prinzip, bräuchte der Bass den Pre-Amp nicht. Klingt im Passiv-Modus einfach saugeil und vor allem störungsfrei. Der Pre-Amp/Aktiv-Modus bringt nochmal ein bisschen mehr Klangvielfalt durch den 2-Band EQ, aber das gibt's auch in besser über EQ-Bodenpedal / Pre-Amp-EQ / Power-Amp-EQ / etc. pp, je nachdem, was man so zur Hand hat.

Die Werkssaiten waren schon gut. Ich habe mir aber, da ich einfach auf farbige Saiten und den etwas dumpferen Klang stehe, Red Neons von DR drauf gemacht.

Fazit
Geiles Einsteiger Instrument, welches man durchaus auch für andere Aufgaben (Studio/Live/etc.) nutzen kann. Ich wollte hauptsächlich wissen, wie sich der Fretless mit Frets anhört und, wie sich ein eventueller, zukünftiger Custom-Bass mit zwei Humbis machen würde. ;)