Dieser Bass ist unfassbar gut gelungen für diesen Preis. Mein Haupt-Instrument ist ein HumanBase BaseX 5-Saiter, und das seit ca. 29 Jahren. Die Messlatte liegt also sehr weit oben. Nun kommt ein Harley Benton Bass aus dem Grund dazu, dass ich einfach mal wieder dieses Spielgefühl ausprobieren wollte, und er liegt mindestens genau so gut in der Hand wie der HumanBase, der dazu natürlich deutlich schwerer und auch Kopflastiger ist. Der B-550 FL macht durch seinen unbehandelten Hals und das matte Griffbrett geradezu süchtig, weil es sich einfach so samtig anfühlt.
Der Ton ist sehr weich und er singt schon ohne Verstärkung unglaublich schön und deutlich. Die Tuner arbeiten gut, sind nur minimal kleiner als Gotoh Mechaniken. Der Hals ist sauber eingestellt gewesen, als der Bass kam. Abstand am 12. Bund G Saite-Griffbrett ca. 1,9mm - wie es sein soll. Nach Aufziehen neuer Saiten (Fender Nickel Round) hat es minimal geschnarrt, weil die wohl etwas weniger Spannung hatten. Das lies sich aber durch Nachjustieren der Krümmung (mehr Krümmung erlauben, Schraube lockern) gut einstellen. Also auch der Hals ist absolut gelungen.
Zusammengefasst will ich für die Hardware angesichts des Preises 6 Sterne vergeben, da das wichtigste am Fretless, das "MMWAHH" im Klang und das Spielgefühl samt Saitenlage sind. Beide sind perfekt. Das Gewicht des Basses ist gering, und er liegt sehr schön am Körper an.
Ein winziger Minuspunkt ist die Tatsache, dass das Cutaway kein Spielen bis zur 24. Lage zulässt. Ich komme mit dem kleinen Finger nur knapp zum e'. Beim Solieren kann das schon stören, wenn man nicht dran denkt.
Die Pickups sind absolut ok, Brummen kaum und haben einen natürlichen Klang. Ich spiele meist nur auf dem Bridge PU, da dort der typische Klang entsteht. Der Klang vom Steg PU ist aber auch durchaus schön, nur halt nicht ganz so sehr "fretless".
Dann, was hier schon vielfach zu lesen ist, und für einen teureren Bass absolut inakzeptable wäre. Beim Schalten von passiv auf aktiv und zurück ertönt ein sehr lautes klicken im Verstärker. Also, am besten nicht schalten, wenn der Bass eingestöpselt ist.
Der Rest der Elektronik ist durchaus ok. Man kann im passiv Modus genau wie im aktiv Modus Bässe und Höhen rein oder rausdrehen. Beide Regler agieren relativ dezent, und verändern den Sound nicht extrem. Der Passiv Modus klingt etwas dünner und offener, auch etwas "drahtiger", der aktiv Modus scheint etwas zu komprimieren, und die Mitten bei ca. 800 HZ anzuheben. Meiner Ansicht nach ist das recht gelungen, da der aktiv Modus damit perfekt zum Solieren geeignet ist und den Charakter "Fretless" noch etwas heraushebt.. Der Klang wird warm, rund und singend, und verzeiht ein bisschen etwaige Lautstärkeunterschiede beim Anschlag . Im passiv Modus kann man den Klang aber auch fast so hinbekommen, wenn man die Bässe rein dreht.
Also, dieser Bass macht super viel Spaß. Vielleicht nichts für Profis, aber alle anderen werden ihn lieben. Tauscht am besten gleich die Saiten, denn die sind für einen Fretless zu rauh (ich schätze es sind HB Saiten). Gut, weich im Spielgefühl und günstig sind die Fender Nickel Saiten. Noch weicher im Spielgefühl sind Flatwounds. Ich denke allerdings, dass dieser Bass damit etwas sehr stumpf und weich klingen würde.
Bassige Grüße!