Ursprünglich wollte ich eine Bassgitarre zum Ausprobieren und für Ambient in meinem Heimstudio – ich bin kein Bassist, deshalb kann ich keine Vergleiche aufstellen und mit keinen technisch korrekten Begriffen dienen. Da mir außergewöhnliche Lösungen immer liegen, suchte ich erst mal in Richtung Baritone, bis mir dieses gehörnte Thomann-Wesen auffiel. Ehrlich gesagt wusste ich bis dahin nicht, das es sechsseitige Bassgitarren gibt. Bei dem Preis – und da so viele positive Rezensionen wohl kaum alle „Fake“ sein werden – warum nicht ausprobieren?
Um es mal kurz zu halten: für diesen Billig-Preis hätte ich diese einwandfreie Verarbeitung, diesen Sound und diese sauber durchdachten Details (ich sag nur Batteriefach – da können sich so manche teure Riesen gern was abschauen) nicht unbedingt erwartet. Okay, die Stimmung hält nicht allzu lange und muß, auch ohne viel gespielt zu haben, immer wieder nachgebessert werden – ob das am System liegt, an der offenen Mechanik oder daran, dass alles noch neu ist, muß sich noch zeigen.
Besonders fein: die Gitarre kam bei mir fast perfekt gestimmt und oktavrein an. Ob das generell bei Thomann so ist, kann ich nicht sagen, nehme es aber stark an. Das nenne ich mal Service. Auspacken, anschließen, let‘s play.
Der aktive EQ ist eine Freude. Hochgedreht drückt der Bassbereich bei beherztem Anschlag das Fenster aus dem Rahmen. Im Hochtonbereich geht der EQ hingegen viel weniger markant an die Arbeit, aber hey: es ist eine Bassgitarre. Nochmal: ich habe keinen Vergleich, aber wenn ein interner Vorverstärker nicht merklich rauscht und keine Artefakte produziert, dann hat der Hersteller alles richtig gemacht.
Wenn ich einen Minuspunkt finden müsste, so ist es die nicht Einmal ansatzweise vorhandene Bedienungsanleitung. Als absoluter Bass-Laie muss man erst herausfinden, wozu die vier Potis so alles gut sind. Drei davon rasten immerhin sauber und sanft in der Mitte ein, der Volume-Poti logischerweise nicht – dafür ist dieser auch ein Ausschalter für den aktive EQ.
Handlung: die Gitarre ist groß, ersetzt mit fast 5 kg das Fitnessstudio und neigt Beim Spiel im stehen dazu, den Hals parallel zum Boden auszurichten. Da ist ein entsprechend rutschhemmender Gurt Gleich einzukalkulieren. Am drolligsten ist es, nach ausgiebigem Jam die HB abzulegen und auf normale Gitarre umzusteigen – die kommt einem plötzlich wie ein Spielzeug vor.
Alles in allem erstaunlich viel Instrument für erstaunlich wenig Geld. Natürlich Made in China, anders ginge es nicht – trotzdem respektabel, wie viel Qualität es heutzutage für „billig“ gibt.