Ich hatte nie vor, mir eine Bariton zu kaufen, was soll ich damit?
Dann hatte ich dieses Teil beim Thomann im Laden in der Hand - und spiele seit einem Jahr fast keine andere mehr!
Zum Einsatz kommt das Instrument vorwiegend im LARP und zu Hause, seit Neuestem versuchen wir uns auch mit Streamen. Ihr größter Vorteil: die ist "mit meiner Stimme gealtert". Ich kann auf ihr die Stücke spielen und wieder in der gleichen relativen Tonhöhe dazu singen, wie vor 20 Jahren. Dazu kommt dieser warme Bass, schon geil :-)
Pros&Cons:
Klang:
Der Klang ist ausgewogen und warm, perfekt für Balladen und andere ruhige Stücke am Lagerfeuer. "Schrammel-Tavernen-Liedgut" ist eher nicht ihre Stärke, funktioniert, klingt aber nicht wirklich gut, zumal dafür dann doch die Brillianz einer hohen E-Saite fehlt, um sich durchzusetzen (klanglich meine ich, laut kann sie sein!).
Klar, mit einer 2000€ Klampfe hält sie nicht mit, da geht noch was, aber für eine "immer draußen"-Begleiterin ist sie super.
Verarbeitung:
Harley-Benton-üblich ist sie sauber verarbeitet. Die Konstruktion macht einen robusten Eindruck, gescheiter Halsblock, die Trag-Streben mit verschlankten Kreuz-Streben unter der Decke verstärkt, bei dem Saitenzug sicher eine gute Maßnahme.
Einen Punkt Abzug habe ich bei meiner gegeben, weil ich an 2 Stellen Schleifstaub unter dem Lack habe. Hier wurde ein wenig Zeit gespart. (in der Preisklasse aber OK, reiner optischer Mangel)
Ausstattung:
Pickup:
Der verbaute Fishman Pickup mit Preamp ist keine große Sache, macht seinen Job aber anständig. Der Klang bleibt weitgehend natürlich, völlig OK für Bühne und Streaming, im Studio würde ich aber mit Mikro abnehmen.
Tuner:
Der ist der Grund für den Punktabzug. Ich bin ja sehr für Toleranz im Umgang mit vielen Dingen, aber nicht, wenn es um Stimmung geht! verglichen mit meinem Korg, betrachtet dieses Schätzeisen einen bereich von 5-6 Nadelbreiten als "richtig". Dabei _kann_ nur Grütze raus kommen. Hier hätte ich mir lieber ein Feature weniger (Tuner) und den Pickup dafür eine Klasse besser gewünscht.
Gurtpins:
Es ist nur einer am Body gesetzt, das ist auch gut so, die Gitarre ist ein wenig kopflastig, wenn sie nur am Body eingehakt wäre (ich teste sowas immer vorher mit nem Klebehaken, habe danach keinen zweiten Gurtpin gesetzt). Auf dem Bein liegend passt das aber angenehm.
Fazit:
Wer eine erschwingliche Bariton-Gitarre sucht, die auch für Zeltlager und Straßenmusik nicht zu kostbar ist, und auch mal nen Nieselregen verzeiht, ist mit diesem Gerät super beraten. Klar liegen ihre Stärken im ruhigen Bereich, aber ich spiele sie mittlerweile als Allround-Gitarre, beim Durchschlagen allerdings ohne Plek! Und wer stundenlang drauf spielen will, darf sich schon mal auf ein "Revival der Freuden des Gitarren-Anfängers" freuen: Die hat Kraft, Eure Finger werden sich bedanken ;-)
Wer auf Stimmgeräte angewiesen ist, sollte sich ein separates zu legen, ansonsten: klare Kaufempfehlung!