Ich habe (hatte) keinen P-Bass und wenig Geld, aber den Kopf voll mit Youtube-Skills, die mal zur Anwendung kommen sollten. Daher dieser Bausatz.
Das Unboxing offenbarte, dass alles vollständig und brauchbar war; der Korpus entpuppte sich als (mit genauem Hinsehen) vierteilig, homogen aussehend und relativ ordentlich geroutet ohne Ausbrüche etc. Schon mal Glück gehabt. Überrascht (oder auch nicht, weil schon von Vorrednern festgestellt) hat mich der Hals, sauber gearbeitet, griffig, der Sattel verrundet und am richtigen Platz (wenn auch mit eher hohen Kerben), nicht kratzende und entgratete Bünde, ebenfalls am richtigen Platz. Einzig die Bohrungen im Halsfuß lagen irgendwie merkwürdig, passte aber dann alles. Hardware soso, aber wie gesagt brauchbar (und für den Preis...).
Zum eigentlichen Bau: Hauptaufgabe ist natürlich die Gestaltung des Headstocks, gottseidank muss ich keine Fotos mitsenden, der Preis für das hässlichste Design aller Zeiten wäre mir sicher. Ahorn ist mit Handwerkzeug eine ziemlich harte Nummer, geht aber alles, mit Säge, Raspel, Feile und Sandpapier alles kein Problem.
Umsichtig und langsam arbeiten ist hilfreich. Insgesamt habe ich die meisten Fehler durch Ungeduld gemacht!
Unbedingt sollte man vor Lackierung u. dergl. checken, ob die Bohrungen alle richtig sitzen. Bei meinem Exemplar hätte die Brücke schief gesessen (nicht rechtwinklig zum Hals), so dass diese neu vermessen und platziert werden musste. Wichtig ist natürlich auch, dass die Saiten mit ausreichend und gleichmäßigem Abstand zum Griffbrettrand laufen, was sie (jetzt) auch tun.
Da ich keine Lust auf Frust mit Spraydosen hatte, sollte der Korpus gebeizt werden; um den Porenfüller loszuwerden muss also geschliffen werden, was mit Abstand das Zeitaufwendigste war. Rengas lässt sich gut bearbeiten, allerdings ist das Holz ziemlich weich, man hat sehr schnell Kratzer oder Dellen drin. Letztendlich hatte ich das beste Ergebnis mit gefühlt 4000 Stunden Handschmirgeln. Lohnt sich aber.
Gebeizt habe ich mit Stunning Stains aus England, von da kam auch ein Lack, der mit einem Tuch aufgerieben wird, zügig trocknet und ohne viel Polieren ein sehr schönes seidenmattes Finish ergibt. Success! Inklusive einiger Macken, durch (s.o.) Ungeduld. Die Öffnung für den Pickup und die Elektrik wurde dann noch mit Abschirmlack eingepinselt, was ebenfalls sehr empfehlenswert ist.
Der eigentliche Zusammenbau war dann dank vormontierter Elektrik und den anderen Vorarbeiten relativ problemlos. Übrigens hatte ich Glück, mir ist keine der Schrauben zur Befestigung der Mechaniken gebrochen... sonderlich zuverlässig wirken sie allerdings nicht.
Als einzige Lötarbeit habe ich noch die Abschirmung geerdet. Ach ja, das schnöde weiße Pickguard kann man sehr gut mit selbstklebender Folie (sorgfältig ausgesucht) verschönern, wobei das Zuschneiden allerdings mühsam ist und mit einem wirklich scharfen Messer oder Skalpell gemacht werden sollte. Nicht perfekt, geht aber.
Dann die Saiten drauf und los geht's. Es kommt tatsächlich ein Ton, also alles gut. Die viel geschmähten Saiten machen gar keinen so schlechten Eindruck und sind meiner Meinung zu schade zum sofortigen Wegwerfen. Später kann natürlich was "besseres" aufgezogen werden.
Und der Ton? Wie schon öfter festgestellt ist der Pickup ziemlich gut; es klingt entschieden nach P-Bass, knurrig, voll, und mit überraschend langem Sustain. Es gibt keinerlei Brummen. Ich bin zufrieden.
Fazit: natürlich kann man das Ding auch einfach zusammenschrauben und (vielleicht) losspielen. Mit etwas mehr Aufwand und Spaß an der Sache kann man sich aber auch ein nettes, einzigartiges Instrument erstellen und sein theoretisches Youtube-Wissen mal in die Praxis umgesetzt sehen. Upgraden würde ich in Zukunft eigentlich nur die Potis und die Mechaniken.