Kompaktes Kraftpaket mit sehr guter Vorstufe, Qualitätsendstufe und leisem Lüfter, aber insgesamt hoher Grenzfreqenz.
Ich nutze den Verstärker in einem Jazz-Rock Projekt mit einer 2x12" Box und spiele einen passiven P-Bass mit DiMarzio Pickups. Wegen der passiven Tonabnehmer habe ich einen Verstärker mit besonders hoher Eingangsimpedanz gesucht um einen möglichst brillianten Sound zu erhalten. Weiterhin sollte der Verstärker bei möglichst geringem Gewicht über hohe Leistungsreserven verfügen. Genau dies habe ich mit dem Block 800B mit seinen 800Watt an 4Ohm und einer Eingangsimpedanz von 1,5MOhm gefunden.
Die Leistung ist sicher auch für lautere Projekte mehr als ausreichend und im direkten Vergleich mit einem Markbass 250 (dieser hat eine Eingangsimpedanz von 500kOhm) klingt die Vorstufe klarer und brillianter. Positiv ist auch, dass ich trotz der hohen Empfindlichkeit keine störenden Nebengeräusche wie Rauschen feststellen konnte. Die DiMarzio Pickups in meinem passiven Bass liefern einen recht hohen Pegel womit so manche Vorstufen nicht klarkommen. Die Vorstufe des Block 800B kann die Pegelspitzen meines Basses jedoch problemlos verzerungsfrei verabeiten. Im Vergleich zum Markbass 250 und Tech 21 Verstärker, die ich zuletzt getestet habe, wirken die Bedienelemente und die Gehäusekonstruktion etwas einfacher aber durchaus wertig. Für meinen Einsatz bietet der Equalizer sinnvolle Eingriffsmöglichkeiten in einem nicht übertriebenen Regelbereich. Auch bei Vollauschlag übersteuert das Signal nicht. Den Kompressor habe ich leider noch nicht getestet, dies werde ich noch ergänzen. Meiner Meinung nach ist die Klangregelung des Markass 250 insgesamt etwas besser abgestimmt. Einen weniger guten Eindruck hinterlassen auch die Druckköpfe für Mute Pre/Post etc.., diese haben in der Front sehr viel Spiel und vermitteln fast keinen spürbaren Druckpunkt. Da die Funktion dennoch gegeben ist, stört mich dies nicht weiter.
Alles in allem überwiegen für mich bei dem Verstärker die Vorteile, so dass ich diesen weiter empfehlen werde.
Zur Technik und für Audiofreaks:
Durch die Lüftungsschlitze ist zu erkennen, dass tatsächlich eine High End ICEpower Endstufe vom TYP ICEpower700ASC verbaut wurde. Dieses Modul liefert laut Herstellerdatenblatt ohne zusätzliche Kühlmaßnahmen 700Watt für 300s an 4Ohm und dauerhaft 270Watt an 4/8 Ohm. Die Leistungsangabe von 800Watt wird vermutlich durch den Einsatz des Lüfters und ein zusätzliches Kühlblech auf dem Modul erreicht.
Hier hat Herley Benton defintiv ein leistungsstarkes High-End Endtufenmodul verbaut, für welches man dankenswerter Weise auch noch ein vollständiges Datenblatt mit detaillierten Leistungsangaben kostenlos im Internet erhält. Aus dem Datenblatt wird der Verdacht bestätigt, dass die Clipping-Anzeige nur eine Übersteuerung der Endstufe detektiert. Dies ist zum Schutz der Box sehr hilfreich, kann aber nicht zum Einpegeln der Vorstufe genutzt werden. Da ich die Anzeige für die Endstufe für durchaus sinnvoll halte, würde ich mir hier also eine zusätzliche LED für die Vorstufe wünschen.
Im Folgenden habe ich den Verstärker mit Hilfe der kostenlosen Messsoftware REW hinsichtlich des Frequenzganges genauer untersucht.
Mit der Software REW kann mit dem PC über ein Audiointerface an der Vorstufe oder/und Endstufe des Verstäkers für den gesamten Audiofrequenzbereich ein hinsichtlich Amplitude und Frequenz bekannter Sinuston angelegt werden. Misst man nun am Ausgang des Verstärkers (Achtung: Am Ausgang von Endtufen immer einen Trenntransfomator bzw. Massefilter und ggf. Spannungsteiler messen!), so kann man das Übertragungsverhalten des Verstärkers über den gesamten Audio-Frequenzbereich (20-20kHz) ermitteln. Bei dieser Messung, ist mir aufgefallen, dass der Verstärker über eine recht hohe Grenzfrequenz von 45Hz -3dB verfügt. Dies bedeutet, dass das Ausgangssignal bei 45Hz bereits um -3dB abgeschwächt wird. 45 Hz entspricht der Frequenz des Tones F# auf der E-Saite. Bei 30Hz wird die Verstärkung bereits um -6dB abgeschwächt, die Lautstärke also auf die Hälfte reduziert werden. Bassisten mit einer H-Saite (die Grundfrequenz der H-Saite berägt 30,9Hz) dürften dies sehr wohl bemerken. Um die E-Saite und H-Saite ungedämpft zu verstärken sollte ein Bassverstärker mindestens eine untere Grenzfrequenz von 20Hz haben.
Die untere Grenzfrequenz der ICEpower Endstufe liegt laut Datenblatt bei 1,5Hz, so dass ich annehme, dass der Grund für die hohe Grenzfrequenz in der Vorstufe zu suchen ist.
Sofern der Verstärker so wie der Block 800B über ausreichende Leistungsreserven verfügt, lässt sich die Absenkung der Bassfrequenzen mit einem Equalizer ausgleichen.
+sehr pegelfeste Vorstufe mit hochohmigen Eingang (1,5MOhm)
+sehr kompakt und leicht
+serieller Effektweg
+sehr leiser geregelter Lüfter, der ohne Last kaum zu hören ist bzw. komplett ausgeschaltet wird
+Mute-Schalter
+sehr druckvoller und klarer Sound
+zwei Speakon Kombibuchsen
+Durch die Lüftungsschlitze ist zu erkennen, dass es sich im eine ICE700 Endstufe handelt, welche laut Datenblatt nur mit 700Watt an 4Ohm angegeben wird. Wie die Leistungsangabe von 800Watt hier zu stande kommt, kann ich nicht nachvollziehen.
+detailliertes Datenblat für Endstufenmodul ICEpower 700ASC im Internet erhältlich
-die Clipping-Anzeige detektiert nur eine Übersteuerung der Endstufe und kann nicht zum Einpegeln der Vorstufe genutzt werden
-hohe Grenzfrequenz der Endstufe bei 45Hz (-3dB)
-Die Druckköpfe für Mute Pre/Post etc. haben in der Front sehr viel Spiel und vermitteln fast keinen spürbaren Druckpunkt.
Nachtrag am 16.09.2018.
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Auch nach Monaten Benutzung, bleibe ich bei meiner Empfehlung für den Verstärker.
Zum beschriebenen Hochpassfilter bei 45Hz möchte ich nur ergänzen, dass die Messung mit einem kalibrierten Übertrager durchgeführt wurde. Ein Einfluss des Trenntransformators auf die Messung des Frequenzverlaufs kann also ausgeschlossen werden.
Ob der Abfall bei 45Hz hörbar oder relevant ist muss jeder selbst entscheiden. Für die meisten Bassisten wird der Hochpassfilter vermutlich nicht relevant sein, da die Grenzfrequenz vieler Bassboxen ohnehin bereits bei 45Hz liegt.