Vorgeschichte: Den Bass hatte ich zunächst als B-Stock bestellt, er wies jedoch eine ganze Reihe an Verarbeitungsfehlern (nicht etwa Gebrauchsspuren) auf. Einer ist hier hervorzuheben, weil er, wie sich später zeigen sollte, auch den "A-Stock" betrifft: Massives "Fret Sprout", also Herausstechen der Bundstabenden (bzw. des Teils, mit dem die Bundstäbe im Holz festsitzen) infolge eines offenbar durch klimatische Einflüsse minimal geschrumpften Grifftbretts, wodurch es an diesen Stellen überall kleine Risse im Binding (das in diesem Fall eine dicke durchsichtige Lackschicht ist) und teilweise schon Ablösungen des Lacks in Form von Lufteinschüssen und sogar Lackabplatzer gab.
Ich habe deswegen Kundenserive kontaktiert, der auf Grundlage der Fotos, die ich mitgeschickt hatte, zu dem Urteil kam, dass die Schäden durch das "Fret Sprout" irreparabel seien, mit der Zeit definitiv schlimmer würden und man deshalb den Bass gegen einen neuen austauschen wolle. (Daumen hoch für Thomann, die mir, weil es gerade keinen B-Stock-Bass vorrätig gab, einfach einen A-Stock-Bass zum B-Stock-Preis angeboten haben!)
Das Ganze hat sich leider ewig hingezogen, weil es bei DHL z. Zt. ziemlich hakt. Weil selbst nach einem erfolgreichen Nachforschungsauftrag der Zustelltermin sich weiterhin immer wieder verschob, hat mir Thomann freundlicherweise einen weiteren Bass via UPS zugeschickt. Beide kamen dann schließlich zeitgleich bei mir an.
Nun zum A-Stock:
Ich habe den ersten der beiden Bässe ausgepackt, und siehe da: die gleichen Risse infolge von Fret Sprout!! Auch leichte Ablösungen des Lack vom Griffbrettrand und Lufteinschüsse wie beim B-Stock, lediglich noch keine Lackabplatzer! Also habe ich den anderen Bass ebenfalls ausgepackt, und auch hier der gleiche Fehler!
Meine Vermutung war zunächst, dass hier eine ganze Charge irgendwie schlecht gelagert wurde o.ä., aber dann habe ich mir die Produktbilder noch einmal genauer angeschaut, und wenn man heranzoomt und genau hinschaut, erkennt man sogar hier beim vorletzten Bild diese Risse. Es liegt bei diesem Bass-Modell also offensichtlich ein grundsätzlicher Konstruktionsfehler vor - umso verwunderlicher, dass das bislang in noch keiner Rezension bemerkt wurde.
Meine Vermutung ist, dass der Fehler an der Kombination aus lackiertem Griffbrettrand und unlackierter Griffbrettoberseite liegt. Das "Fret Sprout" ist ja das Resultat von klimatisch bedingtem Schrumpfen des Griffbretts, das sich in minimalem Ausmaß auch gar nicht verhindern lässt. Wenn das Binding, wie z.B. bei einer Les Paul, aus Kunststoff ist, treten solche Risse nicht so schnell auf, weil der Kunststoff erstmal stabil genug ist. Ist das "Binding" wiederum nur eine dicke Lackschicht (wie beim HB-Bass), ist es sehr viel empfindlicher gegenüber dem Fret Sprout. Dennoch haben z.B. die typischen Fender-Komplettahornhälse in High Gloss dieses Problem nicht (oder nicht so schnell), weil der Lack auch auf die Griffbrettoberseite aufgetragen ist und das Holz so viel stärker gegen unmittelbare Auswirkungen von Luftfeutchtigkeitsschwankungen abdichtet. Das ist beim HB-Bass nicht der Fall, und so scheint mir das Reißen und teilweise Ablösen des Lacks schlichtweg vorprogrammiert zu sein.
Das ist sehr schade, weil der Bass ansonsten ein tolles Teil und soundtechnisch erstaunlich vielseitig ist.
Übrigens: Hier in den Rezensionen und selbst auf der Produktseite herrscht ja einige Unklarheit über die Push-Pull-Funktion. Die Sache funktioniert genau so, wie es der Test von Bonedo aufführt: Mit der Funktion bestimmt man, ob beide oder nur der Bridge-Pickup den Ton abnehmen. Aktiv sind nicht die Pickups, sondern der Onboard-EQ, und der ist immer aktiv.