Meine mittlerweile dritte HB. Bisher hatte ich stets Glück.
Optisch durch die grünschillernden Perlmutt-Einlagen am Griffbrett und der Kopfplatte eh schon ein Hingucker, tut der tadellos glanzlackierte Doppelnull-Korpus mit massiver Fichtendecke ein Übriges, dass man fast denken könnte, das um mehr als das Zehnfache teurere 0042er Vorbild aus Pennsylvanien in Händen zu halten. Klar, das ist komplett aus "echtem" Holz und mit noch mehr Perlmutt und sicher besseren Mechaniken sowie vermutlich Saiten-Pins aus werterem Material als billigem Plastik versehen. Aber schon die aufgespannten Adamas-Saiten ließen mich vermuten, dass der Klang etwas mehr dem offensichtlichen Vorbild als irgendwelchen Billig-Sperrholz-Klampfen gleichen würde. Dass die Kleine keinen raumfüllenden Dreadnought-Klang haben würde, war mir im Übrigen bewusst. Wollte ich auch gar nicht, denn einen solchen Klangerzeuger besitze ich bereits. Korpusform- und auch größenbedingt liegt dieses Modell auch ohne Tuning schon klanglich näher am großen Vorbild als vergleichbar teure Schichtholz-Schrammeln. Klar klingt sie nicht wie eine 0042er von neunzehnhundertdudeldei, da fehlen dem Instrument einfach neben Seitenteilen und Rücken aus massivem Holz und den üblichen "Tricks of the Trade" beim Zusammenbau auch etliche Dutzend Jahre Reifung und Pflege. Aber dafür hab ich eben auch nur einen Bruchteil des Betrages ausgegeben, den das Original dem Hersteller einbringt. Und tatsächlich klingt da trotz meines sicher nur laienhaften Gehörs irgendwo ein wenig das große Vorbild durch. Also rein material- und auch baumäßig haben die Bentonianer schon mal vieles gut und richtig gemacht.
Was ich bemängele (wobei das natürlich schon Mäkeln auf höherem Niveau ist) sind auf jeden Fall die Plastikpins sowie die Mechaniken. Liebe HB-ler, ich bitte euch: Ihr stellt doch selber Pins aus Holz her! Wieso reicht ihr die Mehrkosten von ca. zehn Dollar nicht einfach an den Kunden durch und macht gleich vernünftige Pins rein? Wäre auf jeden Fall schon mal ein Punkt weniger auf der potentiellen Meckerliste.
Gut, ich hab mir also zusätzlich ein Bridgepin Set aus Palisander vom gleichen Hersteller geordert und verbaut. War natürlich etwas enttäuscht, als ich die Saiten entspannt und die blöden Plastikpins von unten durchgedrückt hatte und dann feststellen musste, dass die neuen Pins nicht in die zugegebenermaßen lausig ausgefasten Bohrlöcher passen. Aber wofür hat man schließlich eine passende Handreibahle? Also Pin angehalten, Ahle abgeklebt, eingeführt, ein paar gefühlvolle Umdrehungen gemacht, die Pins mit den Ballends wieder verschwinden lassen, Saiten gespannt, gestimmt, gedehnt, gestimmt - und siehe da, gleich klingt das gute Stück noch etwas runder!
Zu den Mechaniken: Hmpf, na ja. Sie funktionieren. Irgendwie und irgendwann zumindest. Allerdings sind die Geräusche beim Drehen der opalisierenden Drehflügel teils beängstigend. Sie sehen zwar nicht wirklich schlimm aus - allerdings hätte ich einem solchen Schmuckstück gern schon etwas wertiger Aussehendes gegönnt. Vielleicht mit Metallwellen statt solchen aus weißem Plastik. Mehr will ich dazu eigentlich gar nicht sagen. Irgendwann, wenn ich was Passendes gefunden habe, werde ich wohl also auch die Mechaniken tauschen.
Noch etwas zum Steghalter. Ich weiß nicht, ob das ein Montagsfehler an meinem Exemplar ist. Üblicherweise sollte ja die Oberkante vom Steghalter zwei bis drei Millimeter unter dem Projektionspunkt des geraden Griffbretts liegen. Hier geht es genau in die entgegengesetzte Richtung. Das führt dazu, dass selbst bei fast maximal abgeschliffener Stegeinlage und unter Saitenspannung kerzengeradem Hals kaum weniger als drei Millimeter Action am zwölften Bund eingestellt werden können. Klar, das ist durchaus schon einigermaßen bespielbar - aber wenn schon, denn schon, nicht wahr? Und solange die 012er Saiten auch bei druckvollem Spiel nicht schnarren, ist da auf jeden Fall noch was Luft.
Nun zwei im Bereich Design angesiedelte Begehren. Zum einen: Liebe Bentonianer! Spricht euch selbst eigentlich dieses schmucklose Zettelchen weißen Papiers mit dem Firmenlogo und ansonsten serifenloser Großschrift im Schallloch in irgendeiner als positiv empfindbaren Weise an? Mensch, bei den Fußstapfen, in die ihr hier tretet, wäre da nicht zumindest ein klitzekleines Bisschen Pomp angebrachter? So ein bisschen Geschnörkel und Eye-Candy und "Mia san mia" dürft ihr da angesichts eines in großen Teilen gelungenen Produkts ruhig auch mit rübernehmen, solange ihr es weiter zu diesem Preis hinbekommt.
Und dann zum zweiten noch der Stegblock. Der ist tatsächlich genau, was sein Name besagt - ein zweckentsprechender, quaderförmiger, nach oben und unten kegelig abgefaster Block. Noch dazu einer, bei dem die Pinbohrungen nicht in einer in Richtung Korpus "getieferten" Ausnehmung sitzen, sondern parallel zur Oberfläche, was eher suboptimal für den Saitenwinkel hinter der Stegeinlage ist - speziell, wenn diese aus aufgeführten Gründen eh schon kaum noch über den Steghalter hinausragt. Und ganz ehrlich: Optisch haben da selbst einige Billigstschrammeln aus euren Hause gefälliger abgerundete Varianten anzubieten als nun gerade diesen schnöden Holzblock. Da verzichte ich lieber auf die zwei rautenförmigen Perlmutteinlagen.
Wer nun denkt, dass so viel Gemecker eigentlich kein gutes Haar an diesem hübschen, kleinen und leichten Instrument lässt (ein paar Gramm über 1,6 Kilo zeigt die Haushaltswaage), geht jedoch fehl, denn wie schon gesagt: Das ist alles Gemäkel auf eher hohem Niveau - mal abgesehen von den Pins und den Mechaniken. Aber einmal ordentlich eingestellt und mit richtigen Pins versehen, klingt und spielt sich diese Gitarre zumindest so gut, wie sie aussieht - egal ob mit dem Plek geschrammelt oder mit Fingern gezupft. Vor allem, wenn man sich den dafür aufgerufenen Preis vergewärtigt. Von daher meine Empfehlung: Wer für einen bezahlbaren Betrag einen ansprechend klingenden Nachbau des großen Vorbilds sucht und sich nicht scheut, auch selber etwas Hand anzulegen und ausreichend gut weiß, wie man das macht, der kann hier beruhigt zuschlagen.