Ich musste meine alte Framus 'Jan Akkerman' von 1974 (damaliger Neupreis um 2400 Mark, ein Spitzenteil, ein Nachbau wird heute für über 3000 Euro verkauft) leider an meine Tochter weitergeben, weil sie nicht nur meine Tochter sondern auch die weitaus bessere E-Gitarristin ist. Aber das Teil hat mir so gefehlt und weil ich als Rentner nicht endlos Kohle habe, musste ein preiswerter Ersatz her.
Da stach mir beim Stöbern bei Thomann die Harley Benton cst24HB Tortoise Flame ins Auge.
Gemeinsamkeiten: Hollowbody im (erweiterten) Les-Paul-Stil mit 1 bzw. 2 f-Löchern, 24 Bünde, einfache Bedienungselemente, 2 Humbucker, Sustainblock für Pickups und Brücke, schöne Erscheinung.
Unterschiede: Die Framus hat einen durchgehenden Hals und einen 6-Wege Klangschalter, die HB 'nur' einen eingeleimten Hals und einen 3-Wege-Schalter, die Framus hat vergoldete, die HB nur verchromte Mechaniken, die Framus einen 0-Bund, die HB 'nur' einen Graphit-Sattel.
Kurz: Ich bin wirklich begeistert von der HB. Ich hätte nicht gedacht, dass man für 222 Euro eine Gitarre bekommt, die mit einem 14 mal teureren Gerät mithalten kann.
Die Verarbeitung ist bis auf einige kleinere Lackfehler einwandfrei, die Decke sieht fantastisch aus, das Griffbrett ist sauber verarbeitet, die angenehm breiten und runden Bünde sind akkurat aufgesetzt. Ich habe eine Bundreinheit und eine Seitenlage einstellen können, an die meine alte Framus nicht herangekommen ist. Sie ist genauso stimmstabil und der Hals ähnlich gut bespielbar, wobei der Hals der HB schmaler ist, woran ich mich noch etwas gewöhnen muss, was aber kein Nachteil ist. Ich finde, dass bei der HB die G-, die H- und die E-Saite auf dem Sattel zu eng beieinander liegen. Weil auf dem Sattel noch etwas Platz war, habe ich die H-Saite um 0,5 mm und die E-Saite um 1 mm nach außen verlegt (was eine Rückgabe erschweren dürfte, wofür ich aber heute auch keinerlei Anlass sehe).
Die Bespielbarkeit ist sehr gut, der Klang ist klar und warm (die Framus klang da kälter und die 3 Sounds, die ich auf der Framus wirklich gebraucht hatte, finde ich auch bei der HB) und ein Unterschied im Sustain wegen des 'nur' eingeleimten Halses ist nicht zu hören. Vom Klang und vom Aussehen her ist die HB eindeutige Siegerin (vom Renommee her 'natürlich' nicht)!
Einziger Wermutstropfen: Die Brücke ist nicht für Flatwound-Saiten ausgelegt, man sollte einen Saitensatz mit massiver G-Saite wählen.
Nachtrag: Ein schönes Feature ist in der Produkt-Beschreibung nicht aufgeführt: Der Klangregler ist als push-pull-Schalter ausgelegt, der auf 'pull' die beiden Humbucker in Single-coils verwandelt (Split-coil-Schalter). Das ergibt insgesamt 6 schaltbare Klangkombinationen.