Ich benutze die CST-24 seit einigen Wochen fürs Home-Recording und auch in der Band. Diese Gitarre ist sehr gut verarbeitet, die üblichen Mängel, die gerade die älteren Gitarreros unter uns bei einer Gitarre der untersten Preiskategorie erwarten: sie hat sie nicht! Es gibt keine Lacknasen, keine schlecht entgrateten Bundstäbchen und Ähnliches. Die CSt-24 ist schlichtweg sauber gefertigt, sie gehört zu den eher schweren Instrumenten und macht einen rundum wertigen Eindruck.
Die Gitarre sieht mit der sehr stark gemaserten flamed Ahorn-Decke sehr gut aus - natürlich handelt es sich bei der Decke um ein hauchdünnes Furnier, das auf die dickere (wahrscheinlich unspektakulär gemaserte) eigentliche gewölbte Ahorn-Decke aufgeleimt ist. Der darunter liegende Mahagoni-Korpus besteht aus vier oder fünf sehr gut zusammen geleimten Teilen, anders als bei dem mindestens um den Faktor 20 teureren PRS Custom 24 Vorbild, wo der Mahagoni-Korpus einteilig ist. Die Mechaniken der Gitarre arbeiten präzise, gleichmäßig und sauber, die Gitarre ist sehr stimmstabil, solange man den Jammerhaken nicht betätigt. Anders als die PRS arbeitet der Jammerhaken keineswegs verstimmungsfrei...ich habe ihn einmal kurz angetestet und dann sogleich wieder abgeschraubt. Natürlich hat eine Gitarre in dieser Preislage keine Locking-Mechaniken, hier noch einen nahezu verstimmungsfreien Jammerhaken zu erwarten, wäre etwas 'over the top' ;-)
Die Gitarre kam recht ordentlich eingestellt zu mir, bei der Saitenlage war aber noch ein wenig Luft nach unten: ich musste sowieso den Hals etwas nachjustieren, da ich die Saitenstärken 009-046 benutze, anstatt der werksseitig aufgezogenen 010er-Saiten. Nach einer knappen halben Stunde Arbeit, kam ich zu einer angenehm flachen Saitenlage ohne jegliches Outfretting oder Schnarren. Der Hals ist relativ modern, ein bisschen dicker als zum Beispiel der der aktuellen Ibanez-Gitarren. Er liegt jedoch sehr angenehm in der Hand, erlaubt alle modernen Techniken und hat eine sehr gute Bespielbarkeit.
Die CST-24 hat zwei Wilkinson-Humbucker, was aber leider nicht in der Produktbeschreibung erwähnt wird: der Tonpoti ist gleichzeitig ein Push/Pull-Schalter für den Coil-Split (Ihr solltet das ändern, denn dieses kleine Feature erhöht die Soundvielfalt des Instruments gewaltig).
Hiermit wären wir beim Wichtigsten: dem Sound! Der Steg-Tonabnehmer klingt sehr präzise, aggressiv und druckvoll,, hat einen extrem starken Attack. Das ist *der* Sound für knackige Metal-Riffs und Rock. Das Sustain der Gitarre ist irre lang, auch an diesem Punkt braucht sie sich nicht vor der sündhaft teuren PRS zu verstecken. Der Hals-Humbucker klingt rund und sehr fett, ähnlich einer Les Paul in der Hals-Position, produziert einen stark singenden Ton, wie bei Garry Moores "Still got the Blues". Deer Hals-Pickup hat aber durchaus auch gute Jazz-Qualitäten. In der Zwischenposition kommt der Sound daher, wie man es bei einer guten, alten Les Paul erwartet, mit einem herrlich 'schmatzenden' Attack. Betätigt man den Push/Pull-Single-Coil-Switch, dann geht es (vor allem in der Zwischenposition) eindeutig in Richtung Strat, mit glockenähnlichem Sound und einer Menge Biss und Twang.
Die CST-24 ist soundmäßig tatsächlich ein kleiner Allrounder, bestens für die Arbeit in einer Coverband geeignet, wo eine große Bandbreite an Sounds gefragt ist. Sie singt, sie schreit, beherrscht die sanfte und die aggressive Soundpalette gleichermaßen gut. Ich hatte zum Zeitpunkt der Bestellung vor, die Wilkinsons gegen DiMarzios oder Seymour Duncans auszutauschen. Nachdem ich die Gitarre eine halbe Stunde gespielt hatte, habe ich mich von dieser Schwachsinnsidee ganz schnell wieder verabschiedet. Die Wilkinsons klingen erstaunlich gut, deren Austausch ist völlig unnötig, die Gitarre ist so wie sie aus dem Karton kommt gut, ein Austausch wäre meiner Meinung nach rausgeschmissenes Geld.
Die einzigen (sehr kleinen) Minuspunkte:
-der nicht verstimmungsfrei arbeitende Jammerhaken
-die beiden Drehpotis arbeiten etwas sprunghaft, nach nur sehr kurzem Reglerweg ist der Ton schon voll da bzw. weg.
Doch das ist Klagen auf sehr hohem Niveau, vor allem wenn man den niedrigen Preis der CST-24 bedenkt. Selbstverständlich ist die 20 x so teure Original-PRS besser (es wäre traurig, wenn es nicht so wäre). Aber da spielt auch die Psyche eine Rolle: man hat ggfs. lange für das Schätzchen gespart, sich lange gefreut und hält dann ein Instrument von Meisterhand geschaffen in den Händen. Doch rein objektiv gesehen, rechtfertigt der minimale Unterschied in Sound und Verarbeitungsqualität nicht den Preisunterschied im Faktor 20.
FAZIT: für nur 222 Euro bekommt man ein sehr gut verarbeitetes Instrument, das sehr gut klingt und sehr gut bespielbar ist und obendrein noch eine enorme Soundvielfalt hat. Wer, wie ich, gut mit dem vermeintlichen Makel einer Harley-Benton-Billiggitarre leben kann, kein sechsseitiges Statussymbol sondern eine gut klingende Arbeitsgitarre mit toller Optik sucht, dem sei die CST-24 ans Herz gelegt. Aber - auch wenn sie nicht so aussieht - sollten sich alle Metallarbeiter diese Gitarre mal ansehen, denn sie hat alles, was es für diese Stilrichtung braucht: einen extrem starken, präzisen Attack und sehr viel Biss und Durchsetzungsvermögen.
Thumbs up für diese Klampfe!