Vor 30 Jahren begann meine E-Git. Karriere natürlich mit einer Billiggitarre (DM 570.-) aus Fernost. Da ich in den letzten Jahren immer wieder über HB Kritiken von „geht gar nicht“ bis „Hammerteil“ gestolpert bin, wollte ich zu meinem Jubiläum mir ein eigenes Bild machen.
Ausgesucht, bestellt, erhalten!
Erster Eindruck: Nichts scheppert, alle Schrauben fest, Lackierung bis auf eine kleine Überarbeitung (wen kümmert's?) tadellos, Saitenlage und Oktavreinheit laden sofort zum Spielen ein. Der zweiteilige Hals ist passgenau eingeleimt (So manche Epi kann sich da was abgucken!) und liegt super in der Hand. Die Gitarre ist in sich ausgewogen. Das „Santana PRS Bodyshaping“ erhöhen das Spielgefühl nochmal.
Die beiden Potis sind leichtläufig, der PU Schalter hingegen nicht (mag ich aber so!). Die Mechaniken verrichten ihren Dienst und tragen zu einer überraschen Stimmstabilität bei, die ich so in dieser Preisklasse nicht erwartet hätte.
Kalt gespielt, erzeugt die 3,8 kg schwere Gitarre einen ausgewogenes transparentes Klangbild. Die Bässe bringen den Mahagonibody schön zum Schwingen. Akkorde klingen ausgewogen und die niedrige Saitenlage lädt zu schnellen Läufen über die sauber ausgerichteten Bünde ein.
Bis jetzt nur positiv überrascht. Anstöpseln und hören!
Die Saiten werden, egal in welcher PU-Schaltung, gleichmäßig abgenommen, was in höheren Preislassen nicht immer der Fall war/ist. Akkorde klingen transparent, nichts matscht. Keine Deadspots! Doch leider fehlt es den PU an Mitten, sodass ein 'hohler' Eindruck entsteht – da hilft auch das Tonpoti nichts. Im Akkordspiel kommt die 2.Auffälligkeit: fehlende Dynamik. Soll heißen: leicht bis normal angeschlagene Akkorde klingen rund. Bei härterem Anschlag wird der Ton aggressiver, als wäre in den PU's ein Verzerrer – gewöhnungsbedürtig!
Gitarre weggestellt – zurücksenden? Nein 2.Chance. Neue Saiten aufgezogen und ohne Erwartung nochmal los gespielt, EQ vorgeschaltet und los:
Akkordspiel clean und leicht gecrunched:
Steg-PU: sehr scharf und kanntig. Auch die Bässe knacken.
Hals.PU: Akkorde sind warm, bleiben Transperent und werden nicht von der tiefen E-Saite erschlagen.
Beide PU's zusammen ergeben einen näselnden, ja beinahe stratähnlichen, percussiven Ton. Gefällt sehr! Mein Eindruck: Beide PU's sind charakterlich näher an P90 als an Humbuckern.
Solo:
Steg-PU: ebenfalls sehr scharf und kantig mit wenig Sustain.
Hals-PU: sustainreicher, bluesy.
Beide PU's zusammen vereinen beide Charaktere: percussiven Biss mit einer Dosis Bass (Den Rest überlassen wir dem Bassisten!)
Auffällig beim Singlenotespiel: Ab dem 11./12. Bund muss man richtig arbeiten. Ordentliches Fingervibrato ist angesagt, da kurze Mensur und Beschaffenheit der Pickups nicht mehr allzu singende Töne zulassen.
Apropos Vibrato. Da ich selbige selten nutze, bleibt es erst mal fixiert.
Was bleibt? Zurücksenden? Never ever!
Die CST-24T ist keine Gibson oder PRS – dass hat sie ja auch nie behauptet. Sie besitzt jedoch genug Charakter, vor allem in der Mittenposition, um im Heimstudio und sicher auch auf der Bühne das ein oder andere Mal ein Hinhörer zu sein. Ein Hingucker ist sie ja auf alle Fälle und in Sachen Verarbeitung/Einstellungen lässt sie nichts zu wünschen übrig. Für den ein oder anderen Interessenten scheitert's evt. am Ton- und Volumenpoti - die kann man austauschen. Den PU's sollte man eine Chance geben, wenn's mal anders klingen soll.
Diese Gitarre ist mehr als ein Gimick und bleibt deshalb bei mir!
Für Anfänger halte ich diese Gitarre für absolut ungeeignet. Eine ordentliche Paulakopie einer bekannten Marke dankt dem Anfänger sein Bemühen weitaus mehr (plus Wiederverkaufswert). Erfahrungen mit EQ und Sustainer sind hier auch von Vorteil.
Schöner Nebeneffekt: Ich kann auf dieser E-Gitarre picken – und es klingt!
Also ein rundum gelungenes Jubiläum für gefühlte knappe 400.- DM ;).