Ich spreche hier über das in Sunburst-Optik beschichtete Modell, vermute aber, dass sich das adäquat auf die NT-Variante übertragen lässt, da ich bereits das 2. Exemplar mit haargenau demselben Mangel in den Händen halte.
Zunächst zum Positiven: Der Klang ist aus meiner Sicht für diesen Preis absolut in Ordnung und rein optisch waren beide Instrumente rundum ohne erkennbare Makel; eben richtige Schmuckstücke. Ich war überrascht, als ich bei meinem Austausch-Exemplar feststellen musste, dass das Schallloch zusätzlich noch mit Schutzfolie überklebt war, was bei der ersten Gitarre nicht der Fall war.
Nun zum weniger Schönen: Das erste Instrument ging zurück, weil die Saitenlage auf Höhe des 12. Bundes furchterregende 5 Millimeter überschritt - auf gut deutsch, da hätte man eine Sau drunter durchjagen können. Das - sicherlich zusammen mit einem suboptimal gekerbten Halssteg - führte dazu, dass Barreés über alle Lagen weg praktisch nur unter Zuhilfenahme einer Schraubzwinge sauber zu greifen waren.
Das Austauschexpemlar hatte zumindest den Charme, dass der Halssteg deutlich besser gefeilt war, so dass sich Barreés zumindest in den tieferen Lagen ansatzweise vernünftig greifen ließen. Allerdings erreichte auch hier (identisch zum ersten Instrument) die Saitenhöhe am zwölften Bund erschreckende 5 Millimeter. Damit lässt sich bei aller Liebe kaum noch Bundreinheit gewährleisten.
Das erste Mittel bei zu hoher Saitenlage ist ja üblicherweise die Prüfung der Halskrümmung. Der prüfende Blick sowie auch das Auflegen eines Lineals ergaben, dass der Hals bei gestimmten Saiten bei beiden Exemplaren schnurgerade war. Hier ließ sich also nichts machen. Die nächste Selbsthilfe-Maßnahme in solchen Fällen ist die Höhenreduktion des Stegsattels durch kontrolliertes Abschleifen, wenn man die Saiten in den höheren Lagen näher ans Griffbrett bekommen möchte.
Dies war allerdings bei beiden von mir geprüften Instrumenten keine Option, da die Stegeinlagen im Auslieferzustand an der engsten Stelle gerade mal 1,5 Millimeter über den Steg hinausragten. Damit lassen sich die 4 Millimeter nicht kompensieren, die es mindestens abzuschleifen gälte, weil die Stegeinlage dann bereits bei den D-, G- und h-Saiten komplett im Steg verschwunden wäre und die Saiten somit auf dem Steg auflägen und scheppern würden.
Man kann nun rätseln, ob das grundsätzliche Problem an einem falsch eingestellten Neigungswinkel des Halses zum Korpus liegt oder durch die Auswahl eines zu hohen Steges entstand. Egal, was es auch ist, es ist anscheinend ein prinzipieller Mangel dieses Modells. (Oder aber ich habe zwei Exemplare erwischt, bei denen derselbe Fehler in nahezu identischer Form und Größe auftrat.) Ist ja letztendlich auch egal. Fakt ist, bei jeder Westerngitarre sollte das Lineal in der Verlängerung des geraden Halses AUF dem Steg aufliegen, am besten noch mit 1 - 2 Millimetern Luft zum Steg, statt dass - wie bei den beiden von mir begutachteten Exemplaren - das Lineal ca. 2 Millimeter unterhalb der Oberkante des Steges gegen diesen stößt.
Man steht also vor der Wahl, entweder den Steg gegen einen dünneren austauschen zu lassen, einen Gitarrenbauer einen kompletten Halsreset durchführen zu lassen (beides invasive, kostenintensive Optionen) oder sich schweren Herzens für eine Moneyback-Rückgabe dieses Schmuckstücks zu entscheiden, wenn man es denn für mehr als nur fürs an die Wand hängen haben möchte, denn nach dem zweiten Instrument habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass da genügend Serienstreuung vorhanden ist, vielleicht durch Austausch ein vernünftig bespielbares Instrument ohne Tonalitätsprobleme in die Hände zu bekommen. Ich werde mich somit im höherpreisigen Bereich umschauen müssen. Schade, bisher hatte ich mit meinen Harley Bentons mehr Glück gehabt.