Die Harley Benton Custom Custom Line Nashville-Steel ist eine Gitarre die einem mehr Erstaunen abringt als ihr Nieschendasein vermuten lässt. Vergleichsprodukte sind auf dem Markt kaum, und wenn dann in sehr viel höheren Preisregionen (Crafter 900-1200 euro und Taylor ca.2300 euro), zu finden. Es stellen sich einem also sofort die Fragen "ist sie ein Billigprodukt? Sowie wer kann das brauchen und wozu?"
Die erste Frage kann mit einem klaren nein beantwortet werden. Die Macher der Gitarre hatten sicher einen erschwinglichen Preis im Fokus aber die Qualität hat dabei nicht gelitten. Große Markennamen bezüglich der Hardware sucht man freilich vergeblich, die Funktion der Mechaniken ist jedoch einwandfrei. Die Elektronik, welche der von Crafter fast wie ein Ei dem anderen gleicht, verrichtet feinfühlig und rauschfrei ihren Dienst und das präzise Stimmgerät spricht flink an. Die Pickups sind bestens aufeinander abgestimmt um damit sämtliche Nuancen zwischen Jazzgitarrensound, Akustik und E-Gitarre erstellen zu können.
Bei der Auswahl des Models gibt es im Vergleich zu teuren Marken gewisse Einschränkungen. Um es mit Henry Ford zu sagen: "Sie können jede Farbe haben solange es schwarz ist!"
Die Lackierung ist jedoch tadellos ausgeführt.
Die Gitarre ist eine Hollowbody Konstruktion aus Mahagonie mit einer äußerst geschmackvollen, bookmatcht, Riegelahorndecke auf welcher eine akustikstyle Bridge die Saiten aufnimmt. Dies beschert der Gitarre einen echten Akustikklang, welcher unverstärkt gut hörbar ist, und elektrisch verstärkt die Gitarre mit allen Vor- und Nachteilen einer Hollowbody ausstattet. Da der Korpus von seinen Maßen her eher einer E-Gitarre entspricht ist die Gitarre erfreulich handlich und leicht. Das rein akustische Volumen ist daher aber eher gering und keinesfalls Basslastig, dafür aber differenziert. Damit ist sie bestens geeignet zum Üben auch zu später Stunde.
Der perfekt eingeleimte Hals aus Mahagoni beheimatet ein, mit Cremebinding eingefasstes und bestens abgerichtetes, Griffbrett aus, hm.... ja woraus ist das denn, Roseacer? Hier schweigt sich das Internet aus und die Fangemeinde mutmaßt. Es handelt sich auf jeden Fall um eine Handelsbezeichnung, die sich Thomann hat eintragen lassen, für ein wie auch immer geartetes Material. Zu den offensichtlichen Eigenschaften kann man sagen es scheint außreichend hart zu sein ist von dunkelbrauner Farbe mit holzartiger gleichmäßiger Maßerung. Das Griffbrett trägt die sauber eingearbeiteten und polierten 21 Medium Jumbobünde sowie die Dotinlays. Zur Kopfplatte hin schließt ein randlos sauber eingesetzter Knochensattel ab. Die Saitenlage ab Werk ist bestens eingestellt und die Bespielbarkeit des Halses wunderbar.
Dank der 11er Daddario E-Gitarrensaiten und der perfekten Einstellung lässt sich die Gitarre Butterweich spielen. Damit kann man die Gitarre eigentlich jedem, vom Anfänger bis zum Pro, empfehlen. Insbesondere die ersten Barre-Griffe zu üben ist oft ein hartes Geschäft das hier sicher leichter fällt.
So und nun anstöpseln an den Amp. In meinem Fall ein Modellingamp da ich als einziger Gitarrist in der Band schnell auf unterschiedlichste Sounds zugreifen will. In dieser Kombi ist die Gitarre unschlagbar. Zunächst ein Akustiksound dann ein Highgain Solo und zurück auf Akustik. Mit dieser Gitarre ist das kein Problem, einzige Schwierigkeit das "umschalten" von Mixsound auf Magnettonabnehmer muss am Mixfader der Elektronik geschehen und kann nicht einfach mit einem Switch, wie gewohnt, gemacht werden. Bei 100% und Mittelstellung sicher kein Problem aber bei Zwischenstellungen eher schwierig. Der E-Gitarrensound hat durchaus eigenen Charakter unter vorsichtiger Zumischung des Piezos gewinnt mann ausreichend Höhen um dann mittels Eq zu nivellieren und einen guten Bridgepickupsound zu simulieren. Auch böse Metallriffs daß die Membranen tanzen sind möglich dabei zeigt sich ein ordentliches Attack. Aber auch das Sustain kommt nicht zu kurz im Gegenteil je nach Bühnenlautstärke dürften, dank Hollowbody, Sustain und Feedbackorgien a la Ted Nugent mühelos zu realisieren sein. Flagiolets fliegen geradezu von selbst aus der Box so dass die Ohren flattern. jetzt Cleansound Jazzgitarrenstyle. nach kurzem einstellen mit der Elektronik smoth and crunchy, immer mit einer Portion Holz im Ton da es ja kein Massivbau ist. Kombiniert man nun solch eine Gitarre mit dem Boss GP 10 sind die Möglichkeiten und Sounds sicher endlos.
Für Wen ist diese Gitarre nun gut? Also ich würde sagen für jeden, denn diese Gitarre bringt alles hervor was Du hineinsteckst. Anfänger können prima damit üben. Musiker die mehr als einen Sound brauchen innerhalb eines Stücks sind damit bestens bedient. Gitarristen die nicht zu jeder Session die dicke Berta in der U-bahn rumziehen wollen ebenfalls. Einzig und allein der Lagerfeuergitarrist wird wohl ob der geringeren Lautstärke nicht so glücklich sein.
Zusammenfassend kann man sagen wir haben es hier mit einer tadelos verarbeiteten und außergewöhnlichen Gitarre zu tun für außergewöhnliche Musiker die auch außergewöhnliche Situationen damit bewältigen und das zu einem außergewöhnlich günstigen Preis!
Da wird die Konkurenz wirklich ausergewöhnlich alt aussehen! :-)