Wie eigentlich immer in dieser Preislage, gibt es merkliche Exemplarstreuungen. Erwischt man eines von den besseren Exemplaren, hat man nach einem Setup reichlich Spaß mit dieser Gitarre.
Weil ich schon so etwas ahnte, habe ich mir diese Gitarre in TV Yellow, Faded Cherry und Pelham Blue bestellt. Und es war, wie erwartet: alle Gitarren hatten ein Setup nötig und die maximal niedrige Saitenlage fiel sehr unterschiedlich aus. Selbst wenn man den Steg komplett herunterschraubt, ist die Saitenlage für meinen Geschmack noch ein klein wenig zu hoch, aber noch okay (besonders angesichts des Preises). Das ging aber nur bei der TV Yellow, die anderen beiden schnarrten schon deutlich früher und verlangten eine höhere Saitenlage (oder ein Abrichten der Bünde). Also wurde es die TV Yellow, wobei mir optisch die Pelham Blue am besten gefiel.
Jetzt darf man nicht vergessen, dass es E-Gitarren in der Preisklasse 2500 EUR bis 3200 EUR gibt und es sollte klar sein, dass man bei einer 250 EUR-Gitarre nicht die gleiche Qualität erwarten kann.
Wenn ich schreibe, dass beim besten Exemplar die Bespielbarkeit in Ordnung war, dann heißt das: für 250 EUR ist die Bespielbarkeit klasse! Also ich will jetzt keine Saitenakrobatik jenseits des 12. Bundes auf der Gitarre machen, aber für Rhythmus- Spiel und "Riffs&Licks" geht sie absolut in Ordnung (wenn man den Steg ganz herunterschrauben kann!).
Baulich ist auch nichts auszusetzen. Zum Glück keine scharfen Bundenden oder ähnlich Unangenehmes. Die Gitarre ist schlicht und ehrlich aufgebaut und für diesen Preis von guter baulicher Qualität (nur das Abgleichen der Bünde ist ein wenig Glücksspiel).
Klanglich geht die Gitarre eigene Wege:
Der P90 ist ein echter P90, also ein SingleCoil. Das heißt, dass der Tonabnehmer einstreuempfindlich ist. Das ist jetzt aber bauartbedingt und kein Versäumnis von Harley Benton.
Ich habe P90-Tonabnehmer relativ spät für mich entdeckt, dafür bin ich jetzt um so mehr begeistert von ihnen. Der P90-Tonabnehmer dieser Gitarre ist anders, als ich erwartet habe. Er zeigt nicht diese unglaubliche Dynamik, die ich von anderen P90-Tonabnehmern kenne. Dafür klingt er nicht nur fett, sondern "knurrt" regelrecht. Und wie alle P90-Tonabnehmer fühlt er sich am Punkt, wo der Verzerrer zu zerren anfängt, oder im milden Overdrive am wohlsten, auch wenn man bei dieser Gitarre auch in den Distortion-Bereich gehen kann (wenn man alle Quellen elektromagnetischer Strahlung, also zuerst den eigenen Verstärker, auf Abstand hält).
Zuerst wollte ich den P90 tauschen, habe mich aber am Ende dagegen entschieden, weil der verbaute Tonabnehmer im Overdrive-Betrieb wie eine dreckig kläffende Bulldogge klingt (und das ist jetzt positiv gemeint). Deshalb auch in der Überschrift: Rock-Spaß-Krach-Maschine.
Ich sehe jetzt nicht, dass man mit dem Lautstärke- und Tonregler viele unterschiedliche Klänge aus diesem Tonabnehmer herausbekommt, für mich ist diese Gitarre ein "One-trick-Pony", aber dafür ist das Geknurre dieses Tonabnehmers so eigen, dass man sich problemlos von jeder anderen Gitarre klanglich absetzt.
Wie eigentlich immer in dieser Preisklasse, muss man zuerst ein Setup machen (lassen). Hat man eines der besseren Exemplare erwischt, wo man den Steg ganz runterschrauben kann, hat man eine Gitarre mit einer ausreichend guten Bespielbarkeit, die eine Menge Spaß macht. Rhythmus-Spiel, Riffs, Licks, alles kein Problem.
Kann man selbst Bünde abrichten oder hat man eines der besseren Exemplare erwischt, bekommt man für 250 EUR eine Menge Gitarre, die einfach Spaß macht.