Ich suchte eine kompaktes und modernes (schönes Display) Multieeffektgerät, das unter anderem eine Stereo-FX-Loop mitbringt. Da gibt es in dieser Preisregion nicht viele. Und es soll sich auf dem Desktop vernünftig bedienen lassen. Mir ist dazu unter anderem wichtig, dass man Preset-Wechsel auch ohne Kraftakt über zwei gleichzeitig zu drückende Fußschalter hinbekommt -- also über einen Drehknopf wie hier beim Git Pro halt.
Das angenehm große Farbdisplay ist kein Touch-Display -- irgendwie tatscht man zunächst doch drauf. Aber die Preset-Auswahl und alles andere wird brav über stabile Knöpfchen und Drehregler eingestellt. Das Handbuch -- nur als Download, aber auch auf Deutsch! -- hat 96 Seiten und erfüllt seinen Zweck sehr ordentlich. Der Git Pro bedient sich aber sehr intuitiv bzw. ähnlich wie viele vergleichbare Kistchen.
Nachschlagen musste ich nur zwei Mal: In der Tat kann man keine Effektblöcke doppelt in die Rig-Kette packen, allerdings sehr wohl die Reihenfolge ändern. Und ich hab den Drum-Computer nicht sofort gefunden, weil er mit dem Looper verknubbelt ist.
Es gibt auch Schrulliges: Die Auswahl der Endstufenröhren EL34, EL84, 6L6 und 6V6 findet man in den Parametern der Speaker-Cabinets. Aber immerhin, es gibt ein solches, nicht selbstverständliches Feature.
Durch das sehr stringente Konzept hat man das Git Pro schnell im Griff. Man muss keine Verstärker parallel betreiben, nicht drei Reverb-Engines hintereinanderpacken, weil es eben nicht geht -- ich finde Reduktion manchmal auch hilfreich. Beim Boss GT-1000 etwa kann man sein halbes Leben mit solchen Tüfteleien verbringen.
Das ist hier anders, und von den 128 fertigen Presets (256 sind speicherbar) kann man mehr als die Hälfte schmerzfrei benutzen. Deshalb hatte ich am ersten Abend auch wirklich viel Spaß mit dem Teil, sowohl über Kopfhörer als auch an meiner FRFR-Box (Laney LFR-112 FRFR Active Cab).
Und ja, es gibt natürlich ein paar Abers: Viele Clean-Sounds gefallen mir gut, dass der eine oder andere topfig oder muffig klingt, ist wahrscheinlich sogar dem Original geschuldet, das hier modelt. Ich gebe zu, ich kenne nicht alle möglichen Röhren-Amps plus Cabs persönlich. Manchmal hilft dann aber die Wahl eines anderen Cabs oder einer der 5 Equalizer. Oder man will den Sound halt tatsächlich so -- soll ja vorkommen.
Was mir aber nicht so gut gefallen hat, sind die gezerrten Sounds. Die meisten klingen in meinen Ohren etwas harsch, scharf oder schroff -- vielleicht trifft es auch schrill. Und da ist es auch egal, ob man einen der Verzerrer einsetzt oder nur den Amp übersteuert. Da hätte ich in der Tat den Wunsch, dass Harley Benton an den Ausgang noch einen globalen Equalizer setzt, der soetwas mit dem eigenen Amp oder dem Kopfhörer grundsätzlich in Einklang bringt. Kann natürlich sein, dass der benutzte Prozessor dann etwas an die Grenzen kommt -- ein von mir randvoll gepacktes Rig lieferte aber keine Indizien dafür, dass der Prozessor unterdimensioniert ist.
Im Großen und Ganzen find ich das Teil ok, aber im Vergleich zu anderen Multieffektern in dieser Leistungsklasse etwas überteuert -- Harley Benton ist nun mal keine Nobelmarke und muss auch keine werden. Aus meiner Sicht sollte es nicht teurer als ein Zoom G5 oder Mooer GE 200 sein...