Dies ist neben einer 1987er Korea Squier und einer PRS SE Soapbar meine 3. Gitarre. Sie war ein Experiment, da ich schon seit langem eine Gitarre selbst bauen wollte aber leider keine gut eingerichtete Werkstatt mein Eigen nenne.
Beim Preis dieses Bausatzes ist bereits klar: Hier wurde an jedem erdenklichen Ende gespart.
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass sämtliche Hardware zum billigsten gehört, was man bekommen kann. Immerhin kostet das Kit gerade mal so viel wie bei anderen Herstellern ein einzelner Tonabnehmer.
- Qualität der Teile:
Leider ist dann auch die Verarbeitung der Hölzer an vielen Stellen sehr nachlässig.
Der Body besteht bei mir aus 3 verleimten Teilen. Das Shaping ist nicht ganz sauber. An einer der Leimfugen gab es bei mir einen deutlichen Knick in der Kontur.
Das Holz ist recht weich, was die Bearbeitung einerseits erleichtert andererseits aber auch die Entstehung von Dellen und Kratzern begünstigt. Bei mir gab es an einigen Stellen recht große Poren im Holz. An den Stirnseiten mussten einige Löcher verspachtelt werden. Die vorgeborten Löcher für Schlagbrett und Vibrato saßen kaum akkurat.
Der Hals ist gerade und das Ahorn sauber lackiert. Das Griffbrett muss noch geölt werden, es ist knochentrocken und macht zunächst den Eindruck, als ob es bald zerbröslet. Zum Glück bestätigt sich dieser Eindruck bisher nicht. Die Dot-Inlays sitzen nicht in einer Linie sondern tanzen hin und her.
Die Bünde sind für meinen Geschmack relativ Schmal (ca 2mm) und flach. Ich hoffe sie sind nicht zu weich und nutzen sich nicht zu schnell ab. Viel Spiel für eine Überarbeitung vermute ich hier nicht.
Sie sind nicht ganz gleichmäßig abgerichtet und ihre Enden nicht sauber verrundet. Sie könnten einige Nacharbeit vertragen. Leider ist dies für den Laien eine sehr aufwendige und ohne Spezialwerkzeug kaum durchzuführende Arbeit. Ich habe mich daher auch auf einige minimale Korrekturen beschränkt.
UPDATE: Anscheinend ist das Griffbrettholz nicht ordentlich getrocknet. Nach eineigen Wochen schient es leicht geschrumpft zu sein, so dass die Bundenden scharfkantig hervorstehen und beim Spielen in die Haut schneiden. Die Bespielbarkeit ist damit kaum noch wirklich gegeben.
Die Pickups sind sichtlich billige Vertreter. Die Polepieces sind keine eigenen Magnete. Stattdessen sitzt ein Stabmagnet quer unter allen 6 Metallstiften. Beim Recherchieren nach passenden Austausch-Pickups ist mir dann aufgefallen, dass die mitgelieferten nicht den Standardmaßen entsprechen. Das heißt erst einmal positiv, dass die Abstände der Polepieces hier auf die Saitenabstände abgestimmt sind und sie wirklich genau unter den Saiten liegen. Deren Abstände sind relativ schmal, da auch das Vibrato-System schmale Saitenabstände hat. Die Gesamtbreite am Steg ist etwa 53mm. Über dem Hals-Pickup beträgt der Abstand von hoher zu tiefer E-Saite dann auch gut 50mm. Austausch-Pickups haben meist etwa 52 oder 53 mm Abstand zwischen den äußeren Polepieces. Darüber sollte man sich zumindest im klaren sein.
- Fertigstellung
Die Herstellerangabe, die mir vom Kundenservice vorab noch einmal bestätigt wurde, dass das Korpusholz sofort lackiert werden könne, weil es mit Porenfüller vorbehandelt sei, ist leider ein Witz. Das Holz mag zwar vorbehandelt sein, aber für eine saubere Lackierung muss hier wesentlich mehr Vorarbeit geleistet werden. Schade, dass ich das zu spät gemerkt habe und nun auch nach etlichen Schichten Sprühlack immer noch Poren sichtbar sind.
Da ich eine sehr aufwendige Lackierung gewählt habe, habe ich dadurch auch gleich mal den Anschaffungspreis der Gitarre verdoppelt. Hier steckte für mich auch die meiste Arbeit drin und auch die Motivation den Bausatz zu kaufen.
Wer wenig Wert darauf legt, der hat nach wenigen Stunden ein fertiges Instrument in der Hand, denn das Montieren der Teile am Ende ist, für jemanden der halbwegs handwerklich geschickt ist, denkbar einfach. Man sollte dabei die Reihenfolge der mitgelieferten Beschreibung beachten, da das Schlagbrett bei montiertem Hals nicht einzusetzen ist.
- Aussehen, Bespielbarkeit und Klang
Am Ende hat man (erst mal, siehe Update oben) ein durchaus spielbares Instrument in der Hand. Der Hals ist grade. Die Saitenlage kann einigermaßen flach eingestellt werden. Bundreinheit ist gegeben. Optisch macht sie einiges her und ist eben auch ein Unikat.
Der Klang ist mir leider etwas zu dünn und harsch. Mit einem Satz guter neuer 010er-Saiten ist es schon etwas besser aber trotzdem werde ich sicher noch Modifikationen durchführen. Ich denke als erstes werden die Pickups dran glauben müssen.
UPDATE: Mit neuen Pickups (DiMarzio) ließ sich einiges herausholen.
In anderen Rezensionen wurden die Tuner bemängelt. Diese sind wirklich nicht gut aber zumindest bei mir nicht die Ursache von Verstimmungen. Dafür habe ich den 2. Seitenniederhalter für D- und G-Saite gleich wieder demontiert, da sich hier die Seiten schnell verhaken und er nicht zwingend notwendig ist. Vielleicht tausche ich den anderen später noch gegen ein Modell mit Rollen.
- Mein Fazit:
Hier wäre für ein paar Euro mehr auch wesentlich mehr drin gewesen. Halbwegs akkurat gesetzte Inlays wären für mich das Mindeste. Bohrlöcher die nicht da sitzen wo sie sein sollen sollte man sich besser sparen. Einen Porenfüller der nicht richtig füllt auch. Und das mitgelieferte Kabel ist vollkommen überflüssig.
UPDATE: Nicht richtig getrocknetes Holz und daraus resultierende hervortretende Bundenden sind eigentlich ein No Go. Nacharbeit ist also auch noch einige Wochen nach Fertigstellung wieder notwendig.
Das Kit dient sicher mehr dem Spaß am Werkeln. Man kann dabei einige Erfahrungen sammeln. Und als Show-Gitarre ohne Anspruch auf super Sound taugt das Ergebnis allemal.
So mag ich denn auch meine neue Strat im Mondrian-Style und werde sicher noch ein wenig an ihr herumoptimieren und weiter Erfahrungen sammeln. Beim nächsten Mal würde ich aber wohl doch einen höherwertigen Bausatz nehmen.
Den Prozess der Herstellung habe ich übrigens in einem Video dokumentiert: https://youtu.be/7-VSYuxh3PA