Eines möchte ich vorweg schicken:
Die Abwicklung der Reklamation und die Betreuung durch das Thomann-Team in der Sache waren hochprofessionell, blitzschnell und wurden mit größtmöglichem Entgegenkommen gehandhabt.
Mir ist klar, dass dieser Bausatz nicht bei Thomann in Treppendorf gefertigt wird und dass der Bausatz aus der Sub-100€ Kategorie stammt, in der mit diversen Kompromissen oder Einbußen zu rechnen ist.
Das aus der Welt geschafft, jetzt Klartext:
Das Set war Schrott und das Geld dafür rausgeschmissen.
Besonders bitter an der Sache waren für mich folgende Dinge:
Zum einen war das ein 1x1-Verkauf, bei dem alle einfahren. So etwas verkauft man einem Kunden genau ein mal und nie wieder; und je nach dem, wie hartnäckig reklamiert wird oder werden muss, zahlt auch noch der Händler drauf. Weiters wird dadurch die zweite Bestellung mit den Aufrüstteilen wie neuen Tonabnehmern, Mechaniken und weiterer Hardware ungeöffnet zurückgeschickt; da ich nach diesem Frust und bei der Qualität in dieses Set nichts mehr investieren wollte. Den Punkt, dass sich ein Bausatz auch im Vergleich mit einer fertig zusammengebauten Gitarre und vielleicht deren Aufrüstung durch Ersatzteile nicht lohnt, kann man zugegebenermaßen weglassen; man kauft keinen Bausatz wegen der Convenience.
Im Detail gab es bei meinem Bausatz folgende Schwierigkeiten:
o. Die Kabel mit den Steckern an den Tonabnehmern und Potis waren viel zu lang, sodass die Elektronik nicht in das Fach passte.
o. Die Potentiometerknöpfe haben zwar eine Metallhülle, diese sitzt aber auf einer aufgesteckten und aufgeklebten Plastikhülse, die mit rationaler Gewaltanwendung nicht abzubekommen ist. Dafür fällt er Metallknopf sehr leicht von der Plastikhülse, wenn man ihn nicht nachträglich anklebt. Das heißt im Endeffekt: Die Knöpfe und Potentiometer sind – ohne das Risiko irreparabler Beschädigung einzugehen – schlecht bis gar nicht austauschbar.
o. Die Bohrungen am E-Fach und die Bohrungen des Schlagbretts passten mit den aufzuschraubenden Teilen selten bis gar nicht zusammen.
o. Die inneren Ausfräsungen und Bohrungen waren sehr unsauber gearbeitet; ich musste da mit der Dremel-Fräse einen Haufen ausgefranstes und auch sehr leicht ausfransendes Holz beseitigen, da stellenweise sonst die Kabel nicht durchgegangen wären.
o. Die Kappe des Halstonabnehmers war nur grob aufgesteckt, wackelte und klapperte und war durch Zurechtbiegen der Haltefüßchen nicht zum Stillstand zu bringen.
o. Trotz der Grundierung mit Porenfüller war der Korpus an mehreren Stellen nach wie vor ausgefranst und das Holz rissig, sodass ich den Korpus erneut zuspachteln und Schleifen musste.
o. Das Korpusholz war in meinem Fall sehr weich. Zwei, drei mal die Schrauben mit dem Schraubendreher rein und raus gedreht, und die Bohrung war ausgeleiert. Das ist bei einem Bausatz mit derartigem Nachbesserungsbedarf inakzeptabel.
o. Von den fünf Bohrungen der Brücke passten die hinteren drei nicht zu den vorderen zwei. Die beiden Gruppen waren einerseits zu weit auseinander und seitlich zueinander verdreht und mussten zugespachtelt und neu gebohrt werden.
o. Am Hals - und ich kann es bis heute noch nicht glauben, soetwas mal gesehen zu haben - war der Übergang von Griffbrett und Kopfplatte am ersten Bund des Griffbretts gemacht worden; das heißt, am Bundstäbchen ist das Griffbrett breiter als am Sattel, und der Übergang erfolgt plötzlich irgendwo ab dem ersten Drittel der Länge des Bundes, wo das Griffbrett dann plötzlich an einer Seite in der Breite um einen Millimeter einbricht.
o. An mehreren Bünden sind die Enden der Bünde recht weit unterschnitten worden, wodurch die Bünde an den Griffbretträndern nach oben weg vom Griffbrett abstanden. In so einem Fall ist auch mit Festklopfen oder Abrichten der Bünde nichts mehr zu retten; auch ausgiebiges Ölen des komplett trockenen Griffbrettes half nicht.
o. Der Stegtonabnehmer hatte eine komplett schief gewickelte Spule.
o. Bei der Montage des Bausatzes fiel mir dann auf, dass die Saiten um ein paar Grad gedreht zum Hals verliefen. Das konnte meiner Meinung nach dann unter anderem dadurch verursacht worden sein, dass die Bohrungen am Korpus für die Halsschrauben nicht gepasst haben.
o. Ebenfalls fiel mir auf, dass anscheinend die Nuten für die Saiten an den Saitenreitern der Brücke falsch berechnet worden sind. Die Saitenpaare 1 und 2, 3 und 4, 5 und 6 haben zueinander einen Abstand von 10mm, die Saitenpaare 2 und 3, 4 und 5 haben zueinander einen Abstand von 12mm. Das ist auch durch korrektes Einstellen der Brücke nicht zu ändern und nervt vermutlich beim Spielen (ich bin aber nicht soweit gekommen, dass ich das testen hätte können). Das hätte in weiterer Folge die Anschaffung einer neuen Brücke notwendig gemacht.
o. Zu guter Letzt, die Mechaniken waren unbrauchbar. Merkliche Leerlaufzonen, unregelmäßiger Lauf mit groben Drehwiderstandsschwankungen, zur Überprüfung der Stimmstabilität bin ich gar nicht mehr gekommen.
Wie gesagt, ich bin geheilt, sowas kaufe ich nicht mehr.