Ich habe einen Bass als Backup für meinen Sandberg mit gleicher Pickup Bestückung gesucht. Da lag es nahe, sich den Harley Benton einmal näher anzuschauen. Ich selbst spiele seit 40 Jahren Bass und blicke auf reichlich spielerische wie technische Erfahrung zurück.
Das Instrument kam wie immer gut verpackt bei mir an. Nach dem auspacken, hielt ich einen wunderschönen Bass ind en Händen.
Erste Sichtprobe ergabe keinerlei Mängel, Lackierung Top, Halspassung Top, keine schiefen Schrauben, alles so wie es sein soll. Lediglich ein Poti ragte etwas zu weit aus dem Pickguard.
Zwischen den Saiten steckte das Thomann Endkontrollkärtchen.
Erstes trocken Anspielen ergab ein schönes Sustain, die Saitenlage sowie die Oktavreinheit waren perfekt eingestellt, der Hals annähernd in gerader Position. Saitenabstand im 12. Bund ca. 2,5mm. Dank an Thomann!
Dr Hals mal wieder, wie schon bei anderen Harley Benton Modellen, ein Sahnestück, naturbelassen, haptisch fast besser als das Original, tolles Ebenholzgriffbrett, angenehme Maße, sehr smoothy.
Die Hardware durchaus ansprechend, tolle Bridge, body thru Lösung, Saiten können hinten eingehängt werden, schneller Saitenwechsel damit möglich, stimmstabile Mechaniken.
So jetzt zum Sound:
Ich habe beide Bässe miteinander verglichen.
Passiv Modus:
Der Harley Benton klingt im Gegensatz zum Sandberg ein wenig drahtiger und insgesamt heller, obwohl er aus Erle ist und der Sandberg einen Eschekorpus hat, sowie ein Ahorngriffbrett. Der Sandberg ist ein wenig runder im Gesamteindruck und vermittelt ein wenig mehr Druck. Das ist aber ein rein subjektiver Eindruck. Beide Bässe geben am Verstärker einen guten Sound wieder, sind aber in Ihrer Grundcharaktaristik unterschiedlich. Der Sandberg klingt für meine Ohren ein wenig klarer und durchsichtiger, enfach aufgeräumter und im Bandkontext durchsetzungfähiger.. Das mag an der Tonabnehmerbestückung liegen, die sicherlich beim Harley Benton nicht so hochwertig ist, wie beim Sandberg.
Aktiv gespielt hat der Sandberg ganz klar die Nase vorn.
Beim Einschalten des Aktivmodus entsteht beim Harley Benton ein mächtiger Lautstärkesprung, der so nicht praktikabel und somit auch nicht akzeptabel ist. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die Elektronik beim Harley Benton stark komprimiert und sich damit beim umschalten bei gleicher Potistellung, der Klang ändert. Das sollte so eigentlich nicht sein.
Harley Benton:
plus:
- super aussehen
- tolle Verarbeitung
- Nullbund!
- 6 fach Halsverschraubung!
- sehr solide und praktische Bridge
- Body thru Lösung!
- super bespielbarer Hals, tolle Haptik, schönes Griffbrett.
- Mechaniken stimmstabil
- atraktiver Preis
neutral:
- Sound
- Tonabnehmer
- Gewicht 4,4kg
negativ
- aktive Elektronik,
- große Lautschärkunterschiede zwischen aktiv und passiv Modus
- keine Höhenblende im Passivmodus
- Elektronik kompremiert stark.
Fazit:
Der HarleyBenton ist ein klasse verarbeitetes Instrument, was durchaus sowohl, im Studio als auch live einsetzbar ist, sofern man im Passiv Modus arbeitet. Hier hat der Harley Benton ganz klar seine Stärke. Er läßt sich ähnlich gut spielen wie das Original, wobei ich die Haptik des Halses fast noch besser finde. Hier hat der Harley Benton ganz klar seine Stärke.
Um an den den Sandberg heranzukommen, müßte aber nach meinem Empfinden, sowohl die Elektronik als auch die beiden Pickups durch etwas Höherwertiges ersetzt werden. Das würde aber mit 150€ für eine Glockenklang Elektronik und nochmals mit 220€ für höherwertige Pickups zu Buche schlagen. Läßt man die Arbeit dann noch von einem Fachbetrieb machen kämen sicherlich nochmals 100€ Arbeitslohn drauf.
Allerding hätte man dann für ca. 770€, also ca. der Hälfte, ein Instrument, was dem Sandberg so ziemlich in allen Bereichen ebenbürtig wäre. Allerdings ist zu beachten das Harley Benton und nicht Sandberg draufsteht, was sich bei einem späteren Weiterverkauf sicherlich nicht als besonders Wertstabil erweisen sollte.
Dieses ist auch der Grund warum ich den Bass trotz großer Sympathie zurück gehen lasse und mich nach etwas anderem umschauen werde.
Das Instrument ist auf jeden Fall zu empfehlen und läßt die meisten Konkurrenten aus dem Bereich bis 500€ weit hinter sich. Und wer den aktiven Sound nicht benötigt, soll die Elektronik einfach durch eine passive Elektronik mit Höhenblende ersetzen und hat dann immer noch ein tolles Instrument, was durchaus semiprofessionellen Ansprüchen genügen sollte.