– Saitenlage deutlich zu hoch, was an der sichtbar zu hohen Stegeinlage liegt.
– Auch der Sattel ist ca. 1 mm zu hoch und eingeklebt
– Der Hals ist gerade, aber die Spannschraube bereits auf Anschlag
– Sattel und Stegeinlage aus weichem Plastik, auf dem Steg durch die Saiten bereits leicht eingekerbt
– Wirbel der tiefen E-Saite klappert nach Entspannen der Saite
– Batterie leer, Folie entsiegelt, leicht in die Folie ausgelaufen
– Die 11er-Saiten scheinen superbillig. Beim Entspannen zeigen sich auf der hohen E-Saite ein Knick etwa zwischen Schallloch und Steg, die G-Saite wirkt über dem Schallloch an einer Stelle glänzend gequetscht.
– Saitenpins aus weichem Plastik, stehen leicht unterschiedlich hoch
– Im Auslieferzustand nicht sauber stimmbar bzw. ist die Stimmung offen und ab erstem Bund gegriffen bei manchen Saiten erheblich unterschiedlich. Typisch für fehlende Sattelkompensation, was bedingt durch die kürzere Mensur und die hohe Saitenlage stärker ins Gewicht fällt. Der Sattel müsste vermutlich etwa 3 mm schräg gestellt sein oder so etwas wie die S.O.S-Sattelkompensation vorgesetzt bekommen, die jedoch einen normal tiefen Sattel erfordert. Bundreinheit im 12. Bund ist überwiegend akzeptabel, die Bünde sind in sich auch stimmig, das Problem ist die ungegriffene Stimmung.
– „Mini“ ist die Gitarre ebenso wenig wie das Original „Taylor GS Mini“, entsprechend auch nicht wirklich eine „Reisegitarre“, außer dass die Gitarre knapp unter 1 m bleibt und die kaum gepolsterte Hülle schlank geschnitten ist (Format ähnlich den früheren Klassikgitarren-Hüllen).
– Abgesehen von der um etwa 5 cm auf 596 mm verkürzten Mensur entspricht die Korpusgröße ungefähr den Ibanez AEG, Yamaha APX, Takamine NEX/Small NEX, und das sind ausgewachsene (Bühnen-)Gitarren. Lediglich die Korpus- bzw. Gesamtlänge ist eben um 4 bzw. 5 cm kürzer, dafür ist die „GS Travel E Spruce“ etwas tiefer.
– Klang: Mit fast normal großem Grand-Concert-Korpus und ohne Cutaway klingt sie recht erwachsen und nicht so aufdringlich topfig wie viele kleine Reisegitarren oder Parlours, aber mit den mitgelieferten Saiten metallisch-schnarrig wie eine Supermarktgitarre und in den Mitten relativ laut. Auch wenn das Fichtenlaminat sicher noch reift und andere Saiten vielleicht Wunder wirken – nach dem Auspacken eher Kindergitarre als Klangwunder. Und Welten anders als die Klangbeispiele. Nach ein paar Tagen wird’s besser und der Korpus ist wohl zu einem ausgewogenen Klang fähig, aber ohne Bastelei an Sattel, Steg, Saiten macht es keinen Spaß, und ob das Ergebnis dann überzeugt, war mir zu riskant.
Schade. Jetzt noch zu den positiven Seiten:
– Verarbeitung und Lackierung sind gut, Haptik angenehm. Hals ist Nähe Kopfplatte und an einer weiteren Stelle minimal wellig gefräst. Nicht schlimm, aber interessant. Die klassische Optik gefällt.
– Dass nun ein vernünftiger Preamp mit Tuner und 3fach-EQ verbaut ist, ist ein großer Fortschritt. Den abgenommenen Klang konnte ich nicht testen. Der Tuner hat eine zeigerartige Farbskala und ist chromatisch, schaltet sich aber nicht von alleine aus. Phase ist nur ein Taster, kein Schalter, so dass der Schaltzustand nicht klar ist.
– Tasche, simples Klinkenkabel, Sechskant für den Hals und Batterie im Lieferumfang sind erfreulich, eine Anleitung (Einstellungen, Pflegehinweise, technische Daten, Preamp-Betrieb etc.) wäre jedoch auch nicht schlecht.
– Die Hülle schützt weniger durch Polsterung als durch ihre Farbe, die wohl nur Taylor-Freunde verstehen.
Fazit: Viel Kritik an einer 129-Euro-Gitarre mit Pickup, aber es ist bei weitem nicht die günstigste Harley Benton und mit nur wenig Aufwand mehr wäre ein gutes Ergebnis drin gewesen, die Substanz ist da. Damit möchte ich nicht die armen chinesischen Arbeiter unter Druck bringen, die unter den Lockdowns genug gelitten haben, aber Thomann als Hersteller dieses Modells dürfte schon in den Karton schauen und vernünftig eingestellte und besaitete Gitarren ausliefern.