Da ich im Büro in den Pausen gerne ein wenig Gitarre spiele und die Möglichkeit, eine Gitarre unkompliziert mit auf Reisen zu nehmen, verlockend fand, habe ich mir die GS Travel schicken lassen.
Ich habe vor gut einem Jahr, als Geschenk für einen Freund, die "Harley Benton Custom Line CLD-16S" gekauft und war von dieser Gitarre wirklich sehr angetan. Also hoffte ich, dass mich die GS Travel ebenso begeistern könnte.
Ein großes Lob an das Thomann-Team! Bestellung und Lieferung liefen wirklich sehr flott und auch diese Gitarre kam bestens verpackt bei mir sicher an.
Der erste Eindruck war sehr positiv.
Der mitgelieferte Gigbag passt perfekt, ist solide verarbeitet, sieht gut aus und bietet einen soliden Standardschutz.
Die Deckhölzer der laminierten Decke, des Bodens und der Zargen wurden sorgfältig ausgewählt. Die Lackierung fällt sogar noch hübscher aus, als auf den Fotos, vor allem die Kopfplatte ist in einem dunklen, transparenten rot, durch das die Maserung des Nato-Halses scheint. Der Hals hat ein angenehmes Profil und bei der üblichen Sattelbreite von 43mm fühlt man sich gleich zuhause. Durch die kurze Mensur sind die Bundabstände etwas kürzer, was wirklich witzig beim Spielen ist.
Allerdings fallen die Plastikteile (Flügel der Mechaniken, Sattel, Stegeinlage, Saitenhalter und Schlagschutz) gegenüber der wertigen Holzarbeiten qualitativ ziemlich ab. Hier gäbe es Verbesserungspotential mit wenig zusätzlichen Kosten.
Allerdings: Was will man von einer Gitarre zu einem so günstigen Preis alles erwarten?
Der Klag ist erstaunlich gut für eine so kleine Gitarre. Klar, dass die Bässe fehlen ? woher sollten sie auch bei einem solch zierlichen Korpus kommen? Anfangs hatte ich Sorge, dass die GS Travel so klingen würde, wie es der Aufdruck auf dem Karton (Cigarbox Guitar) befürchten lässt, aber dem ist zum Glück nicht so.
Der Grund, warum ich die Gitarre nicht behalten und zurückgeschickt habe ist eher konstruktionsbedingt. Der Hals ist nicht (im besten Fall mit einer Dovetail-Konstruktion) fest verleimt, sondern lediglich geschraubt und an Zargen und Decke verklebt. Kombiniert mit dem eher vorsichtigen, werksseitigen Setup (Sattel und Stegeinlage relativ hoch, Hals relativ gekrümmt), der kürzeren Mensur (ca. 5cm weniger als üblich) und den dünnen 10er Saiten fällt sie Saitenlage zwangsweise hoch und eher unkomfortabel aus.
Ich fand auch lästig, dass die GS Travel die Stimmung kaum gehalten hat. Wechselt man von einer offenen Stimmung wieder zurück, fängt bei den tiefen Saiten an und arbeitet sich zu den hohen Saiten durch, kann man gleich unten wieder neu beginnen. Ich denke, das liegt an der nicht so stabilen Halskonstruktion. Da kam leider keine Spielfreude bei mir auf und daher nahm ich die "Money-Back-Garantie" von Thomann (sehr kundenfreundlich und unbürokratisch- Bravo!) in Anspruch.
Mein Fazit: Die GS Travel ist eine Gitarre mit einem durchaus guten Klang. Das Preis- Leistungsverhältnis ist, auch Dank des Gigbags, mehr als nur in Ordnung.
Allerdings spürt und hört man schon, dass hier gespart werden musste und daher kam bei mir keine wirkliche Freude auf. Anfängern würde ich empfehlen, etwas mehr zu investieren und sich eine Gitarre mit einer solideren Bauart zu kaufen. Davon gibt es bei Thomann mehr als genug!
Die GS Travel ist in meinen Augen lediglich ein nettes "Nice-to-have" für Gitarrist/innen, die bereits gut versorgt sind.