Eigentlich hatte ich die HB-35LH eher aus Neugier bestellt und als klangliche Ergänzung zu der ebenfalls bestellten Japan-Fender Stratocaster. Ich bin zwar kein ausgewiesener E-Gitarren Kenner und spiele auch nur zum Spaß daheim, doch traue ich mir dennoch zu, hier eine Bewertung abzugeben. Diese soll sich vornehmlich an Leute richten, die das Instrument so wie ich nutzen - die also keine Profis sind.
Natürlich muss man bei einer Bewertung die Preisklasse berücksichtigen - und da kann, ja muss man einfach 5 Sterne vergeben. Es ist ja fast schon beschämend, was da für so wenig Euros aus dem Karton kommt. Der Fertigungsstandard ist bis auf ein paar Kleinigkeiten schlicht sehr gut, das hatte ich so nicht erwartet.
Im Einzelnen, positiv:
- Top Lackierung inkl. der cremeweiß abgesetzten Bindings
- Das Griffbrett ist schön und ohne Tadel
- Die Bundstege sind allesamt sauber eingefasst
- Bundrein und mit sauberer Stimmung eingestellt
- Die Mechaniken arbeiten solide und halten die Stimmung
- Die Potis drehen satt und gleichmäßig, nichts wackelt
- Die Innenkabel sind nicht sichtbar durch die F-Löcher
Mit Abstrichen, aber nicht wirklich negativ:
- Der 3-Wege-Schalter macht einen etwas wackeligen Eindruck
- Die Bundstege sind rau und es schabt hörbar beim Bending; hier muss nachpoliert werden
- Das Schlagbrett ist nur mäßig elegant in Kurven geschliffen, auch hier mag der Ästhet noch nacharbeiten (oder man schraubt es ab)
- Die Saiten sind nicht erste Wahl, aber das läßt sich ja für 6 Euro ändern
Und wie spielt sich's nun und wie klingt das Ganze? Wie zu erwarten deutlich anders als auf der Strat (und das ist weder negativ noch positiv gemeint) - mir gefällt der Sound und das Sustain sehr gut. Humbucker und Semi-Hollow eben. Ich kann aber auch keinen Vergleich zu einer US Gibson ES 335 ziehen. Oder einer Hagstrom Viking oder anderen "Made-in-China-Look-a-likes. Sollte einem bei dem Preis wohl auch egal sein.
Fazit: Ganz klar ein seriöses Instrument und überhaupt kein Billig-Schrott. Sieht toll aus, läßt sich gut bespielen und klingt sauber oder verzerrt wirklich schön. Unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis!!!
Nachtrag 3 Jahre später (1.12.2019)
Mittlerweile befinden sich einige US-Gitarren von Fender und Gibson in meiner Sammlung, doch nehme ich die HB-35 immer noch gerne mal zur Hand. Um jedoch qualitativ näher an die Premium-Instrumente zu kommen, habe ich Folgendes investiert und kann es nur empfehlen, um aus der ordentlichen Gitarre eine gute bis sehr gute zu machen.
- Knochensattel vom Gitarren-Bauer
- Harley-Benton Locking-Tuner (Art. Nr. 450905)
- Göldo Poti-Knöpfe (Art. Nr. 239113 bzw. 239110)
- ABM 2506c Brücke (Art. Nr. 266532)
- ABM Saitenhalter 3020c (Art. Nr. 266555)
- ABM 30208c Bolzen M8 (nur direkt bei ABM erhältlich)
Zugegeben, eine Investition, die den ursprünglichen Kaufpreis übersteigt, aber der Gewinn an Klangqualität ist doch sehr deutlich zu hören. Als nächste Ausbaustufe sind Gibson Pick-Ups eine Überlegung (Burstbucker #1 und 2), sowie CTS Lefthand-Potis, dann hat das Tone-Poti auch einen praxistauglichen Regelweg. Wenig bekannt ist ja die Tatsache, dass in 90% der LH-Gitarren "idiotischerweise" (RH-) Potis spiegelbildlich verschaltet werden, was dann - wegen des logarithmischen Widerstandsverlaufs - zu dem beklagten Phänomen des extrem kurzen effektiven Regelwegs führt.