Der HB Jazz Bass mit Eschenkorpus und Ahorngriffbrett ist ein toller Bass mit einem wirklich hervorragenden Sound. Mit den Originalparts ist das zwar schon zu hören, kommt aber gerade mit anderen Pickups noch wesentlich besser zur Geltung.
Damit komme ich auch schon zu den diversen ABERs:
1. Brücke: Diese ist zwar vintage und durchaus vom Sound her passend zum Bass, ich wollte aber eine Brücke mit geführten Saitenreitern und der Möglichkeit, das Stringspacing zu variieren, darum habe ich mich für eine Fender American Deluxe entschieden, und siehe da, der Sound wird noch etwas wuchtiger, gleichzeitig sind die Höhen nicht mehr ganz so schneidend. Allerdings hat die Fender-Bridge 3 Befestigungslöcher und die HB-Brücke 5. Da die Lage der Bohrlöcher nicht 100% übereinstimmt, war der Austausch knifflig, die alten Löcher mussten verfüllt und neue gebohrt werden.
2. Sattel: Der Schlitz für den Sattel ist zu weit, darum rutsch der Sattel durch den Zug der E-Saite, die nicht 100% gerade drüber läuft, immer etwas in Richtung G-Saite, die dann zu nahe am Griffbrettrand liegt, gerade wenn man wie ich das Stringspacing etwas vergrößert hat, was ja mit der Fender-Brücke (s.o.) geht. Darum habe ich den Sattel gegen einen Harley Benton getauscht, der passt von der Dicke her, ist aber niedriger, d.h. ich mußte einen schmalen dünnen Holzstreifen präparieren, um ihn unter zu legen. Jetzt ist auch die Saitenlage besser einstellbar, weil der Originalsattel für meinen Geschmack etwas zu niedrig war und daher bei zu geringer Halskrümmung keine niedrige schepperfreie Saitenlage möglich war.
3. Pickups: Die Pickups habe ich gegen EMGs neue passive JB Tonabnehmer mit AlNiCos getauscht, da diese Humbucker sind und nicht brummen. Die Wilkinsons hatten mir mit der Zeit doch zuviele drahtige Höhen. Jetzt ist der Sound 100% 70s, ohne Brumm (siehe meine Rezension dort EMG JV52 HZ).
4. Bünde: Die Bünde sind nicht so hundertpro gleich in der Höhe und die Enden leider ziemlich rauh, d.h. unversäubert. Da muß ich mal dran bei Gelegenheit.
Nun wird sich der eine oder andere Fragen, ob's den ganzen Aufwand lohnt, denn inzwischen belaufen sich alleine die Kosten für die Austauschteile auf das doppelte des Kaufpreises des Instrumentes, von der investierten Zeit ganz zu schweigen.
Dazu muß ich ganz klar sagen: JA! Es hat sich absolut gelohnt, denn die Grundsubstanz des Basses was die Hölzer betrifft ist einfach nur herausragend und das Ergebnis vom Sound selbst am realen Preis inklusive aller Tauschteile einfach klasse.
Könnte man mit dem Instrument auch als dem Basteln nicht zugewandter Musiker glücklich werden? Hmmm ... vielleicht, wobei selbst ein Anfänger manche Unzulänglichkeiten bemerkt. Spätestens, wenn er ein besseres Instrument gespielt hat, weiß er auch, was ihn an diesem HB Jazz Bass stört und warum man sich mit einem anderen Instrument u.U. leichter tut und damit das Spielen mehr Spaß macht. Gerade die Saitenlage und die Bünde sind hier die ausschlaggebenden Kritikpunkte. Daher kann man mit der Vintagebrücke und den Wilkinson-PUs durchaus leben, mit dem Sattel eher nicht, und der hat leider sehr viel Arbeit gemacht.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Hätte ich nicht das Gefühl gehabt, daß in meinem Bass viel mehr schlummert, als man vielleicht am Anfang ahnt, hätte ich die ganzen Maßnahmen nicht gemacht. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, daß es andere Instrumente dieser Baureihe gibt, bei denen z.B. die Sättel fest sitzen und hoch genug sind und die Bundenden besser nachgearbeitet sind, und dann sieht die Welt gleich GAAANZ anders aus. Gegen diese Serienstreuung kann man bei objektiver Betrachtung zu diesem Preis wohl nichts machen, da hilft dann leider nur Durchprobieren.
UPDATE 03/18: Inzwischen hat mich der Wahnsinn gepackt und ich habe einen weiteren Bastelversuch unternommen und den Hals gegen ein Replacementteil mit eher Precimaßen getauscht, ich wollte einfach etwas mehr in der linken Hand haben. Das Ergebnis war ernüchternd, obwohl die Holzsorten gleich waren und er in die Halstasche eher satter gepasst hat, der Sound dünn, höhenlastig, unausgewogen, Saitenlage schwierig einzustellen.
Nach einer Woche bin ich wieder reumütig zum dünnen Originalhals zurückgekehrt, und im positiven Sinn war alles wieder beim Alten, puh, Glück gehabt. Dieses Experiment ließ mich nun noch vorsichtiger werden, was die finale Bearbeitung der Bünde angeht, sie sind zwar rauher als nötig (s.o.), aber ich bin's inzwischen gewohnt und daß ich, sollte ich's vermasseln, mit einem Austauschteil soundmäßig glücklich werden könnte, steht für mich nach der Aktion mit dem Hals noch mehr in den Sternen.
Das hat mir nochmal vor Augen geführt, wie sehr die Holzsorten und auch die Bauweise den Charakter selbst eines günstigen Instrumentes beeinflussen. Und auch, wie sehr mir bei meinem Bass genau diese Grundkonstruktion gefällt, zudem spricht es für das Instrument, daß man die diversen Veränderungen, die ich vorgenommen habe, deutlich hört, manche passen dazu, manche eben nicht. Bei ehrlicher Betrachtung wird es aber angesichts des Preises wie bei den Verarbeitungsmängeln auch so sein, daß man jedes Instrument in die Hand nehmen und spielen muß, um zu sehen, ob's zu einem passt, denn auch bei den Holzteilen dürfte die Serienstreuung schon ins Gewicht fallen.
Ich hatte, wie oben schon erwähnt, was Holzqualität von Body und Hals angeht wohl Glück und ein tolles Intrument erwischt. Inzwischen hat sich zwar durch die Bastelei die eine oder andere Schraube durchgedreht und ein paar Schrammen hat mein JB75 leider auch, aber ... ICH LIEBE IHN EINFACH!