Ich wollte seit langem einen Jazzbass haben. Deshalb setzte ich meine Kopfhörer auf und schaute mich hier bei Thomann, Bonedo, Amazona und Youtube um. Ich war vorab bereit, bis zu 600 Euro für einen Jazzbass anzulegen. Wichtig war, das dieser eine passive Elektronik haben und in Holzoptik (Natur) daherkommen sollte. Wie gesagt, ...bis 600 Euro. Denn als ich mir mehrere Videos vom HB JB75 ansah/hörte, wurde mir immer klarer, das ein Viertel der max. Summe offenbar ausreichen sollte. Spätestens, als ich diesen im Vergleich mit einem Fender Jazzbass (Youtube) hörte, war die Entscheidung gefallen. Der oft zu hörende/lesende Hinweis auf das angeblich hohe Gewicht ( teils über 5 kg! ) schreckte mich nicht, da ich sowieso nur im Sitzen spiele.
Also nun zum Bass selbst:
Der Bass stellte sich zumindest für meinen gelieferten JB 75 mit gerade mal fast genau 4,15 kg als geradezu fliegengewichtig heraus. Ich schätze das liegt einfach daran, das Bäume ja nicht immer alle gleich wachsen. Der eine wächst schnell, weist somit eine geringere Holzdichte auf und ist somit leichter als ein langsam wachsendes Exemplar mit höherer Dichte, der somit schwerer ist. Deshalb klingt kein Instrument aus Naturmatierialien wie das andere. Jedes dieser Instrumente hat somit seinen eigenen Charakter, den man mag oder auch nicht. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber nun weiter im Text.
Weder Hals noch Body weisen nennenswerte Mängel auf. Die Lackierung ist geradezu perfekt. Bindings top, Bünde sauber und bündig eingepasst. Potis und Mechaniken laufen sauber und mit wertig wirkendem, sattem, angenehmen Widerstand.
Eingestellt war der Bass nicht wirklich. Da ich die werkseitigen Saiten aber sowieso gegen Edelstahlsaiten wechseln wollte, habe ich zuvor noch die leicht rauhen Bünde poliert. Danach Warwicks 45-105 Stainless drauf, Hals und Saitenhöhe möglichst niedrig eingestellt und gestimmt. Danach die Oktavreinheit überprüft, welche aber schon perfekt eingestellt war (Schade, für 155 Euro habe ich weniger erwartet ;-) ). Nein, ganz im Ernst, das ich den Hals und die Saitenlage einstellen werde, war mir zuvor schon klar, egal was geliefert wird.
Nun zum Klang:
HB AirBorne in den Bass und meinen Warwick BC 40 eingestöpselt, eingeschaltet und losgelegt.
Also, entweder habe ich zu beides leise eingestellt, oder ich habe was an den Ohren, aber von Singlecoils hatte ich ein Brummen erwartet. Das der BC 40 selbst voll aufgedreht keinen ungewollten Mucks von sich gibt, wusste ich, aber ich hatte erwartet, das die Singlecoils ein vernehmbares Brummen erzeugen würde, welches weniger wird, wenn man die Saiten berührt. Aber nix, ... einfach nix! Nur sauberer Klang der schwingenden Saiten. Übrigens verstehe ich gar nicht, was so mancher Zeitgenosse gegen Roswell-PUs auszusetzen hat. Historische PUs von Gibson oder Fender waren zu Anfang sicher auch nicht gerade die Sonne, aber viele würden ihre Großmutter verkaufen, um einen in ihrer Gitarre zu haben und sich an dessen Klang ergötzen. Mal ganz ehrlich, die Materialien, mit denen Instrumente und deren Zutaten für den Massenmarkt gefertigt werden unterscheiden sich sicher nicht so grundlegend voneinander. PUs z.B. bestehen aus einem Kunststoffkörper, Magnete und Kupferdraht, das war?s eigentlich auch schon. Diese Bestandteile kaufen die Markenhersteller auch sicher nicht bei der NASA. Und ob ein Instrumentenbauteil von einem langbärtigen Typen, den alle nur "Mad Dog" nennen, in den USA an einer Maschine hergestellt wird, oder von einem Hum Le an einer baugleichen Maschine vom gleichen Hersteller in Fernost. Beide haben Arbeit und Einkommen, und das zählt für mich zunächst mal. Aber das nur nebenbei. Wieder zurück zum Bass.
Hier zeigte sich dann auch die offenbare Wertigkeit der PUs und der verbauten Poties. Kein Kratzen oder Knacksen. Auch Drehungen am jeweiligen Poti wurden mit merklichen Tonveränderungen honoriert und der seidig-glatte Hals tat sein übrigens.
Da kann ich Thomann nur danken, danken und nochmal dafür danken, dieses Sahneteil zu dem Preis im Angebot zu haben.
Ich kann natürlich nur für mich und meinen erhaltenen JB 75 sprechen, aber da müssen sich andere Hersteller schon einiges einfallen lassen, um mich davon zu überzeugen, das zehnfache für eines ihrer Produkte anlegen zu wollen, ganz ehrlich.
Und das Beste ist, ich habe einen Teil des eingeplanten Geldes in div. andere Gerätschaften, wie Nahfeldmonitore und Effektgeräte stecken können, die ich sowieso kaufen wollte,... jawoll, so muss das sein!
Also für alle, die sich überlegen, sich einen Jazzbass als Einstiegsinstrument, Zweit- oder Zehntbass zuzulegen, diesen unbedingt mit auf die Liste setzen.
!!! Best Buy !!!