Als Anfänger im Bereich Gitarre wollte ich mir eine bessere Akustik-Giarre kaufen als die alte Gitarre (die zudem auch eine etwas kleinere Mensur und damit engere Bünde hat), die ich meiner Mutter vor einiger Zeit abgeschwatzt habe.
Da die Kritiken für die CG300CE ziemlich gut klangen und ich als Anfänger auch nicht gleich hunderte von Euro ausgeben wollte, habe ich mich für dieses Modell entschieden, wobei Cutout sowie integriertes Tonabnehmersystem meine Entscheidung mit beeinflusst haben - also schnell noch kurz vor Silvester bestellt.
Die Gitarre sieht im ersten Moment schmuck aus, wesentlich besser als auf den Fotos: Das Holz hat durch die Lackierung einen deutlichen Rotstich, der irgendwie "schick" und edel wirkt - selbst meine Freundin, die sonst nicht so sehr auf Holzoptik steht, fand sie ansehnlich. Allerdings wurde die Freude bald bei besserem Licht betrachtet geschmälert: Einige kleine Lackschäden trübten die Optik.
Das erste Spielgefühl war recht angenehm: Die Saiten schweben nahe des Korpus nicht zentimeterweit über dem Hals, den ich in der Tiefe als angenehm schmal empfunden habe. Der Klang war recht mittelmäßig, aber ich, meine Freundin (ebenfalls Anfängerin) und ein Freund mit ein wenig mehr Spielerfahrung fanden ihn annehmbar, wenn auch nicht wirklich überragend.
Das Tonabnehmersystem liefert aufgrund der passiven Ausführung nur einen sehr niedrige Pegel. Hier sollte man beim Einspielen ins Mischpult schon einen vernünftigen Instrumentenvorverstärker bzw. eine entsprechende DI-Box zur Hand haben; dann kommt auch etwas an, der Sound ist nicht überragend, aber zumindest fürs Homerecording brauchbar, wobei ich auch hier in jedem Fall noch parallel mit einem externen Mikro aufgenommen und dann im Mischer beide Signale weiter verarbeitet hätte. Die Klangregelung des Tonabnehmersystems liefert gut hörbare Ergebnisse, aber Wunder erwarten sollte man nicht; für eine schnelle Soundänderung auf der Bühne sicherlich ok, aber bei Aufnahmen würde ich eher auf die Klangregelung des Mischpults oder der DAW im PC zurückgreifen.
Nach Neujahr habe ich die Gitarre noch einem Freund zum Testen in die Hand gedrückt, der seit über 20 Jahren Gitarre spielt, und das auch verdammt gut. Er fand den Klang dumpf und nicht sonderlich schön - und er hat dann die Schwachstellen in der Verarbeitung zutage gebracht, die mir als Anfänger nicht aufgefallen sind:
* Die Saiten hatten beim Steg nicht die gleichen Abstände; so war der Abstand der G-Saite zur H-Saite zu klein, was man durch neues Aufziehen der Saiten vermutlich noch hätte korrigieren können.
* Der Hals war in sich leicht verzogen, sowohl in seiner Längsachse (also leicht in sich "verdreht"), als auch in seiner Krümmung bezüglich des Griffbretts.
* Die Gitarre war in den höheren Bünden nicht mehr bundrein.
* Im Mittleren Bundbereich starben die Töne auf drei Bünden deutlich schneller ab als darüber oder darunter, was entweder auf den verzogenen Hals oder aber auf nicht sauber gearbeitete Bundstäbchen zurückzuführen sein dürfte.
* Die Mechaniken machen einen nicht besonders wertigen Eindruck, sie hatten bereits nach ein paarmal Nachstimmen einige mit dem Fingernagel spürbare Riefen in den Zahnrädern.
Da sich so viele Leute hier positiv über die Gitarre geäußert haben, mag es sein, dass ich das Montagsmodell erwischt habe, das vielleicht auch schon ein paarmal von anderen zurück geschickt wurde. Ich habe mich letztendlich gegen die Gitarre entschieden und sie wieder zurück geschickt. Ich werde mich wahrscheinlich in ein paar Jahren - wenn ich besser spielen kann - noch einmal bei höherpreisigen Konzertgitarren nach einem gefälligeren Modell für mich umsehen. Bis dahin übe ich auf der parallel zur CG300CE bei thomann erworbenen Westerngitarre "Fender Squire SA-105CE", die für nur 10,- € mehr ein deutliches Mehr an (Verarbeitungs-)Qualität und Sound bietet.