Vielleicht nur kurz zum Hintergrund meines Kaufes. Ich spiele nun seit 30 Jahren eigentlich nur Ibanez-Gitarren und bin sehr zufrieden und nie enttäuscht worden. Trotzdem war ich nun entschlossen, mir meine erste Stratocaster zu kaufen. Zumindest eine sollte jeder in seinem Gitarrenleben besitzen ;-). Zwei Besuche und einige Stunden im Gitarrenladen brachten dann - mal wieder - etwas ernüchternde Ergebnisse mit der lieben Strat. Zwischen 380 und 1650 ? waren tatsächlich nur 2 Stratocaster-Modelle überzeugend. Eine Squier Classic Vibe und eine Fender American Deluxe. Die gesamten Serien aus Mexico waren mir vom Sound alle nicht warm genug und klangen doch arg dünn. Da ich die Fender Deluxe einfach unverschämt teuer finde und es die Classic Vibe nicht in weiß und mit 22 Bünden gibt, ging ich erneut enttäuscht nach Hause, kam jedoch beim Schmökern auf der Thomann WEB auf eine neue Idee. Warum nicht einfach eine Art Tuning Projekt starten und als Basis eine Harley Benton kaufen. Bei den zum größten Teil guten Bewertungen der ST 62, kann man für 111,00 ? sicherlich nichts falsch machen, dachte ich. Und das schöne ist bei Stratocaster Modellen, dass man tatsächlich fast alle Teile der Gitarre mit besseren Parts ersetzen kann.
Nach dem Auspacken war ich erst einmal hin und weg, da mir die ST 62 in Vintage White und Tortoise Schlagbrett einfach viel besser gefällt als das Artic White von Fender/Squier. Erfreulich stellte ich auch fest, dass die Bünde ohne Tadel und Scharfkantigkeiten abgerichtet waren, wenngleich die Bünde und auch die Saiten schon etwas stumpf waren. Trotzdem habe ich sie ohne weitere Bearbeitung erst einmal angeschlossen und musste hierbei schon ein bisschen schmunzeln. Sieht aus wie eine Strat und klingt wie eine Strat und das für 111 ? :-). Das hätte ich dann so positiv nicht erwartet. Aber eines ist jetzt sehr wichtig zu beachten. Ich habe mich auch deshalb gefreut, da ich mir alle nachfolgenden Arbeiten zutraue und regelmäßig bei meinen Gitarren durchführe. Deshalb kann ich die Gitarre für Anfänger aus den nachstehenden Gründen eigentlich nur bedingt empfehlen.
Die Saitenlage lag mit ca. 2,0 mm zu hoch. Ich habe daher den Hals am Trussrod noch ein wenig gerader und die 6 Saitenreiter am Vibrato neu eingestellt. Meine gewünschte 1,5 mm Saitenlage am 12. Bund, konnte ich somit ohne Probleme und ohne Schnarren der Saiten erreichen. Neue Saiten und das Polieren der Bünde sind natürlich ebenfalls Pflicht. Die Intonation war im übrigen schon ab Werk gut eingestellt. Jetzt kam noch das Vibrato dran, welches ich freischwebend einstellen wollte. Hier stellt sich dann das erste Mal Ernüchterung ein. Der Vibrato-Block ließ sich nicht bewegen, da die obere Holzausfräsung an einer Schmalseite zu eng war und der Block hier fest hing. Auch hier kam ich nicht ins Schwitzen, nahm mir ein Stück Schleifpapier und vergrößerte die Aussparung entsprechend. Abschließend wurden die Saitenreiter, der Sattel und die Stringtrees noch eingefettet, da dies zur deutlich höheren Stimmstabilität beiträgt. Fazit nach zwei Stunde arbeit. Super, ich kann es nicht anders sagen. Selbst das Vibrato funktioniert butterweich. Aber wie bereits schon oben angedeutet: Fehlt hier das Wissen und die Erfahrung kann dies unsere jüngeren Kollegen durchaus frustrieren, zur Rückgabe der Gitarre oder gar im schlimmsten Fall zur Aufgabe des Gitarrenspielens führen, was sehr schade wäre.
Abschließend muss ich aber noch mal betonen, dass die Basis - nach den Einstellarbeiten - absolut stimmt und die Pickups auch bei Proberaumlautstärke souverän und ohne pfeifen ihre Arbeit verrichten. Die Gitarre bleibt, und mein "Custom-Projekt" mit der Harley Benton ST 62 geht definitiv weiter. Ich werde zunächst in (noch) bessere Pickups, einen Graph-Tech-Sattel und ein neues Vibrato investieren. Das hätte ich aber auch bei einer 700 ? teuren Fender-Mexico machen wollen, wenn nicht müssen ;-).