Ich habe mir die Harley Benton HBO-600SB Westerngitarre zum üben, für zuhause und für unterwegs (Camping) gekauft.
Hier soll nicht der Eindruck entstehen, das Fachleute Gitarrenbauer) ersetzt werden sollen oder durch einen selbst ersetzt werden können.
Fachleute sind durch nichts zu ersetzen, wenn es um Grundlegende Reparaturen oder Veränderungen geht. Worum es hier geht, ist die persönliche Grundeinstellung und die kleineren Reparaturen die durchaus vom Musiker mit wenig, oder keinem Fachwissen und etwas
handwerklichen Geschick selbst ausgeführt werden können. Das spart Zeit, Geld und Wege.
Ich beschreibe daher die für mich relevanten Veränderungen und Reparaturen, die mir bei meiner
Harley Benton HBO 600SB Gitarre negativ aufgefallen sind.
Ohne dass ich das Preis Leistung Verhältnis dieser Gitarre in Frage stelle. Das ist bei dieser Gitarre mit einem Preis von 89,--€ unverändert gut.
Als erstes habe ich die Mechanik durch eine Harley Benton Lock 3R 3L Mechanik für 39,--€ ausgetauscht, dadurch wird der Saitenwechsel zum Kinderspiel. Die Präzision gegenüber der original verbauten Mechanik und die Stimmstabilität ist besser.
Danach habe ich die Klinkenbuchse ausgewechselt. Der Klinken Stecker ist nach dem Einstecken sofort wieder herausgefallen. Da das mit gefummel durch das Schallloch und Löten verbunden ist, wäre eine für weniger als 5,--€ bessere Buchse ein Segen, hier die dringliche Bitte an Thomann, macht doch Bitte eine bessere Buchse rein. Nicht jeder will oder kann löten. Das verhindert Frust beim Käufer und kostet kaum mehr.
Um das Gewinde der Mutter und des Halsstabes zu schonen, ziehe ich die Mutter ohne aufgezogene Saiten etwas an (nicht zu fest) um nach dem Saitenwechsel die Saitenlage nur noch durch das Lösen
der Mutter am Halsstab einzustellen. Das schont das Gewinde am Halsstab und der Mutter (Tipp vom Gitarrenbauer). Da ich die Saiten durch einen 12-53er Satz (original 11-52er) ersetzten wollte, war
dass sowieso durch die höhere Zugkraft der neuen stärkeren Saiten notwendig. Anschließend habe ich das Griffbrett geölt, es war sehr trocken und rau. Thomann schreibt hierzu, durch die
Wärmebehandlung des Holzes am Griffbrett (Roseacer) wird die Feuchtigkeit sehr stark reduziert. Ich musste 6-mal Öl auftragen, bevor das Holz seidig glänzte und deutlich glatter war. Danach habe ich die Bünde und das Griffbrett mit einer sehr feinen Stahlwolle polieren, dabei wurde das Griffbrett noch mehr geglättet. Nach dem aufziehen der neuen Saiten wollte ich die Saitenlage im ersten Bund verändern, die war mir von Haus aus zu hoch.
Beim Feilen der Nuten mit dem entsprechenden Feilen Satz stellte ich fest, dass der Sattel aus ungewöhnlich weichen Plastik Material besteht. Nach einem Zug mit der Feile, war die Saitenlage schon zu tief. Und das bei 5 von 6 Saiten. Ups, das ist mir noch nie passiert.
Nur keine Panik, es muss nicht gleich der Sattel getauscht werden. Dies ist ein Tipp, den ich beim Lesen eines Fachbuches durch einen Gitarrenbauer bekommen habe. Ich verwende Mittel Viskosen (wie dünner Honig) Sekundenkleber (keinen dünnflüssigen Sekundenkleber verwenden, der läuft überall hin, auch da wo er nicht hinlaufen soll) den ich sehr dossiert mit einem Zahnstocher in die zu tief gefeilte Nut einbringe, danach streue ich Natron, bekannt auch als Backpulver, in den noch frischen Sekundenkleber. Somit ist die Nut nicht ganz aufgefüllt und hart.
Der Vorteil, der Füllstoff ist um das Vielfache härter als das Originalplastik und lässt sich problemlos feilen und genauestens an die Saitenhöhe anpassen. Und bei Bedarf auch wiederholen. Optisch ist das vom Original kaum zu unterscheiden (bei weißem Sattel) und die Haltbarkeit, ist dem eines teuren, neuen Sattels ähnlich. Der Tipp Funktioniert ausgezeichnet.
Nach dieser Erfahrung mit dem Sattel, habe ich den Steg für 12,90 € auch getauscht. Aber Achtung! Bei meiner Gitarre war der Steg auf dem Tonabnehmer Stoff festgeklebt. Vorsichtig herausheben um nichts zu beschädigen. Das Anpassen des Steges mit der Feile ist mühsam, lohnt sich aber. Der Klang war sofort brillanter.
Ist die Saitenlage erstmal eingestellt, war das Instrument perfekt für meine Spielweise.
Da ich nicht sehr hart anschlage ist die Saitenlage bei mir, sehr flach.
Soweit zu den Veränderungen, die jeder, das möchte ich betonen, individuell nach seinen Vorstellungen, Spielweisen und Bedürfnissen, selbst vornehmen (lassen) muss oder kann.
Das kann Thomann nicht für alle pauschal machen. Das hat nichts mit Preis, Service oder Qualität zu tun. Für die Veränderung an der Gitarre einschließlich einem neuen Satz 12-53 Saiten von D’Arddario
beliefen sich die Gesamtkosten auf 60,50 € plus eine Klinkenbuchse aus meinem Bestand und 89,--€ Gitarre.
Dafür habe ich:
Ein großartiges und schön klingendes Instrument, genau auf meine Bedürfnisse abgestimmt, in ansprechender Qualität und von teureren Gitarren, auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden.
Das Spielen und das Gesamtergebnis ist einfach viel angenehmer und schöner, als mit der Standard Einstellung. Es macht auch etwas Stolz, sein Instrument individuell selbst angepasst zu haben.
Bei diesem preiswerden Instrument besteht auch nicht die Gefahr, ein wertvolles und teures Instrument zu beschädigen oder zu zerstören. Auch gibt es bei Thomann entsprechende Bücher, wo man sich fehlendes Wissen anlesen kann.
Die Bespielbarkeit meiner Harley Benton steht meiner Ovation Gitarre für 1/10tel des Preises der Ovation in nichts nach. Natürlich kann man nicht den gleichen Klang erwarten. Für mich persönlich ist diese Gitarre ein sehr lohnender Kauf. Meine Erwartung an diese Gitarre für diesen Preis und nach den erwähnten Anpassungen, wurde bei weitem
übertroffen. Einzig der Aufwand für die Klinkenbuchse und dem Steg wäre bei einer besseren Qualität nicht nötig gewesen. Ein großartiges Instrument für wenig Geld und dazu sauber verarbeitet.
Weiter so Thomann, die Hausmarke ist nur zu empfehlen. Von mir 5 Sterne trotz kleiner Mängel.