Wie von Thomann gewohnt, kam das Paket sauber und sicher verpackt an, allerdings nach etwas Wartezeit, weil die Gitarre noch in der Qualitätssicherung festhing. Das verzeiht man auch als wartender Kunde gern, hofft man dann eben auch auf gesicherte Qualität bei der Hausmarke.
Der erste Eindruck: Gerade Decke, gerader Hals, Sattel und Brücke gut eingestellt; kein Setup mehr nötig, Saitenlage ideal.
Die Mängel - und davon habe ich einige gefunden - sind vor allem optischer Natur:
1. Ungleichmäßiger Lackübergang von Hals auf Korpus.
2. Die Dots im Binding wirken irgendwie "unscharf".
3. Einige Bundstäbchen am Halsende sind gar nicht der Länge nach passend; eins ist zu kurz und wirkt wie abgebrochen, mit einer unglaublich scharfen Kante; eins ist zu lang und steht 2mm oder mehr über. Man muss dazu sagen, dass das in einem Bereich des Halses ist, der nicht mehr bespielt wird. Trotzdem kann man da etwas Sauberkeit erwarten, finde ich.
4. Im Binding ist an einer Stelle etwas abgeplatzt, auch das sollte nicht passieren.
5. Eine der (sonst sehr hübschen) Holzapplikationen ist nicht ganz passend auf die Löcher aufgeklebt und an einer der Spitzen steht sie ein paar Millimeter (!) von der Decke ab.
Für eine Gitarre, die vor allem mit dem Aussehen punkten soll, sollte man sich eigentlich ein bisschen mehr Mühe geben, auch für diesen Preis.
Wie sieht es mit der Spielbarkeit aus?
Oktavreinheit durchaus gegeben, gute Saitenlage, brillianter Klang, nicht zu laut. Hals und Saitenlage sind gut eingestellt.
Aber: Die Bundstäbchen scheinen Längsriefen vom Schleifen zu haben, denn jedes Bending rattert.
Und dann schnarren die 3 tiefen Saiten im 10. Bund - und nur da. Soviel ich weiß, müssten hier dann die dahinterliegenden Bünde nochmal abgerichtet werden.
Ich bin damit also überrascht worden: Ich habe eine toll aussehende Gitarre erwartet, dessen Spielbarkeit und Sound sich ob des Preises in Grenzen hält. Bekommen habe ich eine Gitarre, die wegen der schlechten Verarbeitung gar nicht toll aussieht, dafür aber überraschend gut klingt und spielbar ist.
Insgesamt gefällt die Gitarre meiner Tochter (Anfängerin) aber so gut, dass sie sie wahrscheinlich behalten wird. Mal sehen; wir haben noch eine weitere zum Vergleich bestellt, zwischen denen sie wählen wird.
Die Gitarre ist durchaus ein brauchbares Instrument, Spielgefühl ist in Ordnung, Saitenlage wie gesagt auch. Der Ton ist recht metallisch und Bass-arm, vor allem wenn man über einen Amp spielt. Man kann aber ganz gut nachregeln. Und manch einer mag es vielleicht sogar so.
Also, liebe Thomänner; Ihr habt mit Harley Benton eine schöne und durchaus brauchbare Eigenmarke. Einzelteile passgenau zusammenleimen kann doch nicht so schwer sein; wenn aber dann doch mal solche Mängel in der Qualitätssicherung auffallen, dann bietet doch so ein Montagsinstrument lieber als B-Ware an.
Wenn wir sie behalten, werde ich also die Applikation versuchen zu leimen, Bünde im oberen Bereich verletzungssicher rundfeilen und die übrigen Bünde nochmal mit feinem Schleifpapier quer glätten.
Dann sollte meine Tochter für ein paar Jahre Freude an einer gute Gitarre zum Üben haben, bevor sie sich dann mal ein etwas hochwertigeres Instrument besorgt; vielleicht sogar das Original.
Denn Bendings wird sie wohl erstmal nicht spielen, und der 10. Bund ist für Anfänger auch erstmal fast egal. Ab einem Meter Abstand sieht man die optischen Mängel dann auch nicht mehr, und dann sieht sie echt nett aus.