Rezension Harley Benton HBO-600TB
Ich schreibe selten Rezensionen, aber zu diesem Instrument muss ich.
Zunächst empfehle ich zum Studium die sehr ausführliche Rezension von „Der Beginner“ mit vielen wertvollen Tipps, die weitestgehend auch meinem Repertoire entsprechen. Zu finden ist die Rezension unter der Produktvariante "HBO-600SB" (Sunburst).
Auch ich möchte betonen, dass ein Instrument für diesen Preis nicht perfekt eingestellt daherkommen kann (und dann noch auf die individuelle Spielweise abgestimmt). Was soll unser freundliche Chinese für den Preis (auch Thomann und die Logistik wollen davon was sehen) denn noch machen?
Ich habe etliche HB-Gitarren bei Thomann als B-Stock gekauft und die Erfahrung gemacht, dass man damit nicht zwingend schlechter fährt als mit Neuware. Im Fall dieses Instruments habe ich die 8 Euro Unterschied in Kauf genommen und die A-Stock-Ware gekauft, inzwischen auch noch eine gleiche als B-Stock. Kurioserweise war die A-Stock eher ein „Rohling“, an dem so viel zu korrigieren war (einschließlich einiger zu hoher Bünde), dass die Aktion viel Zeit gekostet hat. Die B-Stock war da viel einfacher zu pimpen.
Aber nun zur HBO-600TB. Optisch (transzent Blue) eine Schönheit!
Die aufgewendete Arbeit hat sich gelohnt. Alle HBs, die ich gekauft habe, lohnen ein wenig Zuwendung für die Optimierung. Die Grundsubstanz ist nämlich gemessen am Preis absolut in Ordnung. Hier einige Ergänzungen zum Beginner-Text:
Der Steg besteht offenbar aus dem selben weichen Material wie der Sattel. Am besten legt man 250er oder 320er Sandpapier auf eine sehr glatte Unterlage (Glasscheibe o.ä.) und reibt mit Druck vorwiegend dort, wo mehr weg muss, drauf los. Wenn man vorher die Höhe mit einem Messschieber misst, muss man doppelt soviel wegnehmen, wie man als Höhendifferenz am 12. Bund haben will. Immer schön senkrecht halten das Teil, damit später der Kontakt zum Tonabnehmer gegeben ist.
Den Halsstab-Tipp vom Beginner kannte ich noch nicht, danke dafür! So macht ihr es!
Die evtl. empfundene Schwäche in Bassbereich habe ich durch folgende Saitenbestückung reduziert: Als Grundset ein 10er-Satz Elixier Phosphor-Bronze, dazu eine passende extra 56er tiefe E-Saite. Für die nächsten Schritte sollten die Sattelkerben für die E-, A- und D-Saiten entsprechend der neuen Saitenstärken VORSICHTIG verbreitert werden. Nun die 56er E-Saite als solche aufziehen, die E-Saite aus dem Satz als A-Saite und die A-Saite als D-Saite raufschnallen. Die D-Saite aus dem Satz wird nicht gebraucht, die G-, H- und E-Saiten werden als solche aus dem Satz verwendet.
Dann werden alle üblichen Einstellarbeiten erledigt.
Letztlich noch zum leidigen Wegrutschen des Roundback-Bodies beim Sitzen.
Dazu habe ich aus meinen Beständen ein 30mm breites und 3mm starkes Zellkautschuk / Mossgummi-Band verwendet, ca. 18 cm lang. Das habe ich zunächst auf einen gleich breiten Streifen doppelseitiges Nano-Klebeband geklebt (1mm stark, sollte man sowieso haben, universell verwendbar) und das Ganze dann in die Kuhle appliziert, wo die Klampfe auf dem Schenkel liegt. Das Nano-Klebeband garantiert, dass man diese Konstruktion rückstandslos wieder entfernen kann. Nun liegt die Gitarre wie Schmidts Katze schnurrrend sicher auf dem Schenkel. Sie (die Gitarre) ist dadurch zu meiner Lieblings-Sitz-Gitte avanciert, bei der mich keine eckigen Kanten drücken. Die Materialien bekommt man unter den entsprechenden Suchbegriffen am großen Fluss.
Zum Schluss habe ich noch den „Daddario PW-CT-21 Micro Clip Free Tuner“ an der Stimmmechanik der tiefen E-Saite (!) montiert. Der ist von vorne nicht zu sehen und arbeitet vorherragend.
Fazit: Ich habe ein super aussehendes, sehr gut bespielbares Instrument mit einem durchaus akzeptablen Sound durch ein wenig Arbeit, wenig Zusatzkosten und ein wenig Zeit. Die ist momentan meine meist gespielte Western-Gitarre.