Vor einigen Jahren besaß ich schon einmal eine Ovation, allerdings ohne Tonabnehmer. Ich wäre wahrscheinlich niemals auf die Idee gekommen, mir eine günstige Kopie derselben mit Piezo zu bestellen. Überzeugt hatte mich aber ein Probespielen bei einem Event mit mehreren Gitarristen. Zwei Kollegen besaßen die HB 850 in black. Mich überraschte die gute Bespielbarkeit, der ausgewogene Klang und vor Allem konnte ich die Preisangabe nicht glauben. Zu Hause ging mir die Gitarre nicht mehr aus dem Kopf und habe sie bestellt. (Für 129,- Euro geht man ja nicht gerade das große Risiko ein;-) )
Nach Eingang des Paketes erstmal die obligatorische Sichtprüfung. Ich konnte rundherum keine Lackbeschädigungen feststellen, Hals sauber verleimt, Saiten sahen teilweise etwas schwarz aus, die Holzapplikationen waren nicht überall korrekt verleimt, so dass einige kleine Spalten erkennbar waren. Die Saitenlage war für mich persönlich etwas zu hoch, aber allgemein noch in Ordnung. Die Bundstäbchen allerdings waren an den Kanten katastrophal: teilweise überstehend und scharfkantig. Aber von was reden wir hier? Bei einem Preis von 129,- Euro! In den 70ern wäre ich froh gewesen, solch ein Teil für den Preis in DM bekommen zu haben! Angeschlossen an meinem Amp kommt durchaus ein amtlicher Sound zustande, allerdings ist der EQ etwas simpel. Tut, was er soll, aber für den Preis kann man auch keinen "Fishman" verlangen. Meine erste Maßnahme war, dass ich die Bünde seitlich abgeschliffen und poliert habe. Dann Saiten runter und rund um die Holzapplikationen Malerkrepp angebracht, und die relativ hohen, rauhen Holzkanten für das Spielgefühl mit 120er Schleifpapier etwas schräger abzuschleifen. Falls diese sich mal lösen sollten, ist es auch kein Akt, sie wieder mit Titebond, Ponal o.Ä.. zu befestigen. Nun habe ich den Steg noch um ca. 1 mm abgeschliffen, Saitenlage für mich jetzt optimal. Danach Grifffbrett ölen und neue Phosphor Bronze Saiten (Meine persönlichen Favoriten für mehr Power) aufgezogen. Die Mechaniken halten die Stimmung super, hätte ich bei dem günstigen Preis auch nicht erwartet. Ich finde den Klang ausgewogen, Bässe nicht so stark wie bei meiner (viel teureren Dreadnought), aber das wäre Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Oktavrein ist sie auch. Zur Warnung: Vorsicht ist allerdings beim Lösen der Schrauben der Trussrodabdeckung geboten. Bei mir waren die billigen, schrottigen Schrauben so fest geknallt, dass ich sie, wäre ich unvorsichtig daran gegangen, sofort gehimmelt hätte. Ich hatte schon einen sehr kleinen Kreuzer genommen, der funktionierte nicht, da die Schraubenköpfe bei der Produktion schon zerstört wurden. . Mit viel Mühe und millimeterweisem Drehen eines noch kleineren Schlitz- Uhrmacherschraubendrehers ließen sie sich gerade noch lösen. Wurden danach sofort durch Schrauben besserer Qualität ausgetauscht.
Die Gitarre lässt sich jetzt super bespielen, die kleinen Arbeiten lassen sich mit etwas handwerklichem Geschick und Erfahrung schnell erledigen. Die Gitarre sieht mit dem blauen Finish super aus und bekommt auch positive Resonanzen bez. Sound und Aussehen aus meinem Umfeld.
Ich würde sie jederzeit wieder kaufen.