Unfassbar, wieviel Instrument man heute für ziemlich überschaubares Geld bekommt! So auch bei der Harley Benton HBO-850 Blue, der Roundback–Variante einer Elektro–Akustik Westerngitarre, einer Kopie der einst legendären Ovation–Modelle, die man vorwiegend vom Bühneneinsatz her kannte.
Die Gitarre kommt neben zwei weiteren Artikeln meiner Bestellung in einem ca. 2/3 mannsgroßen Überkarton, die Gitarre selbst ist in einem weiteren Karton innen verpackt, der zusätzlich mit Füllmaterial gegen Stöße und Risse innen und außen einigermaßen gut gesichert ist. Im Gitarrenkarton selbst ist die Gitarre fest in Kartonelementen arretiert, so dass sich diese beim Transport innerhalb der Verpackung nicht bewegen und Stöße aufnehmen kann.
Der Hals ist für den Transport ziemlich konkav, also "lax" eingestellt, die Saiten um ca. eine Quart gegenüber der Standardstimmung nach unten gestimmt. Gut so!
Das erste Inspizieren nach Auspacken ergibt: Die Verarbeitung ist solide, wenngleich natürlich in dieser Preisklasse nicht zu 100% "beanstandungsfrei". Es gibt kleine Lack–Artefakte am Hals–Binding, die von der Fichtendecke offenbar auf die Halseinfassung abgefärbt haben. Die Bünde sind o.k., können aber irgendwann einmal Polieren bzw. schonendes "Entgraten" gut vertragen.
Positiv fallen die Tuning–Mechaniken auf: Sie scheinen sehr solide und erweisen sich beim Nachstimmen als sauber arbeitend mit gleichmässigem Übersetzungsverhältnis und ausreichend "Zug" um Stimmstabilität zu gewährleisten. Noch vor dem Stimmen rasch den Hals eingestellt um eine bespielbare Saitenlage herzustellen.
A propos Materialien: Da kann man kaum meckern. Für die Holzanteile wurde nicht gespart, aus Roseacer sollen Griffbrett und Steg des Sapele–Halses sein (Sapele ist eine Mahagoni–Art), der unlackiert bleibt und sich angenehm "hölzern" anfühlt. Modellbedingt ist die Halsform irgendwo zwischen einer traditionellen "D–Form" und dickerem "modern C" angesiedelt, also für kurze Finger wie meine eine Herausforderung, aber machbar. Schön auch die "Schneeflocken"–Inlays, die neben den Holzapplikationen um die Schallöcher der Gitarre einen "wertigen" Look verleihen. Die vermutlich aufgeleimten Elemente an den Schallöchern erweisen sich als solide, ich hatte hier billigstes Material befürchtet, was aber nicht der Fall zu sein scheint.
Zum Wesentlichen: Dem Klang
Auch da überzeugt die Gitarre voll, man muss sich nicht ständig daran erinnern, dass man es ja hier mit einem "Einstiegsmodell" zu tun habe. Im Gegenteil: Auch hier wieder kann man sich nur wundern, wieviel Klang man für so wenig Geld bekommt! Das gilt sowohl für das unverstärkte Spielen als auch für das per Tonabnehmer–System elektronisch verstärkte Signal (Thomann–eigenes System? Die Frage konnte ich mir nicht beantworten, in der Produktbeschreibung steht auch nichts Näheres). Die 9-V–Blockbatterie für den Betrieb mit Kabel ist noch in der Plastikhülle, so dass sich diese nicht per "Kriechstrom" entlädt. Die Kipplasche zur Entriegelung und Herausnehmen des Batterieblocks ist gut zu erreichen und zu bedienen und sie rastet ausreichend fest ein, damit sich hier nichts versehentlich lockert.
Da ich an dem Tag wegen Terminen erst spätabends zum Auspacken und "Anspielen" kam, mussten "fortissimo"–Passagen unterbleiben. Das tat der Freude an diesem schönen Instrument aber keinen Abbruch! Zusammen mit dem ebenfalls bestellten Deluxe–Gigbag von Ritter für den sicheren Transport freue ich mich darauf, die "Hymnen" meiner Jugendtage wieder in die Finger und ins Gedächtnis zu bekommen! Fünf Sterne wären gefühlt drin, nüchtern betrachtet und aus Fairness den teuren Modellen gegenüber muss man halt ein klein wenig aufgrund der geringfügigen "Mängel" abziehen. Trotzdem: Ein echtes Instrument, kein "Spielzeug"!