Vor knapp zwei Jahren habe ich mir dieses Instrument gekauft, da ich nach langer Zeit ohne Musik zu machen etwas neues ausprobieren wollte.
Warum gerade dieser Bass?
Vor dem Kauf habe ich mich über die Bassisten meiner Lieblingsbands erkundigt, bei denen der Schwerpunkt stark Richtung Rockmusik tendiert und stellte fest, dass ziemlich viele Precision Bässe spielen und da dieser Bass eben diese Bauart hat fiel die Entscheidung auf dieses Instrument.
Nun zu meiner eigentlichen Bewertung:
---Korpus:---
Er bestelt aus Pappel, was ein einfach zu bearbeitendes und ziemlich leichtes Holz ist. Der Vorteil ist offensichtlich, dass man ihn länger im Stehen spielend tragen kann. Meiner Meinung nach ist das jedoch nicht so relevant, da man in der Regel als Anfänger meistens im Sitzen spielt und wenn man stehend spielt nicht annährend so lange wie z.B. bei einem Auftritt.
Ein großer Nachteil ist, dass der Bass sehr kopflastig ist. D.h. das Kopfende saust gerne schnell richtung Boden wenn man mal nicht aufpasst und den Hals immer gut festhält. Das leichte Gewicht vom Korpus übt da nur wenig Gegengewicht zum Hals aus, der aus schwereren und dichteren Hölzern besteht und auch durch die Länge eine größere Hebelwirkung hat. Bässe sind länger als Gitarren und dadurch ist dieser Punkt in meinen Augen ein wichtiger Punkt was das Spielkomfort angeht.
Von Beginn an wunderte ich mich über etwas, was im Inneren des Basses geraschelt hat. Als ich irgendwann die Schlagplatte abnahm um neue Tonabnehmer einzubauen sah ich auch warum: Nachdem ich sämtliche Sägespäne im Innenraum und um die Bohrlöcher entfernt habe entdeckte ich einige abgebrochene Zacken, die beim ausfräsen scheinbar vergessen wurden. Das Problem war aber einfach zu beheben, indem ich mit einer Zange diese Zacken abgebrochen und anschließend den ganzen "Müll" ausgekippt habe.
Die Regler für Lautstärke und Ton arbeiten gut. Sie können bloß leicht abfallen, da sie einfach nur aufgesteckt sind ohne zusätzliche Befestigung. Bei hochwertigeren Instrumenten wird das durch ein kleines Schräubchen verhindert, der den äußeren Teil des Knopfes (den man mit den Fingern berührt) mit der restlichen Mechanik des Knopfes fixiert.
Die Brücke ist sehr solide. Sie sitzt fest und erfüllt gut ihren Zweck. Wenn man die Saitenhöhe und Oktavreinheit einstellen möchte braucht jedoch man zusätzliche Inbusschlüssel, die leider nicht mitgeliefert wurden.
Die Verschraubung vom Hals ist auch sehr zufriedenstellend. Sitzt auch bombenfest und habe nichts daran auszusetzen.
---Hals:---
Hier kommen zwei bewährte Hölzer zum Einsatz: Ahorn und Palisander.
Die Bundstäbchen auf dem Griffbrett waren gut verarbeitet sprich keine all zu scharfe Kanten oder ähnliches. Der Hals ließ sich gut greifen und ich hatte ein gutes Spielgefühl. Lediglich die Intonation auf den hohen Lagen war etwas schwierig, da dort die Saiten sehr viel leichter schnarren als in den tiefen Lagen.
An der Kopfplatte befindet sich der Zugang zur Halsstabschraube, mit der man die Halskrümmung einstellen kann. Dafür ist auch der passende Inbusschlüssel dabei. Wichtig für Anfänger ist, dass man es damit nicht übertreiben sollte. D.h. wenn der Widerstand der Schraube immer größer wird sollte man nicht viel weiter schrauben, sonst wird der Hals irgendwann unbrauchbar.
Die Stimmmechaniken an der Kopfplatte sind hier und da etwas schwergängig. Bei mir war es oft an der dicken E-Saite der Fall. Aber sonst erfüllen sie gut ihren Zweck nämlich: der Bass bleibt lange stimmstabil.
---Sound:---
Ich empfehle dringend jedem Anfänger den Bass (lieber früher als später) mit neuen Saiten zu bestücken. Es wird keinen so schnell ruinieren, denn Saiten kosten schließlich deutlich weniger als Tonabnehmer oder Verstärker ;) . Der eingebaute Tonabnehmer hat einen relativ niedrigen Output und im Zusammenspiel mit den Werkssaiten (soweit ich weiß mit Nickel beschichtet) klingt der Sound sehr "dünn". Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit Saiten, die komplett aus Stahl bestehen. Allein ein Saitenwechsel brachte mir ein richtiges "Wow!-Erlebnis". Das Anschlagen einer Saite hörte sich nicht mehr wie ein herzloses "pling..." an sondern ein deutlich voluminöseres und bassiges "Wumm!", so wie man es vom Musik hören im Alltag auch kennt. So macht das üben direkt viel mehr Spaß!
Der Sustain ist leider ein weiterer Schwachpunkt. Ich denke es liegt hauptsächlich am Pappelkorpus, der nun mal kein so gutes Klangholz ist. Dadurch, dass das Holz nicht so gut mit den Saiten mitschwingt werden die Saitenschwingungen vom Korpus (der nun mal den größten Teil vom Volumen des Instrumentes ausmacht) sozusagen abgedämpft, wodruch die Töne oft nicht so lange nachklingen wie man es gerne hätte.
--Fazit:---
Ich empfehle diesen Bass jedem, der Interesse am Bass spielen hat zum Ausprobieren ob es einem überhaupt liegt. Da kann man bei dem Preis nichts verkehrt machen.
In erster Linie jedoch finde ich es für solche Leute ideal, die im Musikbereich bisher wenig bis nichts zu tun hatten. Als solcher hat man ohnehin keine so hohen Ansprüche was die Klangqualität angeht wie Fortgeschrittene oder Profis und was für mich noch wichtiger ist, dass wenn man Spaß am Bass spielen entwickelt trainiert man parallel zu seinen Spielfähigkeiten auch das Gehör. Je weiter man kommt nimmt man beim Musik hören viel besser die verschiedenen Klangfarben deutlicher wahr und man entwickelt mit der Zeit eine Vorliebe für einen bestimmten Basssound, der beim nächsten Basskauf die Entscheidung viel leichter fallen wird wenn der Harley Benton einem nicht mehr genügt. Dann bleiben einem solche Situationen erspart wenn man einen Musikladen betritt oder online sich die ganzen verfügbaren Instrumente ansieht und nicht weiß wo man zuerst hingucken soll.
Ich hoffe, ich konnte Euch helfen
In diesem Sinne: Keep on Rocking!