Dieses gute Instrument zum Superpreis habe ich vor Ort in der Thomann-Gitarren-Abteilung unter zwei leicht unterschiedlichen Exemplaren ausgewählt, bewusst um ihm ohne großes Risiko meinen persönlichen Feinschliff geben zu können, was z.B. die Bünde, die Einstellung, die Saiten, Bridge und Pickguard angeht. Oder gar um weitere Pickups einsetzen zu können.
Was mich an dem Instrument reizte: Der Bass hat die Shortscale-Mensur, die auch Paul McCartneys legendärer Höfner 500/1 bei den Beatles oder Jack Bruce's Gibson EB-3 bei Cream hatten, sein Klang hat deshalb ordentlichen Punch (d.h. kürzeres, perkussiveres Sustain als manch langweilig ausklingende Longscale-Bässe). Er ist wenig länger als eine Stratocaster aber deutlich kürzer als z.B. ein Fender Jazz Bass. Er hat die Schlichtheit, den Look, den Split-Tonabnehmer und den breiten Hals des Fender Precision Bass, ist aber deutlich leichter und durch seine Kürze extrem handlich und bequem zu spielen.
Beim Anspielen in Treppendorf hatte mein Exemplar einen lauten, warmen Pickup-Sound (ähnlich einem Gibson-Humbucker), ein anderer Test-Shorty hatte jedoch einen leiseren, helleren Pickupsound und einen matt-schwarzen statt glänzenden Pickup, offenbar gibts bei den eingesetzten Tonabnehmern Streuungen. Ich entschied mich letztlich für den wärmeren Sound, der sehr meinen DiMarzio 123 Jazz-Bass-Pickups ähnelt (dezente Resonanz knapp über 2 kHz). Der Hals war im Laden bereits recht gerade eingestellt. Die Intonation war nachbesserungsbedürftig, aber an der Bridge kann man das problemlos einstellen (wie auch Halskrümmung und Saitenlage an HB-Instrumenten nachzustellen empfehlenswert ist). Die ausgelieferten Saiten sind nicht die besten, ein kompetenter Thomann-Mitarbeiter hat mir einen Satz passender Shortscale-Flatwounds von La Bella empfohlen, die gleich einen klassischen, fetten 60er-Vintage-Sound bringen (halber Preis des Shortys, aber es lohnt sich!). Die Bünde sitzen wie bei anderen Harley-Benton-Gitarren typischerweise etwas uneben auf dem Griffbrett, so dass es hier und da Schnarren kann, es sei denn, man wagt sich selbst ans Einebnen der Bünde mit Bundfeile und Schleifblock.
Es gibt ein paar Nachteile: Das Instrument hat nur 19 Bünde (die mir allerdings hier ausreichen). Es ist kopflastig, d.h. der Gurt zieht etwas unangenehm zur Seite. Wo Fender-Bässe typischerweise beim C/C# im 5./6. Bund ein dead-spot-Problem haben, versickern die Töne hier etwa beim E im 9. Bund (und zwar bei beiden Shortys, die ich getestet habe) - das muss kein Nachteil sein: d.h. die Noten darunter klingen teilweise voller als bei den typischen Fender-Longscale-Bässen.
Ein erstaunlich gutes Einsteiger-Instrument, das mir mit seinem Vintage-Klang und ein paar persönlichen Verbesserungen mittlerweile ans Herz gewachsen ist.