Long story short:
Ich musste die erste zurück senden, da zu viel nicht in Ordnung war. Die zweite kam an, war soweit in Ordnung (dachte ich, mehr unten im Text).
Saitenlage war viel zu hoch, Griffbrett komplett ausgetrocknet, Bünde super rau und kratzig bei Bendings, Intonation war auch keine eingestellt. Kann man das bei einem 130€ Instrument erwarten? Nicht wirklich. Das Problem ist nur, dass diese Gitarre als Anfängerinstrument beworben wird.
Kann ich die Gitarre als Anfänger auspacken und los legen?
NEIN.
Kopflastig ist sie auch ohne Ende, was immer wieder beim Spielen nervt, egal ob im Sitzen oder Stehen. Für das Sitzen empfehle ich einen abgewinkelten Klingenstecker, dann drückt da auch nichts.
Sound ist wirklich in Ordnung, natürlich im Vergleich zu teuren Tonabnehmern aber eher undefiniert und matschig. Für den Anfänger aber vollkommen ausreichend. Denn ganz im Ernst, als Anfänger hat man auch noch absolut keine Ahnung, wie man den Amp und Pedale einstellen muss. Da helfen teure Tonabnehmer auch nicht aus. Das kommt mit der Zeit und wer dann weiß, wie er Amp etc. vernünftig einstellt, weiß dann auch, wie er/sie günstige Tonabnehmer scheinen lässt. Das natürlich nur für Metal. Wer geile Cleansounds will, für den wird das deutlich schwieriger.
Sustain, sprich wie lange klingt ein gehaltener Ton nach Anschlag nach. Absolut miserabel. Habe jetzt gut drei Monate beinahe täglich nur diese Gitarre zum Üben genutzt und mich dran gewöhnt. Habe gestern aus einem Grund (kommt gleich, versprochen) dann doch wieder meine ESP E-II (2200€ Neupreis, also Äpfel und Birnen) ausgepackt und erst wieder gemerkt, wie lange ein gutes Instrument von sich einen Ton klingen lässt. Die Töne wollten einfach gar nicht mehr verklingen. In dem Vergleich also erst bewusst geworden, WIE schlecht der Sustain der Harley Benton wirklich ist. Mag für das Metal-Riffing nicht so verdammt wichtig sein. Wer aber mal einen Powerchord oder sogar Single Note eines Solos stehen lassen will. Da vergeht schnell die Freude.
Ab dem 15. Bund nichts mehr vernünftig errreichbar. Die Verschraubung des Halses an den Korpus ist dermaßen dick, dass ich oberhalb des 15. Bundes einfach nichts mehr vernünftig erreiche. Willst du also auch mal ein Solo mit der Gitarrre lernen/üben, wirst du bei sehr vielen schnell merken, dass du viele Teile nicht (vernünftig) spielen können wirst.
Nun aber der Grund, weshalb sie wieder gehen muss. Die Bundstäbchen, sprich das Fretwork, sind furchtbar. Bei dem ersten Model waren einige so locker, dass ich sie mit dem Fingernagel aus dem Griffbrett raushebeln konnte.
Bei dem Model schien Anfangs soweit alles okay zu sein. Was mir jetzt aber vor ein paar Tagen aufgefallen ist, ist, dass ich unzählige feine Schnitte (nicht tief, spüre ich nicht) in meinem linken Zeigefinger aufgetaucht sind. Ihr wisst, der Finger, der immer an der Unterseite des Halses lang flitzt. Das merke ich beim spielen gar nicht, aber ein paar Frets scheinen so minimal scharfkantig zu sein, dass es nicht spürbar einschneidet. Das geht gar nicht. Der Quality Check ist hier einfach nicht gegeben.
Willst du ein Instrument für 130€ haben? Dann kauf dir lieber eins gebraucht über Kleinanzeigen, zahl ein paar Euro drauf und du bekommst was viel besseres. Gitarren werden durch das Spielen nicht schlechter, solange sie sorgsam behandelt wurden. War die erste Gitarre, die ich neu gekauft habe und wird auch die letzte bleiben. Man macht einfach immer einen schlechteren Deal.