Wie schon einmal an anderer Stelle (HBS200BK, SG schwarz) beschrieben, verfolgte ich auch mit der HB TE-20 BK den Plan, Body und Hals als Basis für ein neu aufzubauendes Instrument zu verwenden. Vorteil gegenüber den Bausätzen ist, daß man sich die Lackierarbeit spart und nebenbei noch das eine oder andere Ersatzteil anfällt. Als Nachteil wäre allenfalls anzuführen, daß man nur mit den lieferbaren Oberflächen Vorlieb nehmen muß. Das bedeutet Mehrarbeit, soferne man eigene Designideen umsetzen möchte - aber dafür gibt es ja die unlackierten Bausätze. Ich finde Schwarz durchaus schick.
Aus der Schachtel kam eine optisch ordentliche, natürlich schmucklose Telecaster-Kopie, die ich aus Neugier natürlich vor der Zerlegung und Überarbeitung ausprobierte - einfach um den Lieferzustand zu testen: Grundsätzlich funktionsfähig, aber nicht gerade sauber und leicht spielbar voreingestellt - ich frage mich schon, wie die vielen euphorischen Rezensionen zustandekommen, denn ein wirklich astrein bespielbares und sauber intonierendes Instrument ist mir in der Preiswert-Klasse noch nicht untergekommen. Weil aber auch weniger versierte Musiker und vor allem Anfänger das Recht haben, trotz kleinem Preis ein spielbares Instrument zu bekommen, nur 2 Sterne für die Verarbeitung - als Anregung zum Nachbessern.
Die originalen Features der Gitarre sind grundsätzlich funktional, mit etwas Liebe eingestellt würde auch soundmäßig noch ein Stern zu holen sein - war aber nicht mein Ziel.
Lob gibt es für Body und Hals, beide sind ordentlich ausgeführt, Bünde schön eingesetzt und sogar ziemlich gut abgerichtet (auch seitlich), die Basis stimmte also. Das rettet den 4. Stern in der Gesamtwertung.
Der Umbau: Wilkinson Vintage SC-Pickup Set und eine Göldo Tele Bridge mit Einzelreitern eingebaut (beides verlangte viel Geduld und Anpassungsarbeit), String Thru Body (ordentlich mit Hülsen) ausgeführt, die Mechaniken im ausgebauten Zustand intensiv nachgeschmiert, wieder fest mit der Kopfplatte verschraubt und sämtliche Fräsungen sauber abgeschirmt und gemeinsam geerdet.
Natürlich bekam der Hals noch weitere Pflegeeinheiten (Sattel nachkerben, Bünde nachpolieren, Griffbrett ölen), danach Zusammenbau (incl neuer HB 009er Saiten, beschichtet) und Einstellarbeiten. Zu guter Letzt: mit Acryl-Autopolitur Body und Halsrückseite behandelt (ist ein Geheimtip, der Hals wird damit zart und glatt wie ein Kinderpopo) Zeitaufwand: ein ganzer Tag.
Ergebnis: ein wirklich sauber und komfortabel spielbares Instrument mit hohem Output, genügend Clean-Twang, singenden, fetten Solosounds am Neck-PU und schön zerrenden Akkorden am Bridge PU, dazu stimmstabil, gutes Sustain und KEIN Sirren, Rauschen oder sonstige Nebengeräusche. Der Klangcharakter ist authentisch mit einem Schuß Eigenständigkeit, sehr charaktervoll.
Meiner Meinung nach trete ich damit jederzeit gegen das Original an, und schneide vermutlich sicher nicht allzu schlecht ab. Den Preis lasse ich dabei außer acht.
Die Basis hat gestimmt, etwas Arbeit mußte ich zum Glücklichwerden investieren. Hat sich aber gelohnt.
Update 2014:
Das relativ weiche Sattelmaterial hat sich durch den Gebrauch von selbst tiefer eingekerbt (Tribut an den Preis), wobei ich zwecks Experiment einen neuen Sattel aus Aluminium anfertigte (hat bei Bässen bisher gut funktioniert). Ergebnis: mehr Sustain, kein Saitenscheppern und eine Prise mehr Twang.
Auch ansonsten kommt die Gitarre ihren Aufgaben gut nach, sie bleibt über lange Zeit stimmstabil, auch bei Bendings, die Elektrik funktioniert immer noch klaglos. Wer also gerne bastelt, kann auch aus sehr preisgünstigen Instrumenten einiges herausholen.