Beim Auspacken war mein erster Gedanke: Wow! Was hätte ich vor 25 Jahren dafür gegeben für DAS Geld eine brauchbare E-Gitarre zu bekommen. China macht's möglich.
Aber moment! Beim Anspielen offenbart sich der Preis der niedrigen Anschaffungskosten: Der Hals ist krumm und die Werkseinstellung kann man nur als "zufällig" beschreiben. Die Gitarre wurde irgendwie montiert und vielleicht "Pi-mal-Daumen" auf Sicht eingestellt. Die Saitenlage ist viel zu hoch, die Reiter Einstellungen folgen keinem Konzept. Oktavreinheit: Fehlanzeige.
Also erstmal das Ding auseinander geschraubt, den Hals etwas unterlegt, bessere Saiten drauf und im Rahmen der Halskrümmung die bestmögliche (aber keineswegs voll befriedigende) Einstellung gemacht. Mit dieser Kompromiss Einstellung taugt die Gitarre als Reserve im Proberaum (aber nicht auf der Bühne) oder zum Klimpern abends auf der Couch.
Der Sound ist angesichts des Preises akzeptabel. Die Pickups klingen naturgemäß etwas dünn und neigen zur Mikrofonie. Die Lackierung verdient einen Pluspunkt und ist meiner Meinung nach sogar etwas besser als bei meiner Fender Mexiko Tele. Die Stimmmechanik der A-Saite hat keinen guten Gleichlauf. Der Hals fühlt sich eigentlich ganz gut an, wäre er nicht krumm. Die Gitarre ist federleicht. Verdächtig leicht...
69 Euro ist kein schlechter Preis wenn man im Bekanntenkreis jemanden hat, der die Gitarre erstmal auseinanderbaut und einstellt. Hat man das nicht, dann sollte man lieber minimum 100 Euro drauflegen und zur Squier greifen. Die muss man zwar auch in der Regel nachstellen, aber die Substanz hat eine ganz andere Qualität. Nun habe ich eine Gitarre für abends auf dem Sofa, bin aber heil froh, für das "echte Leben" weitaus wertigere teles zu besitzen.