Nachdem ich eine Harley Benton ST-62 Vintage aufgrund eines kleinen Lackrisses bei der Halstasche zurück gesendet habe, habe mich wegen der Einfachheit der Konstruktion die HB TE-52 Vintage ausgewählt in der Hoffnung, dass die Verarbeitungsqualität deshalb besser sein wird. Und wurde nicht enttäuscht.
Allerdings, die Gitarre war "out of the box" zum Einstellen. Die Saitenhöhe war von der Brücke aus viel zu hoch und der Hals war viel zu sehr gerade für meinen Geschmack. Auch die Saiten mussten beim Stimmen nachgezogen werden. Das alles ist kein Mangel, das muss bei durchaus teueren Gitarren auch gemacht werden.
Bei dieser Gitarre gibt es keine sichtbaren Verarbeitungsmängel. Ich besitze eine Fender Player Series Telecaster, die als Vergleich gedient hat, obwohl sie ca. das 4fache kostet. Mein Eindruck nach Punkten:
Der Body wiegt 4,10 kg. Leider wesentlich schwerer als von der Player Tele. Diese wiegt etwas weniger als 3,58 kg. Der Body aus Esche ist sehr gut verarbeitet. Es sind keine Lackfehler zu erkennen. Das Eschenholz hat eine schöne, ruhige Maserung und besteht aus 2 Teilen, diese sind aber nicht gleich groß.
Der Hals hat ein aufgeleimtes Ahorn-Griffbrett was nicht schlecht ist. Es dient zur besseren Halsfestigkeit. Die Halsform ist ein "C", eine Spur dicker als das "Modern C" von der Player. Ich mag ihn.
Die Bünde sind an den Enden bis auf eines am 21. Bund sehr gut abgeschlifen. Also, alles im grünen Bereich. Keine scharfen Kanten mit dieser einen kleinen Ausnahme. Leider sind die Bünde nicht sehr gut poliert. Bei der Player sind sie dagegen spiegelglatt. Bei der HB TE-52 sind sie matt. Das spürt man auch leicht beim Saiten ziehen (bending).
Die Vintage-Brücke ist nicht so massiv wie erhofft. Das Metall ist dünn und es sind leichte Verformungen durch den Biegungsprozess sichtbar. Auch so die optische Qualität der Verchromung. Für diese Preisklasse kann man aber keine Marken-Hardware erwarten.
So ähnlich bei den Vintage-Style Mechaniken. Die 5 von den 6 Mechaniken laufen gut. Die erste Mechanik von der hohen e-Saite ist nur mit großer Kraftanwendung zu bewegen. Das Ölen mit leichtem Maschinenöl hat leider nicht geholfen. Nachtrag: Hier erhalte ich kostenlosen Ersatz von Thomann.
Die Saiten sind laut HB von D-Addario (10-46). Welche D'Addarios genau das sind, wird nicht angegeben, aber sie sind brauchbar.
Die Pickups sind klanglich nicht schlecht, aber für Gigs sind sie nicht geeignet, weil sie beide mikrofonieren. Dagegen die PUs von der Fender Player mikrofonieren nicht. Der Hals-PU ist klanglich eine Spur dünkler als bei der Player. Der Steg-PU ist ganz gut nach Tele-Art. Auch die Mittelposition ist klanglich zufriedenstellend. Leider müsste man beide PUs umtauschen, sollte man Gigs oder Lives spielen. Deswegen hier einen Punkteabzug. Für zu Hause zum Üben sind sie aber trotzdem o.k.
Alles in allem, wenn man eine gute Anfängergitarre, oder 2.Gitarre für Übungszwecke sucht, wie ich, ist die HB TE-52 Vintage eine gute Wahl. Das Gewicht ist leider ein Hindernis, deswegen hier einen weiteren Punkteabzug. Will man mehr, muss man die Gitarre mit Umbauten aufwerten. Als Erstes, würde ich die Vintagebrücke und die Pickups gegen höherwertige austauschen. In zweiter Linie die Mechaniken. Aber ansonsten für den Preis ist die Gitarre in Ordnung .
Nachtrag vom 11.05.2021: Thomann hat mir die Brücke gegen einer Göldo Vintage-Style Brücke ersetzt, nachdem die original montierte Brücke Chromsplitter gelassen hat. Teilweise sind die Splitter wie kleine Nadeln in meiner Hand beim Saitendämpfen gewesen. Das Thomann-Service ist TOP!! Thumbs up für Thomann! Dadurch wurde die Gitarre deutlich aufgwertet. Die Pickups und die Mechaniken würde ich auch gegen höherwertige ersetzen. Die Bünde habe ich per Hand poliert. Jetzt merkt man die rauhen Bünde nicht mehr beim Bending. Leider bleibt das Gewicht sehr hoch bei 4,1 kg und macht sich immer bemerkbar, auch wenn man sitzend spielt. Ich greife daher immer mehr zu meiner Fender Player Tele zurück. Ich frage mich oft, ob der Kauf einer Squier Classic Vibe Tele als Zweitinstrument (zum mehr als doppelten Preis natürlich) nicht besser wäre?