Ich hab mich nach gut 25 Jahren Pause dazu entschlossen, wieder Bass zu spielen. Da ich damals mein komplettes Equipment verkauft habe musste ich mir also alles neu anschaffen, angefangen beim Instrument. Für mich war klar: 4-Saiter, passiv, möglichst mit P/J-Bestückung. Da ich für den Wiedereinstieg möglichst wenig Geld ausgeben, aber nichts gebrauchtes kaufen wollte, ging die Suche los. Dabei bin ich dann bei YouTube auf Harley Benton gestoßen und habe mich dann letzten Endes für den PJ-4 HTR entschieden. Eigentlich bin ich ja kein Fan der klassischen Fender-Formen und auch die Farbe war nicht unbedingt so meins... aber irgendwelche Abstriche muss man ja machen wenn es günstig sein soll ;)
Nachdem ich den Bass jetzt regelmäßig seit über 8 Monaten spiele, gebe ich mal meine Rezension dazu ab.
Den ersten Bass, den ich geschickt bekommen habe, musste ich leider zurück schicken. Zwischen Hals und Body war ein Spalt von ca. 0,7 mm, der sich nicht beseitigen ließ. Da war der Bass wohl durch die Qualitätskontrolle geflutscht. Thomann hat den Bass aber problemlos gegen einen neuen getauscht, bei dem soweit alles gepasst hat. Hier schon mal Daumen hoch für den Kundenservice!
Direkt aus dem Karton ist die Grundeinstellung gut und man kann den Bass ohne weiteres ordentlich spielen. Die Saitenlage ist ab Werk eher hoch, aber das lässt sich ja problemlos einstellen. Lieber eine Grundeinstellung, mit der auch Anfänger klarkommen als eine, die zu Frust führt. Wer schon etwas mehr Erfahrung am Bass hat stellt sich sein Instrument ja eh nach seinem Geschmack ein.
Mitgeliefert werden die passenden Inbusschlüssel für Brücke und Truss-Rod sowie ein einfaches Instrumentenkabel mit vergossenen Steckern.
Fit & Finish sind bei dem Bass ordentlich, vor allem in Hinblick auf den Preis. Der Lack ist sauber und ohne Blasen o. ä. Durch das transparente Rot kann man noch leicht die Maserung erkennen. Dadurch wirkt die Farbe nicht platt und tot sondern lebendig. Meine Empfehlung ist, nach Erhalt einmal alle Schrauben und Muttern auf festen Sitz zu kontrollieren und ggf. mit Gefühl (nicht mit Gewalt) nachzuziehen. Bei meinem Bass waren es eine Schraube der Bridge und eine Mutter an einem Poti, die doch recht locker waren.
Der Sattel ist recht scharfkantig, aber auch das Problem ist schnell gelöst. Mit feinem Schmirgelpapier oder einer Nagelfeile einfach ein, zwei mal über die Kanten gehen und diese damit brechen. Schon ist auch hier alles gut.
Die Bünde stehen nicht an den Seiten aus dem Griffbrett und sind auch brauchbar verschliffen. Man reißt sich nicht die Finger auf, aber wer anspruchsvoller ist, sieht hier definitiv Verbesserungspotential. Der Anfänger wird hier aber keine Probleme haben. Das Griffbrett selbst ist sehr trocken, wenn der Bass ankommt. Am Besten also direkt Griffbrettpflege (z. B. d'Andrea Lemon Reinigungsöl) drauf und das Griffbrett erstrahlt in neuer Pracht.
Die Werkssaiten sollten man meiner Meinung nach direkt austauschen. Sie produzieren zwar einen Ton, aber keinen Klang. Ich habe Warwick 46200 M Red Label Saiten aufgezogen. Obwohl dies auch sehr günstige Saiten sind, ein Unterschied wie Tag und Nacht! Also 10-20€ für einen Satz Saiten einplanen. Die Tuner machen Dienst nach Vorschrift und halten stabil die Stimmung. Man sollte auf der Rückseite jeweils einen Tropfen Öl oder Fett auf die Schnecken der Stimmwirbel geben, dann laufen die Tuner schön geschmeidig.
Der Bass ist leicht kopflastig, aber nicht so schlimm, dass der Kopf direkt mit Schwung abtaucht, wenn man mal den Hals loslässt. Wenn man nicht grade einen auf der Innenseite spiegelglatten Gurt benutzt gibt es hier keine Probleme. Spielt man den Bass im Sitzen bemerkt man die Tendenz zur Kopflastigkeit, die aber beim normalen Spielen kein Problem darstellt.
Gewichtsangaben bei Bässen sind immer schwierig, daher machen die meisten Hersteller diesbezüglich auch keine Angabe. Holz als natürlicher Werkstoff unterliegt nunmal Schwankungen in der Dichte, daher bewegt sich das Gewicht des fertigen Instrumentes immer im Bereich "von - bis". Meine Exemplar wiegt ziemlich genau 4 kg und ist damit nicht der leichteste, aber bei weitem auch nicht der schwerste Bass.
Die Potis für Volume und Tone laufen sauber und weich, ohne zu kratzen. Der Tone-Poti hat für mich den perfekten Dreh-Widerstand während die Volume-Potis für meinen Geschmack zu leicht laufen, aber das sind persönliche Befindlichkeiten.
Der Bass lässt sich (für mich) gut bespielen und bietet mit der P/J-Bestückung auch einiges an Klangoptionen. Grundsätzlich ist der Klang ordentlich und nicht blechern oder nasal. Hier kommen dann auch die verwendeten Saiten und die eigene Spieltechnik mit in die Gleichung. Man wird klanglich einen HighEnd-Bass eher nicht in die Tasche stecken, aber der Einsteiger ist hier gut bedient und hat eine brauchbare Basis.
Der einzige Wermutstropfen ist die nicht besonders gute Abschirmung des Basses. Ab Werk fängt der Bass leicht Störgeräusche und Netzbrummen ein und ist damit nur bedingt für z. B. den Live-Einsatz geeignet. Hier kann man aber auch mit wenig Geld und Arbeit Abhilfe schaffen: einfach das Schlagbrett und die Body-Ausfräsungen mit Abschirmlack oder selbstklebender Kupferfolie auskleiden und schon hat man Ruhe, im wahrsten Sinne des Wortes ;) Ich hab den Weg mit der Kupferfolie gewählt und bin jetzt mehr als zufrieden!
Mein Fazit: für den Preis bekommt man ein sehr ordentliches Instrument. Würde ich erneut vor der Wahl stehen einen günstigen Einsteiger-Bass zu kaufen, ich würde wieder den PJ-4 nehmen. Der bietet meiner Meinung nach das beste Preis-/Leistungsverhältnis, ist mehr als ausreichend für Anfänger und bietet eine solide Basis für Moddings. Von daher: Daumen hoch!