Die JA-60 habe ich hauptsächlich aus einem Grund gekauft: es gibt keine andere bezahlbare Offset-Gitarre für Linkshänder.
Obwohl ich weiss, daß Harley Benton für wenig Geld sehr brauchbare Gitarren abliefert, habe ich erst mal nicht viel erwartet. Ich meine: für 130 Euro....
Ich bin, nach einem Monat Benutzung, geradezu schockiert, wie GUT diese Gitarre für so wenig Geld ist. Man kann die Gitarre, so wie sie ist, aus dem Karton nehmen und damit zur Probe oder zum Gig fahren. Sie ist passabel eingestellt, es sind D'Addario-Saiten drauf, sogar ein einfaches Kabel liegt im Karton. Klanglich gibt es NICHTS zu meckern. Auch die Pickups ( Wilkinson) klingen gut und müssen keinesfalls getauscht werden, nur vernünftig eingestellt. Nur die Mechaniken sind recht schwergängig - halten aber problemlos die Stimmung, nachdem die Saiten sich gesetzt haben.
Die Bespielbarkeit ist tadellos, wenn man dicke Hälse mag und kleinste Einstellarbeiten vornimmt. Allerdings waren die Bünde rauh wie Sandpapier. Ein Poliergang mit 6000er oder 8000er Polierleinen behebt das in 10 Minuten.
Das Sustain ist überdurchschnittlich und über den ganzen Hals sehr gleichmässig. Wenn man mit den Potis arbeitet, kann man sehr viele gute Sounds aus der Gitarre holen.
Da allerdings kommt der einzige echte Kritikpunkt (der einzige bei einer 130-Euro-Gitarre!!): wie so oft sind die Potis für Linkshänder falsch angeschlossen.
Meine Bitte an Thomann: lötet die Potis bei Linkshändergitarren ganz normal an, vertauscht bitte NICHT die Pole, um die Drehrichtung zu ändern. Die Log-Potis, besonders Tone, funktionieren dann nicht so, wie sie sollen, sondern werden mehr oder weniger zu An-Aus-Schaltern
Ich habe das (mal wieder! Andere Hersteller machen das auch) selbst korrigiert und bei der Gelegenheit einen treble bleed hinzugefügt. Damit sind Garantie und Rückgabe natürlich perdu.
Aber ehrlich: macht nix. Die bleibt eine Weile. Für alle Rock-Arten diesseits des Metal ist das eine richtig gute E-Gitarre.
Nein, an meine teuren Lieblingsgitarren kommt sie klanglich und in der Bespielbarkeit nicht ran, ein bisschen was fehlt da dann doch noch. Diese Nuancen gehen im Zusammenhang oder ohne direkten Vergleich aber unter - und dann zieht die JA-60 mit fast jeder Mittelklasse-Gitarre gleich. Ich habe die Gitarre testweise im Band-Kontext eingesetzt, mit Kollegen, die alle gute Ohren haben. Keiner hat gemeckert - im Gegenteil. Allgemeiner Tenor:
"..... für 130 Euro...ich glaub's nicht! ..... "
Fazit: mit dem Abstrich bei den "falsch" gelöteten Potis ( und mit der Einschränkung, daß ich die Wilkinson-PUs bekommen habe, neuere Modelle aber mit Roswell-PUs bestückt sind, die ich nicht beurteilen kann), ist das eine dicke Empfehlung. Wenn du Linkshänder bist und eine Offset-Gitarre für wenig Geld suchst: kaufen!