Ich spiele seit 30 Jahren Gitarre, nicht Bass, und wollte einfach mal einen bundlosen Bass als Nebeninstrument probieren. Das klappt viel besser als erwartet, die Bundlinien helfen enorm.
Dies vorab.
Ich hatte mir sieben Exemplare dieses Basses zum Testen kommen lassen, weil:
1. die Qualitätsstreuung bei HB groß sein soll,
2. ich in keinem Geschäft der Welt die Zeit und innere Ruhe habe, um aus mehreren baugleichen Instrumenten das beste herauszufiltern, was sich aber immer lohnt (!) und
3. weil es der großartige Thomann-Service erlaubt, sich etwaiges Hin- und Her zu sparen und von vornherein eine ganze »Testreihe« zu bekommen.
Das Verfahren hat sich gelohnt:
Obwohl dieser Bass so wenig kostet und natürlich weitestgehend maschinell hergestellt wird, gab es zwischen meinen sieben Kandidaten sicht- und hörbare Unterschiede.
Sichtbare Unterschiede:
Maserung Korpus natürlich, das sunburst hingegen ist völlig identisch. Dann: Palisandergriffbrett verschieden hell bzw. dunkel und verschieden stark strukturiert, bei einem Bass eine Art kleines dunkles Astloch am unteren Rand der Kopfplatte, der Palisanderstreifen auf der Halsrückseite ist bei ein paar Bässen in jeweils einem kleinen Bereich minimal ausgefranst.
Bei einem Bass ist der Lautstärkeregler des Hals-PU schwergängig. Ich weiß nicht, woran es liegt, die Potis haben auch keine Schräubchen zum Lösen, falls einer mal zu tief befestigt wäre und daher auf dem Korpus schleifen würde.
KLANG Vorbemerkung:
Ich habe die Bässe drei Tage lang trocken und über einen Amp gespielt. Sie im Blindtest trocken voneinander zu unterscheiden (wie vor einiger Zeit mit vier Stück Am Std Strat Esche/Ahorn SSB) ist mir allerdings nicht gelungen.
Identifizieren im Blindtest über einen Amp ging schon eher.
Bei meinem persönlichen Testsieger und der Nummer zwei sind die Fugen nicht auf den ersten Blick zu entdecken. Da wurde bei der Holzauswahl gut aufgepasst. Dafür ist die Maserung bei beiden extrem grob. Das ist optisch gesehen Geschmackssache, ich finde es in diesem Fall attraktiv.
GEWICHT: Die Bässe sind schwer, das ist wohl wahr. Gewogen habe ich sie nicht, aber einer flog tatsächlich allein schon wegen seines hohen Gewichts raus. Der Testsieger ist leichter, vielleicht sogar der leichteste von den sieben, aber das ist nicht seriös, weil wie gesagt nicht gewogen. Auch mit dem aber zieht es den Koffer hinten runter, der ist auf so ein Korpusgewicht natürlich nicht eingestellt (Gator GPE Bass TSA / 99,00 €).
KLANG Ergebnis:
Keiner der sieben Bässe war schlecht, sondern alle ordentlich, für das Geld aber unfassbar gut, da bin ich ja nicht der Erste mit dieser Meinung. Gut eingestellt waren sie auch, nur zwei Mal musste ich jeweils eine Saite erhöhen, weil sie schnarrten. Der Saitenverlauf über PUs und Hals kann mit Hilfe der Reiter ohne Weiteres korrigiert werden, die Hälse waren zufriedenstellend gerade in den Korpus eingesetzt, zumal sie so breit sind, dass nirgendwo auch nur ansatzweise die Gefahr bestünde, etwa mit der G-Saite über den Rand abzurutschen.
Es gibt (alles in meinen Ohren und nur in diesem Vergleich) tatsächlich einen eindeutigen Testsieger:
Er ist (relativ) druckvoll,
klingt gleichzeitig klar und zugleich lebendig, sprich nach Holz,
trennt Akkorde am besten und
produziert im Bereich vom 18. bis zum 20. Bund auf der E-Saite die geringsten Klirr-, Dröhn- und sonstigen Störtöne.
Dass ein Bass für so wenig Geld so unbändig viel Spielfreude bereitet, hätte ich wie viele hier vor mir nicht für möglich gehalten, die ganzen Lobeshymnen sind tatsächlich kein bisschen übertrieben. Ich bin weit mehr als nur zufrieden, zumal ich die Soundmöglichkeiten aufgrund der simplen aber höchst effektiven Klangregelung prima finde.
Nachtrag im Januar 2015:
Die Griffbrettkanten habe ich verrundet. Da kann man eigentlich nichts falsch machen und es fühlt sich gut an.