Es ist vermutlich jedem klar, dass man für 149 Euro kein Spitzenprodukt erwarten kann. Aber mit einigen Einstellungen und einer Anpassung ist ein sehr brauchbares Instrument daraus geworden.
Zunächst: die Bestellung wurde sehr schnell ausgeführt, Sendungsverfolgung hat bestens funktioniert, Verpackung bestens. Das Instrument kam zügig und sicher bei mir an.
Erster Eindruck: sieht super aus. Die Sunburst-Lackierung ist wirklich gelungen. Der mattlackierte Hals fühlt sich gut an. Die Breite des Halses am Sattel und Saitenabstände wirken so, wie beim Vorbild. Gemessen hab ich das nicht, passt aber. Im Gegensatz zu manch anderen Bewertungen, gibt es bei diesem Instrument keine Grate an den Bundstäbchen. Die Saiten scheinen von Daddario zu sein (die mit den bunten Ballends), die nehme ich sonst auch ganz gerne. Beim ersten Anspiel gefällt mir der Sound schon sehr gut, klingt eben nach Jazzbass. Ich merke aber, das da noch einiges rauszuholen ist.
Der Hals ist kerzengerade. Zu gerade für meinen Geschmack. Er sollte eine leichte Krümmung nach vorne haben, dann ließen sich auch die Böckchen am Steg tiefer stellen und die Saitenlage verbessern. Mit dem mitgelieferten Imbusschlüssel löse ich den Halsstab, nichts passiert. Der Hals bewegt sich nicht. Der Saitenzug reicht nicht aus um den Hals kommen zu lassen. Das ist ungewöhnlich. Kenn ich von anderen Bässen nicht. Ich drehe die Schraube des Halsstabes weiter gegen den Uhrzeigersinn und es gibt wieder Widerstand und der Hals biegt sich langsam nach vorne. Nach ungefähr eine halben bis 3/4 Drehung hat er eine wunderbare gleichmäßige Krümmung, so wie ich mir das wünsche. Aha, so geht das. Jetzt lässt sich die Saitenlage sehr gut anpassen.
Nach ein paar Tagen rumgedaddele entschließe ich mich, den Bass zu behalten. Also dürfen jetzt die Schutzfolien runter. Auf dem Reglerblech geht das nur restlos, wenn man die Potiknöpfe mit einem Schraubenzieher abhebelt und die Muttern löst. Dabei rutscht mir die Klinkenbuchse ins Elektronikfach. Also schraub ich das Ding auf um die Buchse wieder einzusetzen. Das Fach ist von innen ordentlich gefräßt und lackiert, aber nicht weiter abgeschirmt. Ob sich das bei schwierigen Strom- bzw. Lichtverhältnissen negativ auswirkt kann ich nicht sagen. Man sieht aber auch, das die Fräsung weiter bis zum Halstonabnehmer geht. Wenn man, wie man es beim Vorbild oft sieht, das Schlagbrett weglassen wollte, hat man hier offene Fräsungen zum Halspickup.
Jetzt lässt sich die Schutzfolie auf einmal vom Metall entfernen. Beim schwarzen Schlagbrett geht das auch einigermaßen, aber auch da muss man die eine oder andere Schraube lösen um das Plastik runterzubekommen. Trotzdem sieht das Schlagbrett immer noch nicht sehr wertig aus.
Ich spiele wieder, slappen macht sehr viel Spaß, unten rum hat er ein ordentliches Pfund. Ich schätze, dass es mehr ist als beim Original. Steht ihm gut.
Ich bemerke, das die G-Saite nicht richtig schwingt. Die eigentliche Schwingung wird von einer 2ten langsamen Schwingung überlagert, dadurch wird auch das Sustain sehr kurz. Man kann das sogar sehen. Die Amplitude der Saite nimmt ab und wieder zu. Das hört sich so ähnlich wie ein Phaser an. Die Ursache ist schnell gefunden. Der Halspickup sitz nicht genau unter den Saiten. Die Polepieces haben also einen unterschiedlichen Abstand zu den Saiten. Die Magnete scheinen recht stark zu sein, so das dieser unerwünschte Effekt recht deutlich zu hören ist. Wenn ich die Saite greife und in die Mitte zwischen die Polepieces schiebe, hört es auf. Als erstes schraube ich den Pickup tiefer. Es wird besser, ist aber nicht weg. Hilft also nichts, der Tonabnehmer muss versetzt werden. Nachdem ich das Schlagbrett abgeschraubt habe, stelle ich fest, das da noch eine 2te Schutzfolie drauf ist. Ich hatte mich schon gewundert, das das nach so kurzer Zeit schon so ramponieret aussah. Darunter sieht es also erstmal wieder gut aus. Mal abwarten. Die Fräsung im Korpus für den Halspickup ist recht groß gefasst, rund um den sind überall ca. 5 mm Platz. Für die 4 Schrauben, die den TA halten sollen, gibt es Bohrungen an den passenden Stellen, aber die Schrauben sitzen daneben und wurden vermutlich ohne vorbohren ins Holz gewürgt. Das wurde wohl so gemacht, weil im Schlagbrett die Fräsung für den TA nicht passte. Habe also die falschen Löcher mit Holzleim und Streichhölzern gefüllt, den TA an die richtige Stelle gesetzt und das Schlagbrett entsprechend ausgefeilt. Die entstandenen Lücken im Schlagbrett nehme ich in Kauf. Als alles wieder zusammengebaut ist, macht er richtig Spaß. Die Saitenlage ist für mich sehr gut eingestellt, es scheppert nichts, die Saiten schwingen harmonisch, jetzt hat er ein sehr gutes Sustain.
Mit den leichten Anpassungen für den Preis ein Hammerinstrument!
Ich werde noch die Madenschrauben der Saitenböckchen oben glattschleifen, die sind noch scharfkantig, dann hab ich erst mal nichts mehr zu meckern und jetzt werde ich noch ein bisschen rumdaddeln.