Nach der üblichen Thomann-Turbo-Lieferung den Bass ausgepackt und Folgendes festgestellt:
Leicht isser, sauber lackiert, keine Dongs, Korpus aus 4 Teilen verleimt, beim drüberlinsen sind die Leimfugen im Lack nicht zu sehen, das ist selbst bei deutlich teureren Fabrikaten nicht selbstverständlich. Der Hals besteht aus einem Stück wild gemasertem Ahorn, nix am Headstock angeleimt, sitzt bombenfest in der Aussparung, perfekt abgerichtete Bünde, null scharfe Kanten. Die Mechaniken arbeiten sauber und halten die Stimmung. Die aufgezogenen Saiten sind mindestens brauchbar und klingen, Punkt. Die Potiachsen sitzen gerade und laufen butterweich, mit angenehmem Widerstand. Einfache Brücke mit 4 Saitenreitern, wie beim Original. Drei Schrauben am Schlagbrett sind etwas schief eingedreht, und die Saitenlage ist ein Hauch zu niedrig eingestellt, die Saiten scheppern bei heftigem Anschlag und langem Ausklingen, die G-Saite scheppert von Bund 6 bis 10, egal wie hart angeschlagen wird, es sei denn man streichelt sie nur. Das sollte aber keine Probleme bereiten und sich abstellen lassen und das wars denn auch; nichts was der Funktion schaden würde. und deshalb auch kein Kritikpunkt von mir. Letztendlich war der Bass doch ganz gut eingestellt und bundrein. Die Knöppe sind recht dick, so dass man beim drehen des Einen unter Umständen den Anderen mit bewegt, da heißts mit spitzen Fingern drangehen oder schmalere Knöppe installieren. Das Palisandergriffbrett hat 2, 3 größere Poren, ist aber nur ne optische Sache und fällt fast nicht auf.
Nach einer Stunde rumnudeln passierte etwas, was mir so noch nie untergekommen ist: Ich spielte plötzlich Riffs, die ich noch nie gespielt habe und auch nicht spielen konnte, weil sie noch nie so leicht zu bewerkstelligen waren, flotte Jazzläufe, beinharter Funk, bißchen Stanley Clarke für den Hausgebrauch, verträumte Jazzchords. Warum war das so? Der Hals ist einfach sensationell, dünn und schmal, hinten seidig lackiert, das flutscht! Überstreckungen über 5 Bünde und 4 Saiten bewältigt! Natürlich nur oberhalb des 12 Bundes, bin ja nicht Goliath. Trotzdem eine Premiere. Sound absolut zufriedenstellend, Die beiden Pickups tun was sie sollen, vorne drückender Rocksound, hinten knarzige Mitten, zusammen Funky. Gutes Sustain, keine Dead-Spots. Die Regler arbeiten richtig gut ohne Einbrüche, man kann schön die Balance zwischen den Pickups einpegeln, die Tonblende nimmt sehr schön die Höhen raus bis zu Dumpf, dabei bleibt der Ton immer trocken und jederzeit brauchbar. Sind alle Regler offen und es klingt etwas zu hart ist es möglich, die Schärfe durch leichtes Zurückregeln der Lautstärkepotis zu mindern, bei minimalem Druckverlust. Ich habe noch 4 Bässe, die ich alle für Homerecording nutze und die deutlich teurer waren, und der HB ist der einzige, bei dem ich keine Tüftelorgien brauche, um ihn in der Mischung gut ortbar hinzubekommen. Das will also was heißen.
Ich habe jetzt keinen direkten Vergleich mit dem Original, könnte sein, dass der tiefer in den Keller geht und seidigere Höhen hat. Eine gute Klangregelung hilft da sicher weiter mit diesem Bass. Aber das Original kostet auch das 10-fache. Leute, die High-End Produkte wollen, kaufen die auch ohne mit der Wimper zu zucken und werden sich für diesen Bass wohl nicht erwärmen. Die Diskussion, ob das ein professionelles Instrument ist, will ich nicht lostreten, weil auch die "Profis" teilweise Kaufhausinstrumente einsetzen und damit einen originären Sound kreieren, der eindeutig mit ihnen in Verbindung gebracht werden kann, z.B. David Lindley auf Sears-Gitarren oder J.J. Cale mit einer komplett zusammengestoppelten Harmony. Professionell spielen und klingen kann man mit diesem Bass wenn man es draufhat, er bringt alle Voraussetzungen mit. Ich bin uneingeschränkt zufrieden mit diesem Instrument, das ich ausgiebig nutzen werde. Und ich weiß noch immer nicht, wie Thomann es schafft, das Gerät fürn Hunni anzubieten. Der Bass ist für Anfänger sicher ein Segen, weil er sich so leicht spielen lässt, Und auch für alle anderen kann der Bass eine Bereicherung sein. Man muss ich nur darauf einlassen (wollen). Mit dem gesparten Geld gegenüber einem Original oder einem High-Tech-Nachbau kann man sich gleichzeitig die besseren Lautsprecher oder den besseren Amp leisten. Das ist ein gewichtiges Argument. Ihr solltet es ausprobieren. Und bekommt ihr ein Montagsmodell, von denen an dieser Stelle ab und an mal gesprochen wird, könnt ihr euch Ersatz von Thomann kommen lassen, so lange, bis ihr den passenden Bass habt. Bei mir hats gleich gepasst.
Ciao!