Ich spiele jetzt seit über 30 Jahren E-Gitarre und habe u.a. schon viele Gibson/Fender/Vintage Gitarren bis zu 6000€ im Wert besessen. In den letzten Jahren habe mich die günstigen E-Gitarren aber so sehr überzeugt, dass ich die Teuren fast alle verkauft habe! U.a besitze ich schon eine Harley Benton TE-20, von der ich begeistert bin und nun wollte ich noch eine SSS-Strat anstatt meiner Vision HSS-Strat haben. Bestellt habe ich eine HB ST-20 und eine HB ST-62, da ich mich auf Grund der diversen Bewertungen einfach nicht entscheiden konnte. Grundsätzlich sind beide Gitarren perfekt verarbeitet, schon recht gut eingestellt und geniale Instrumente. Sie unterscheiden sich auch nur in Details, die ich kurz vorstellen möchte:
- Die ST-20 hat etwas stärkere Bundstäbchen H1,3xB2,8mm als die ST-62 H1,1xB2,7mm. Beide sind im Vintagestil und keine (Medium) Jumbos. Daher „Fretlesswonder“. Auch stehen keine Bundstäbchen über und sind auch nicht scharfkantig. Top!
- Die ST-20 hat die schöneren Saitenreiter, bei der ST-62 stehen die Schrauben raus, an denen man sich theo. verletzen könnte, praktisch aber eher nicht. Diese werde ich trotzdem tauschen, da ich hier gerne meinen Hand ablege. Das sollte Thomann wirklich ändern.
- Die ST-20 hat wunderbare Stimmmechaniken von HB, die einen größeren Griff haben und vergossen sind, also nicht austrocknen. Zudem lassen die Schrauben einen Wechsel einfach zu. Bei der ST-62 sind es klassische Mechaniken, die sich teilweise eine Schraube teilen müssen und auf der Oberseite nicht durch eine Mutter gesichert sind. Ein Austausch wird vermutlich zusätzliche Löcher für Schrauben benötigen. Der Griff der ST-62 ist kleiner aber beide erlauben eine erstklassige Stimmung. Die passen also beide.
- Die Sattel beider Gitarren sehen gleich aus. Ich tippe auf Grund der beigen Farbe auf keinen Kunststoff, bin mir aber nicht sicher.
- Der Hals beider Gitarren ist von der Form sehr ähnlich, die ST-20 minimal flacher, eher C-Form und die ST-62 etwas rundlicher/voller, eher D-Form. Der Hals und das Griffbrett der ST-20 wirkt etwas rauer/trocken (Roseacer = gebackener Ahorn) und braucht dringend eine Reinigung und Ölung. Das Griffbrett ist leider nicht glatt. Außerdem liegt das Griffbrett etwas höher über dem Pickguard, als bei der ST-62, wodurch die Saitenlage an der Brücke auch höher wird. Bei der ST-62 hingegen fühlt man eine leichte Lasur, die glatt aber nicht klebrig wirkt. Zudem ist der Hals der ST-62 einfach wunderschön aufgrund der Maserung und lässt sich durch die Lasur leichter spielen. Das Griffbrett liegt fast auf dem Pickguard auf.
- Die Tonabnehmer der ST-20 klingen für sich auf einem Fractal Audio FM3/AXE FX III mit Fenderamps wunderbar aber im Vergleich eher höhenlastig. Für Funk und Country ok aber sobald man die Toneregler der ST-20 nutzt, wird es nicht wirklich voller/schöner. Die Roswell der ST-62 haben mehr Mitten, was sie wärmer und ausgewogener klingen lässt. Hier macht der Einsatz der Toneregler Spaß. Mit besseren Saiten (ich bevorzuge Ernie Ball Super Slinkys) wird es sicher noch viel besser. Die Pickups beider Modelle haben eher wenig Ausgangsleistung, liefern dafür aber auch einen schönen Cleansound. Den Rest macht der Amp, wenn es mal nötig ist.
Fazit: Auf Grund des Halses und der u.a. für Blues besseren und wärmeren Roswell Single-Coils, habe ich mich für die ST-62 entschieden. Am Liebsten wäre mir aber eine Mischung aus beiden Gitarren, also die ST-62 mit ST-20 Tunern & Saitenreitern. Mit beiden E-Gitarren macht man aber nichts falsch und viel mehr braucht auch ein Profi nicht. Die Originale sind meiner Meinung nach auch keine besseren Gitarren und das Geld kann man sich wirklich sparen bzw. seine Gitarrensammlung vergrößern.