Eine Multiscale-Gitarre mit 7 Saiten für nicht mal 300€? Geht nicht? Oh doch, aber wie viel Gitarre bekommt man wirklich?
Ich habe schon seit dem ersten FanFret-Modell von HB mit diesen geliebäugelt und habe mich dieses Jahr endlich mal getraut.
In den Warenkorb wanderte auch die 8-saitige Variante auf die ich mich manchmal beziehe.
Aufbau
Diese unterscheidet sich nicht nur von der Anzahl der Saiten sondern auch dadurch, dass die 7-Saiter einen verschraubten Hals besitzt, die 8-Saiter dagegen auf einen durchgehenden Hals setzt.
Beim auspacken finden die Matte Lackierung und das Furnier aus Ahorn direkt gefallen.
Die Gitarre war bis auf die Intonation gut eingestellt. Hier musste etwas nachgebessert werden.
Die Kopfplatte der 7-Saiter ist sauber verarbeitet und Locking-Mechaniken sitzen fest in ihrer Bohrung. Da wirkt die grob ausgesägte und scharfkantige Abdeckplatte des Halsstabs etwas fehl am Platz. Der Sattel ist für die Saiten gut gefeilt aber gräbt sich bei Barré-Griffen im Ersten Bund etwas in den Zeigefinger. An Hals und Griffbrett gibt es nichts zu beanstanden. Lediglich das Jatoba-Griffbrett wirkte relativ trocken. Allerdings ist das auch meine erste Gitarre mit Jatoba. Body, Einzelbrücken, Potis und Pickups sind gut verarbeitet. bzw. befestigt. Nur die Klinkensteckerbuchse ist nicht ganz fest geschraubt und die Fräsung der Pickups ist nicht ganz sauber. Apropos Pickups: Diese haben die Abmessungen von ca. 4 x 10 cm und entsprechend damit den Abmessungen von Soapbar-Pickups für 8-Saiter-Gitarren. Positiv ist aber, dass beide Pickups mit 4 Drähten ausgestattet sind und die Pickups z.B. durch verbau eines Push-/Pull-Potis gesplittet werden können.
Klang
Ausprobiert habe ich die Gitarre an verschiedenen Amps und Amp-Simulationen.
Im Clean-Kanal bringt nur der Bridge-Pickup etwas Spielspaß, trotz oder gerade wegen viel "twang".
Die Mittelposition und der Neck-Pickup klingen leblos und träge und konnten nicht wirklich überzeugen. Weiter geht es mit Verzerrung und hier wird deutlich, dass die Pickups sehr wenig Output haben. Beim 8-Saitigen Bruder ist dies seltsamerweise nicht der Fall. Also Gain weiter aufdrehen und noch den Clean-Boost des Amps dazu. Wenn der Bridge-Pickpus dann mal in die Gänge kommt, kann er aber durchaus überzeugen. Die Töne bleiben getrennt und nichts matscht oder geht verloren. So soll es sein. Etwas Crunch haucht auch der Mittelposition etwas leben ein, lediglich der Neck-Pickups bleibt auch mit viel Gain hohl und ohne Leben. Ein wirklich sahniger Lead-Sound kam da nicht zustande.
Fazit
Lohnt sich der Kauf also? Egal ob als erstes Multiscale-Instrument oder als Modding-Plattform oder doch als Hauptgitarre?
Für mich persönlich ist auf jeden Fall das größte Manko:
die übergroßen Pickups die Entweder erfordern, dass man einen Pickups für 8-Saiter einsetzt oder die Fräsung etwas auffüllt, um kleinere Pickups einzusetzen.
Aber Hand auf's Herz: es gibt teurere, schlechter verarbeitete Gitarren ohne Extras wie ein Graphit-Sattel oder Multiscale.
Wer darüber nachdenkt eine Multiscale-Gitarre zu kaufen und nicht gleich Unsummen investieren möchte, kann beruhigt zur Harley Benton greifen.