Mein PB-20 SBK wurde super flott geliefert und der erste Eindruck beim Auspacken ließ mich staunen. Der matte Lack ist sensationell! Beim ersten Saitenwechsel wartete allerdings eine böse Überraschung auf mich: Die Mechanik der E-Saite hat das Auf- und Abwickeln der Saiten nicht überlebt. Das Zahnrad wurde von der Schnecke regelrecht platt gequetscht, bis kein Kontakt zwischen den drehenden Teilen mehr bestand und keine Kraft mehr übertragen wurde. Dies habe ich reklamiert und nach ca. einer Woche wurde mir das passende Ersatzteil dann zugeschickt. Nach einer Woche konnte ich also endlich wieder Saiten aufziehen, denn zwischenzeitlich hatte ich alle entfernt und den Hals komplett entspannt, damit er sich in der Wartezeit nicht verformen konnte.
Die Lackierung an sich ist fast zu hundert Prozent akkurat ausgeführt, lediglich eine kleine Stecknadelkopf-große Stelle an der Halstasche ist weiß geblieben. Dies stört mich jedoch absolut nicht.
Störender waren hingegen die vielen Klebstoffreste an manchen Bundstäben, am Pickguard und vor allem am Sattel. Das Reinigen mit Schwamm bzw. feiner Schlüsselfeile (um den wahnsinnig verklebten Sattel herum) dauerte gut zwei bis drei Stunden. Auf der Kopfplatte war eine deutlich sichtbare Tröpfchenspur irgendeiner Flüssigkeit (evtl. auch Klebstoff), die sich mit einem weichen Tuch und viel Geduld wegpolieren ließ.
Die Sattelkerbe der E-Saite war bei meinem Exemplar nicht rund sondern nahezu quadratisch und nicht tief genug gefeilt. Drei bis vier sanfte Hiebe mit der entsprechenden Rundfeile schafften aber Abhilfe und der Slot ist optisch und funktional nun einwandfrei.
Der bereits erwähnte Ausfall einer Mechanik bestätigt das Gesamtbild hinsichtlich der montierten Anbauteile: Alle Mechaniken meines PB-20, auch die neu gelieferte, verlieren beim drehen den Lack der Zahnräder, welcher dann pulverisiert herausrieselt. Trotz Einfettens und trotz Lockerung der Befestigungsschraube am Zahnrad. Nach einigen Umdrehungen waren sie dann "eingegrooved" und liefen runder, allerdings sind die Zähne nun auch an der Spitze etwas platt und nicht mehr schwarz. Hin und wieder stoppt eine Mechanik beim Saitenwechsel einfach und lässt sich nicht weiterdrehen. Man muss dann den Stimmwirbel zwei bis drei Mal zurückdrehen und dann wieder andersherum, damit es weiter geht. Ich möchte nochmals betonen: Den Hinweis von Thomann, dass die Zahnräder ab Werk zu fest montiert sind und dass man die Mechaniken ölen muss, habe ich natürlich beherzigt. Trotzdem haken und klemmen die Zahnräder ab und an.
Eine Madenschraube der Brücke ist bei mir auf der Oberseite nicht schwarz, sondern silbrig chromfarben und scharfkantig. Das stört aber kaum.
Nun endlich etwas sehr positives: Der Bass lässt sich wunderbar einstellen und bespielen. 0,2mm Halskrümmung, 2mm Saitenhöhe beim E (15. Bund) sowie 1,25mm bei der G-Saite sind hier möglich, ohne dass es rasselt oder scheppert. Die enorm gut abgerichteten Bünde und der sehr exakt arbeitende Halsstab sind wirklich die Highlights dieses Basses (neben dem unglaublich gut aussehenden Lack).
Das Griffbrett scheint mir geröstet worden zu sein, was bei billigen Gitarren oft der Fall ist, weil man somit Trocknungszeit des Holzes einspart. Leider wird das Griffbrett dadurch auch oftmals sehr spröde und durstig ausgeliefert. In der Woche, in der ich wegen der kaputten Mechanik keine Saiten aufziehen konnte, habe ich das Griffbrett vier Mal nachgeölt, bis es nach der Einwirkzeit endlich dauerhaft Glanz angenommen hatte.
Der Output des Basses ist mit den originalen Pickups eher im unteren Bereich dessen, was ich von P-Bässen gewohnt bin. Klanglich gibt es jedoch erst einmal nichts einzuwenden, wenn man einen sauberen, gleichmäßigen Basssound sucht. Da ich lieber Alnico statt Keramikmagneten spiele um mehr "Knurr" und Attack zu erhalten, habe ich in meinen PB-20 ein paar Quarterpounder eingebaut. Nun klingt er deutlich mehr nach P-Bass und nicht mehr nach etwas zu leisem Humbucker.
Bei dieser Modifikation fiel mir auf, dass das Schlagbrett total auf Spannung an den Hals geklemmt war und manuell kaum zu entfernen, ohne dass man Angst haben musste, es zu zerbrechen. Auch hier kam wieder eine feine Schlüsselfeile zum Einsatz, um die Aussparung für den Hals etwas zu erweitern. Das Pickguard lässt sich nun ohne Gewalt entfernen und wieder einsetzen, sofern das nochmal notwendig sein sollte.
Die original Elektronik wirkte gut verlötet und sauber. Leider waren die original Pickups schief montiert, weil die Achse der Schraubenlöcher nicht parallel zur Korpusausfräsung verlief. Hier musste ich je Pickup-Hälfte ein Loch mit Zahnstocher und Holzleim verschließen und zwei Tage später leicht versetzt neu bohren. Die neuen Pickups kippen nun nicht mehr zum Hals oder zur Bridge hin, wie es die originalen taten, und lassen sich optimal justieren. Den original Pickups fehlte aufgrund der schiefen Montage viel Luft zum Einstellen, denn nach wenigen Umdrehungen mit dem Schraubendreher waren die Schrauben bereits verkantet, bevor die gewünschte Höhe oder Tiefe erreicht war.
Insgesamt frage ich mich, wie so ein Instrument es durch die Qualitätskontrolle schaffen konnte. Dann wiederum muss ich zugeben, dass ich all diese Probleme (abgesehen von den zerbröselnden Menchaniken) auch schon mit deutlich teureren Gitarren und Bässen hatte. Letzendlich überwiegt hier folgende Überlegung: Einen so gut lackierten Body mit perfekt passendem Hals und so guter Justierbarkeit hinsichtlich Halskrümmung und Saitenlage bekommt man nirgendwo sonst für unter 120€! Dieser Bass ist die perfekte Moddingbasis für mich. Der Einbau besserer Tonabnehmer hat ihn klanglich sehr weit nach vorne gebracht. In Zukunft werde ich aber definitiv noch andere schwarze Mechaniken kaufen müssen, denn die hier verbauten wirken absolut nicht vertrauenswürdig. Die Brücke ist übrigens leicht schief montiert, aber das ist bei zwei meiner teuren Marken-Precision-Bässe auch der Fall. Vorerst lasse ich sie drauf, denn sie wirkt durch die 7-Punkt-Verschraubung solide genug und lässt sich sehr gut einstellen.
Fazit: Fantastische Basis was Korpus und Hals angeht in Anbetracht des niedrigen Preises. Alles was daran angeschraubt wurde ist entweder qualitativ schlecht oder wurde schlecht montiert. In dieser Preisklasse muss man aber eben mit Mehrarbeit oder Nachrüstungen leben. Die Elektronik ist absolut in Ordnung und die Werks-Pickups klingen okay, sind aber vergleichsweise zahm im Output.